Der dunkle Schirm
heruntergekommen, dass es sich nicht lohnen würde, es zu übernehmen. Zu hohe Kosten.«
»In welcher Hinsicht? In welcher Weise heruntergekommen?«
»Das Dach.«
»Das Dach ist perfekt.«
»Der Innen- und der Außenanstrich. Der Zustand der Böden. Die Küchenschränke…«
»Unsinn«, schnarrte der Fred-Anzug. »Okay, Arctor hat vielleicht nichts dagegen unternommen, dass sich das Geschirr und der Müll nur so stapeln, und Staub gewischt hat er auch nicht, aber schließlich leben da ja auch drei Kerle ohne Bräute! Seine Frau hat ihn verlassen – und normalerweise kümmern sich doch Frauen um diesen ganzen Kram. Wenn Donna Hawthorne eingezogen wäre – und Arctor hat sie darum gebeten, ja, er hat sie richtig angebettelt deswegen –, dann hätte sie bestimmt für Ordnung gesorgt. Jedenfalls könnte ein professioneller Reinigungsservice das ganze Haus in einem halben Tag wieder in Toppzustand bringen, soweit’s ums Saubermachen geht. Was das Dach betrifft, da ärgere ich mich wirklich drüber, weil…«
»Dann empfehlen Sie also offiziell, dass wir das Haus erwerben – nachdem Arctor festgenommen wurde und sein Besitzanspruch erloschen ist?«
Fred, der Anzug, starrte Hank an.
»Nun?« Der Kugelschreiber schwebte bereits über dem entsprechenden Formular.
»Ich hab dazu überhaupt keine Meinung. Mir ist das alles ganz egal.« Fred erhob sich von seinem Stuhl.
»Sie werden doch noch nicht gehen wollen.« Hank bedeutete ihm, wieder Platz zu nehmen. Dann zog er ein weiteres Blatt aus den Unterlagen auf seinem Schreibtisch. »Ich habe hier ein Memorandum…«
»Sie haben immer Memoranden«, unterbrach ihn Fred. »Für uns alle.«
»In diesem Memorandum«, fuhr Hank fort, »werde ich angewiesen, Sie hinüber ins Zimmer 203 zu schicken – bevor Sie heute das Haus verlassen.«
»Wenn es wegen dem Anti-Drogen-Vortrag ist, den ich im Lions Club gehalten habe – dafür hat man mich schon zusammengeschissen.«
»Nein, darum geht es diesmal nicht.« Hank warf ihm den zerknüllten Zettel zu. »Diesmal ist es was anderes. Ich bin für heute fertig mit Ihnen – warum setzen Sie sich also nicht in Bewegung und bringen es hinter sich?«
Zimmer 203 erwies sich als vollständig weißer Raum mit stählernen Beleuchtungskörpern, stählernen Sesseln und einem stählernen Schreibtisch, das alles festgeschraubt – ein Raum wie in einem Krankenhaus, blitzblank, steril und kalt. Grelles Licht stach Fred in die Augen. Eine Personenwaage rechts an der Wand, an der ein Schild mit der Aufschrift NACHJUSTIERUNG NUR DURCH ANGEHÖRIGE DES TECHNISCHEN PERSONALS prangte, verstärkte den Krankenhauseindruck noch. Als er eintrat, blickten ihm zwei Polizeibeamte in voller Uniform entgegen – spezielle Ärmelstreifen wiesen sie allerdings als medizinische Beamte im ärztlichen Stab des Sheriff-Büros von Orange County aus.
»Sie sind Officer Fred?«, fragte der eine, der einen Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart trug.
»Ja, Sir.« Fred fühlte sich seltsam ängstlich.
»Okay, Fred, lassen Sie mich zunächst eine grundsätzliche Tatsache klarstellen: Wie Sie zweifellos wissen, werden sämtliche Sitzungen, in denen Sie Ihre Aufträge erhalten oder Bericht erstatten, aufgezeichnet und später noch einmal abgespielt – für den Fall, dass bei den Sitzungen selbst etwas übersehen wurde. Das ist natürlich eine reine Routineangelegenheit und gilt für alle Beamten, die hier zur mündlichen Berichterstattung erscheinen, nicht nur für Sie.«
Darauf ergriff der andere medizinische Beamte das Wort: »Diese Regelung betrifft auch alle sonstigen Kontakte mit Ihrer Abteilung, etwa Telefongespräche, sowie alle übrigen dienstlichen Aktivitäten, wie beispielsweise die öffentliche Ansprache, die Sie kürzlich in Anaheim vor dem Rotary Club gehalten haben.«
»Lions Club«, korrigierte Fred.
»Nehmen Sie Substanz T?«, fragte der medizinische Beamte zu seiner Linken.
»Diese Frage«, fuhr der andere fort, »ist natürlich trivial, da wir es als gegeben ansehen, dass Sie durch Ihre Arbeit dazu gezwungen sind. Antworten Sie also nicht. Nicht, dass es Sie belasten könnte, aber es ist einfach trivial.« Er deutete auf den Schreibtisch, auf dem ein Stapel Blöcke und jede Menge Krimskrams lagen, darunter grellbunte Gegenstände aus Plastik und andere Objekte, die Fred nicht identifizieren konnte. »Kommen Sie hier herüber und setzen Sie sich, Officer Fred. Wir werden Sie einigen einfachen Tests unterziehen. Das wird nicht viel von Ihrer Zeit
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