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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Fenster offen lässt. Das ist eigentlich der Hauptgrund, warum ich reingekommen bin, als ich den Zettel gesehen habe. Ich dachte, es wäre jemand hier, wenn das Haus nicht abgeschlossen ist.«
    »Wie lange bist du denn schon hier?«, fragte Arctor. Vielleicht hatte ihre Anwesenheit ja die Verwanzung verhindert. Vielleicht nicht. Wahrscheinlich nicht.
    Donna warf einen Blick auf ihre Timex, die Arctor für zwanzig Dollar gekauft und ihr geschenkt hatte. »Ungefähr seit 38 Minuten. Hey…« Ihr Gesicht hellte sich auf. »Bob, ich hab das Buch über die Wölfe mitgebracht – hast du Lust, dir’s jetzt mal anzusehen? Das Buch schafft dich, wirklich.«
    »Das ganze Leben«, sagte Barris, als würde er zu sich selbst sprechen, »schafft dich, sonst gar nichts. Es gibt nur diesen einen Trip und der bringt am Ende jeden und alles ins Grab.«
    »Sag mal, hab ich wirklich gehört, dass du das Haus verkaufen willst?«, fragte Donna Arctor. »Oder hab ich… hab ich das alles bloß geträumt? Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen – was ich gehört hab, klang alles so weggetreten, so verrückt.«
    »Wir sind alle am Träumen«, erwiderte Arctor und dachte: Wenn ein Süchtiger der Einzige in seiner Umgebung ist, der nicht weiß, dass er süchtig ist, dann ist vielleicht gerade der, der nicht weiß, ob jemand meint, was er sagt, dieser Jemand selbst. Er fragte sich, wie viel er von dem Geschwafel, das Donna mitbekommen hatte, ernst gemeint hatte. Und er fragte sich, wie viel von dem heute zutage getretenen Wahnsinn, seinem heute zutage getretenen Wahnsinn, echt und wie viel sozusagen induziert gewesen war – eine Art Kontakt-Irresein, das sich aus der Situation heraus ergeben hatte. Donna war für ihn schon immer ein Dreh- und Angelpunkt der Wirklichkeit – für sie war die Frage, die sie ihm gestellt hatte, grundsätzlich und naheliegend. Und er sehnte sich von ganzem Herzen danach, ihr eine Antwort darauf geben zu können.
    Aber er konnte es nicht.

 
Sieben
     
    Am nächsten Tag erschien Fred in seinem Jedermann-Anzug, um sich über die Verwanzungsinstallation zu informieren.
    »Die Aufnahmen der sechs Holo-Kameras, die nun im Haus installiert sind – wir denken, dass sechs vorerst genügen –, werden in ein Kontrollzentrum gesendet, das sich in einem Apartment ein kleines Stück die Straße hinunter befindet«, erläuterte Hank und breitete einen Grundriss von Bob Arctors Haus auf einem Metalltisch aus, der zwischen ihnen stand. Als Fred den Grundriss sah, begann er etwas zu frösteln. Er studierte die Stellen, an denen die Kameras angebracht worden waren, gleichmäßig verteilt, sodass jeder Winkel ständig optisch und akustisch überwacht werden konnte. »Also sehe ich mir die Bänder in diesem Apartment an«, sagte er.
    »Ja, wir benutzen dieses Apartment als Kontrollzentrum für acht – jetzt neun – Häuser oder Apartments, die wir in dieser Gegend unter Überwachung halten. Sie werden also öfters anderen Agenten begegnen, die an den Monitoren ihre Bänder abspielen. Tragen Sie demnach immer Ihren Anzug!«
    »Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass man mich sieht, wenn ich in das Apartment gehe. Es liegt zu nahe bei Arctors Haus.«
    »Kann schon sein, aber der Komplex ist riesig – hunderte von Wohneinheiten. Außerdem war es das einzige Apartment, das die richtigen Voraussetzungen für die notwendigen elektronischen Installationen bot. Wir werden uns damit behelfen müssen, wenigstens so lange, bis wir mit Hilfe eines Räumungsbefehls ein anderes Apartment in einem weiter entfernten Komplex bekommen können. Wir haben uns schon dahinter geklemmt – zwei Blocks weiter weg, da werden Sie weniger Verdacht erregen. Ich schätze, in einer Woche oder so ist die Sache über die Bühne. Wenn sich holografische Bilder in guter Auflösung durch MikroRelais-Kabel oder durch die Kabelfernsehleitungen älteren Typs schicken ließen, dann…«
    »Ich werde einfach einen Vorwand erfinden, falls Arctor oder Luckman oder ein anderer dieser Freaks mich dabei beobachtet, wie ich das Haus betrete. Zum Beispiel könnte ich ihnen erzählen, dass da eine Nutte wohnt, die ich manchmal bumse.« In Wirklichkeit komplizierte die Lage des Apartments die Dinge gar nicht so sehr; tatsächlich ersparte sie Fred sogar lange Anfahrzeiten, für die er nicht bezahlt wurde – ein wichtiger Faktor. Er konnte mal eben zwischendurch ins Kontrollzentrum rüberschlendern, sich die Bänder ansehen, entscheiden, was für seine Berichte wichtig

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