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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schlußfolgerte Bogen daraus: »Ich bin
    [wie Wigan] der Ansicht, daß jeder von uns zwei Persön-lichkeiten in einer Person vereinigt. Natürlich wirft diese Hypothese eine Unzahl von Einzelfragen auf, die noch beantwortet werden müssen. Aber in erster Linie gilt es, dem Hauptwiderstand gegen Wigans Theorie entgegenzutreten: nämlich dem uns allen eigenen subjektiven Empfinden, daß jeder Mensch in sich eine unauflösliche Einheit ist. Dieser Glaube an die menschliche Ganzheit wird in unserer westlichen Kultur nach wie vor hoch-gehalten. …«
    »… Objekt handelt. Sodann zeigen Sie uns bitte, wo
    genau es sich innerhalb des Gesamtfeldes befindet.«
    Ich werde hier für dumm verkauft, dachte Fred. »Was soll das alles eigentlich?« sagte er, wobei er nicht das Diagramm, sondern den medizinischen Assistenten anstarrte. »Ich wette, Sie machen das nur wegen der Rede vor dem Lions-Club?« sagte er. Er zweifelte keinen Augenblick lang daran.
    Der ihm gegenübersitzende Assistent sagte:»Bei vie-
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    len von denen, die Substanz T nehmen, tritt eine Spaltung zwischen der rechten und der linken Hemisphäre des Gehirns auf. Das führt zu einem Verlust der Fähigkeit zur angemessenen Gestalt-Wahrnehmung, was ein
    Defekt innerhalb sowohl das des perzeptiven als auch des kognitiven Systems ist, obwohl das kognitive System scheinbar weiterhin normal funktioniert. Aber die Daten, die das kognitive System nun vom perzeptiven System empfängt, sind bereits durch diese Spaltung deformiert, so daß auch das kognitive System nach und nach immer mehr versagt, fortschreitend immer weiter verfällt. Haben Sie das vertraute Objekt in dieser Strichzeichnung ausfindig gemacht? Können Sie es mir zeigen?«
    Fred sagte: »Sie meinen damit nicht die Ablagerung
    von Schwermetallspuren in den Synapsen, wo die Nerven-impulse verarbeitet werden, nicht wahr? Irreversible –«
    »Nein«, sagte der Assistent, der neben dem Tisch
    stand. »Das ist kein herkömmlicher Hirnschaden, sondern eine Art Toxizität, eine Gehirntoxizität. Eine toxi-sche Gehirnpsychose, die das perzeptive System schä-
    digt, indem sie es spaltet. Was da vor Ihnen liegt, dieser OH-Test, mißt den Grad der Handlungsfähigkeit Ihres perzeptiven Systems als ein einheitliches Ganzes. Können Sie die Form hier sehen? Sie sollte Ihnen geradewegs ins Auge springen. «
    »Ich sehe eine Coke-Flasche«, sagte Fred.
    »Eine Limonadenflasche ist die richtige Antwort«,
    sagte der sitzende Assistent, nahm mit einem raschen Griff die Zeichnung weg und ersetzte sie durch eine neue. »Haben Sie etwas Ungewöhnliches festgestellt, als 195
    Sie meine Rapporte und das alles studiert haben? Irgendwas in Richtung Matschbirne?« Es liegt an der Re-de, dachte er. »Was ist mit der Rede, die ich gehalten habe?« sagte er. »Habe ich da bilaterale Dysfunktionen gezeigt? Bin ich darum zu diesen Tests hierhergeschleift worden?« Er hatte mal etwas über diese Gehirnspaltungs-teste gelesen, die die Abteilung von Zeit zu Zeit durchführen ließ.
    »Nein, das hier ist eine reine Routinemaßnahme«, sag-te der sitzende Assistent. »Wir wissen schließlich, Beamter Fred, daß es für Geheime Rauschgift-Agenten oft notwendig ist, im Zuge der Ausübung ihrer Pflicht Drogen zu nehmen; die, deren Einweisung in staatliche –«
    »Für immer?« fragte Fred.
    »Nur in den seltensten Fällen für immer. Um es noch einmal zu wiederholen: Es handelt sich hierbei um eine Art Verseuchung der Wahrnehmung, die im Laufe der Zeit
    durchaus von selbst wieder verschwinden mag, wenn –«
    »Trübe«, sagte Fred. »Trüber Schmant, der sich über alles legt.«
    »Haben Sie manchmal Überlagerungseffekte?« fragte
    ihn plötzlich einer der Assistenten.
    »Was?« sagte er unsicher.
    »Zwischen den Hemisphären. Wenn in der linken
    Hemisphäre, wo das Sprachzentrum normalerweise ver-
    ortet ist, ein Schaden entsteht, dann übernimmt die rechte Gehirnhälfte oft die ausgefallenen Funktionen, so gut sie das kann.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich bin mir dessen nicht bewußt.«
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    »Gedanken, die nicht Ihre eigenen zu sein scheinen.
    Etwa so, als ob noch eine andere Person, ein anderer Geist in Ihrem Kopf denken. Aber ganz anders, ab Sie normalerweise denken würden. Sogar ausländische Worte, die Sie nicht kennen. Man erlernt so etwas oft irgendwann im Leben durch periphere Perception.«
    »Nichts in der Art. Ich hätte das bemerkt.«
    »Wahrscheinlich. Nach den Berichten, die Leute mit
    einer Schädigung der

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