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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ist«, ergänzte Barris. »Mögliche Kaufinteressenten könnten sich nach der Menge erkundigen.«
    »Es könnten zum Beispiel fünfzig Gramm Marihuana sein«, fuhr Luckman fort, »oder einfach ganz banaler Shit wie der in dem Joint, den wir gefunden haben. Oder kiloweise Heroin.«
    Dann wieder Barris: »Was ich vorschlage, ist, dass wir das Amt für Drogenmissbrauch anrufen, die zuständigen Beamten über die Situation in Kenntnis setzen und sie bitten, herzukommen und das Dope zu entfernen – das Haus zu durchsuchen, den Stoff zu finden und ihn wegzuschaffen. Wenn wir die ganze Angelegenheit einmal realistisch betrachten, dann müssen wir doch wohl einsehen, dass uns nicht genügend Zeit bleibt, das Haus zu verkaufen. Ich habe vor längerer Zeit einmal die juristischen Implikationen untersucht, die sich aus einer Lage wie dieser ergeben, und dabei festgestellt, dass die meisten Gesetzeskommentare darin übereinstimmen, dass…«
    »Du bist verrückt.« Luckman starrte ihn an, als sei er eine von Jerrys Blattläusen. »Wir sollen das Amt für Drogenmissbrauch anrufen? Dann wimmelt es hier doch in null Komma nichts von Bullen und…«
    »Eben darauf hoffe ich doch. Wir könnten uns alle freiwillig einem Lügendetektor-Test unterziehen, um zu beweisen, dass wir nicht wissen, wo der Stoff ist, um welche Art von Stoff es sich handelt und wer ihn hier versteckt hat. Der Stoff ist ohne unser Wissen und ohne unsere Zustimmung ins Haus gebracht worden. Wenn du den Beamten das erzählst, Bob, wird das etwaige Anschuldigungen gegen dich entkräften… möglicherweise jedenfalls.
    Und natürlich müssen alle Fakten erst von einem ordentlichen Gericht gewürdigt werden.«
    »Andererseits«, sagte Luckman, »haben wir doch unsere eigenen Vorräte. Und von denen wissen wir, wo sie sind… Heißt das, dass wir unsere gesamten Vorräte durchs Klo spülen müssen? Und mal angenommen, wir übersehen was? Scheiße, Mann!«
    »Also gibt es keinen Ausweg«, meldete sich Arctor wieder. »Wir sind wirklich erledigt.«
    In diesem Moment kam Donna Hawthorne aus einem der Schlafzimmer. Sie trug eine merkwürdige, knielange Hose. Offenbar hatte sie geschlafen – ihr Haar war zerwühlt, ihr Gesicht aufgedunsen.
    »Hi«, sagte sie. »Ich bin einfach reingekommen, wie’s auf dem Zettel stand. Ich hab eine Weile rumgesessen und mich dann aufs Ohr gelegt. Auf dem Zettel stand nicht, wann ihr zurückkommen würdet. Warum habt ihr so rumgeschrien? Mann, ihr wart vielleicht laut! Ihr habt mich aufgeweckt.«
    Arctor sah sie scharf an. »Sag mal, hast du gerade eben einen Joint geraucht? Bevor du dich hingelegt hast?«
    »Klar, ohne Joint kann ich nie einschlafen.«
    »Es ist Donnas Kippe«, sagte Luckman. »Gib sie ihr wieder.«
    Mein Gott, dachte Arctor, ich war auf dem gleichen Trip wie Barris und Luckman. Wir sind alle drei auf diesen Wahnsinn abgefahren. Er schüttelte sich, erschauerte, blinzelte. Obwohl ich genau gewusst habe, was hinter der ganzen Sache steckt, bin ich zusammen mit ihnen in dieses ausgeflippte, paranoide Niemandsland hineingeschlittert und habe alles genau so betrachtet wie sie. Wieder dieser trübe Matsch; der gleiche Matsch, der sie bedeckt, bedeckt mich auch; der Matsch dieser öden Traumwelt, in der wir ziellos treiben.
    »Du hast uns gerettet«, sagte er zu Donna.
    »Was hab ich?«, entgegnete sie, verwirrt und schläfrig.
    Nicht das, was ich bin, dachte er, oder das, was ich über die Vorgänge wusste, die heute hier ablaufen sollten, sondern diese Braut – sie hat meinen Kopf wieder zurechtgerückt, hat uns alle drei aus diesem Niemandsland herausgeholt. Eine kleine, schwarzhaarige Braut mit irren Klamotten, über die ich regelmäßig Bericht erstatte, der ich mit allen nur denkbaren Tricks meine wahre Identität verheimliche und die ich hoffentlich bald mal ficken werde… Noch so eine Welt, in der Tricks und Ficks alles sind, was wirklich zählt. Und dieses scharfe Mädchen ist der Mittelpunkt davon – ein Fixpunkt der Vernunft, durch dessen Existenz wir wieder eingeklinkt sind. Was wäre sonst wohl noch mit uns passiert? Wir waren ja schon völlig weggetreten, wir alle drei.
    Und das nicht zum ersten Mal. Nicht einmal zum ersten Mal an diesem Tag.
    »Ihr solltet eure Bude nicht so offen lassen«, sagte Donna. »Man könnte euch das ganze Haus leer räumen und ihr wärt selber schuld daran. Sogar die gigantischen kapitalistischen Versicherungsgesellschaften sagen, dass sie nichts zahlen, wenn man eine Tür oder ein

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