Der dunkle Schirm
jeder Nanosekunde projiziert wurden – bis auf das nächste Sample umgeschaltet wurde. Um seinen Jedermann-
Anzug noch effektiver zu machen, programmierte S. A.
Powers den Computer darauf, die Abfolge der körperlichen Merkmale, die bei jedem Durchlauf auf der Mem-
brane erschienen, nach Zufallskriterien zu variieren. Und um den Kostenfaktor möglichst niedrig zu halten (den Leuten von der Regierung imponierte so etwas immer
besonders), verwendete Powers als Material für die
Membrane bisher unverwertbare Abfallprodukte eines
großen Industrieunternehmens, das bereits Geschäfte mit Washington betrieb.
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Powers’ Konzeption machte den Träger des Jeder-
mann-Anzugs (wenngleich natürlich nur innerhalb des Limits von eineinhalb Millionen Sub-Bits, die der Computer speichern und miteinander kombinieren konnte) stündlich zu jedem Mann und zu jeder Frau. Daher war es völlig sinnlos, den Träger – oder die Trägerin – eines solchen Anzugs beschreiben zu wollen. Unnötig zu er-wähnen, daß S. A. Powers natürlich auch seine eigenen, ganz persönlichen physiognomischen Charakteristika in die Speicherbänke des Computers eingespeist hatte, damit aus dem rasenden Wirbel der aufgespaltenen Ge-
sichtszüge auch sein eigenes Gesicht manchmal an die Oberfläche tauchte, vom Computer zufällig wieder aus seinen einzelnen Bestandteilen zusammengesetzt … ein Ereignis, das nach Powers’ Berechnungen pro Anzug
durchschnittlich alle fünfzig Jahre eintreten würde. Das aber natürlich nur, wenn der jeweilige Anzug lange genug in Betrieb war. Einen größeren Anspruch auf Un-
sterblichkeit konnte Powers nicht erheben.
»Bühne frei für den vagen Fleck!« sagte der Ver-
sammlungsleiter laut, und ein allgemeines Beifallklat-schen hob an.
Im Innern seines Jedermann-Anzugs seufzte Fred –
der zugleich auch Robert Arctor war – unhörbar und
dachte: Das ist alles so fürchterlich.
Einmal im Monat wählte das Amt für Drogenmiß-
brauch des Orange County nach Zufallskriterien einen Geheimen Rauschgift-Agenten aus und beauftragten ihn damit, vor einer Versammlung von Hohlköpfen wie diesen hier zu sprechen. Heute war er, Fred, an der Reihe.
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Als er nun den Blick über seine Zuhörer schweifen ließ, begriff er, wie sehr er Spießer verabscheute. Sie fanden immer alles toll. Sie lächelten. Sie unterhielten sich groß-
artig.
Vielleicht hatte der Miniaturcomputer seines Jeder-
mann-Anzugs in diesem Augenblick aus der unendlich
großen Zahl von gespeicherten Komponenten S. A. Po-
wers zusammengesetzt und auf die Oberfläche der Membrane projiziert.
»Aber Spaß beiseite«, sagte der Versammlungsleiter,
»dieser Mann hier …« Er hielt inne und versuchte
krampfhaft, die richtigen Worte zu finden.
»Fred«, sagte Bob Arctor. »S. A. Fred.«
»Ja, richtig, Fred.« Der Versammlungsleiter gewann
seine bisherige Sicherheit wieder zurück und nahm den Faden wieder auf, während er zugleich seine Zuhörer-schaft anstrahlte.
»Wie Sie selbst hören können, ähnelt Freds Stimme
einer jener Computerstimmen, die ertönt, wenn Sie drü-
ben in San Diego am Schalter einer Bank vorfahren – sie ist vollkommen tonlos und so künstlich wie die eines Roboters. Mit dieser Stimme, die im Geist eines Zuhörers keinerlei bleibende Eindrücke hinterläßt, spricht Fred auch, wenn er seinen Vorgesetzten im Amt für Drogenmißbrauch Bericht erstattet.« Er legte eine bedeutungsschwere Pause ein. »Sie müssen wissen, daß jeder Geheime Rauschgift-Agent durch seinen Einsatz ein gräßliches Risiko eingeht. Es ist wohl kein Geheimnis mehr, daß es den Kräften, die hinter dem Drogenhandel stehen, wahrscheinlich überall in unserem Land gelungen ist, die 42
für die Bekämpfung des Drogenmißbrauchs zuständigen Behörden mit erschreckendem Geschick auf allen Ebenen zu infiltrieren. Nach Meinung der am besten informierten Experten dürfte an dieser Tatsache kein Zweifel mehr bestehen. Und eben darum ist der Jedermann-Anzug eine notwendige Schutzmaßnahme, damit das Le-
ben dieser wagemutigen und ihrer Sache treu ergebenen Männer nicht in Gefahr gerät.«
Schwacher Applaus für den Jedermann-Anzug. Und
dann erwartungsvolle Blicke, die sich auf Fred richten, der im Innern seiner Membrane lauert.
»Wenn Fred jedoch vor Ort, in der Drogenszene also, arbeitet«, fügte der Versammlungsleiter abschließend noch hinzu, als er sich vom Mikrophon entfernte, um Platz für Fred zu machen, »trägt er diesen Anzug
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