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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Moralvorstellungen. Ich bin, was ich bin. Und ich fahre nun mal auf Hasch ab. Es ist mein Leben.«
    »Schon mal Bilder von einem dieser alten Opiumrau-
    cher gesehen, wie es sie früher in China gab? Oder von einem Hasch-Raucher heutzutage in Indien? Weißt du, wie die hinterher mal aussehen, wenn sie älter werden?«
    Donna sagte: »Ich rechne gar nicht damit, lange zu leben. Also? Ich will gar nicht lange hier rumhängen. Du etwa? Warum? Was ist denn so toll an dieser Welt? Hast du eigentlich mal gesehen – Scheiße, denk doch bloß mal an Jerry Fabin; schau dir jemanden an, der sich zu viel Substanz T in den Kopf geknallt hat. Gibt dir diese Welt wirklich was, Bob? Sie ist doch nur eine Zwischenstation auf dem Weg in die nächste, wo sie uns dafür bestrafen, daß wir von Natur aus bös sind –«
    »Du bist ja tatsächlich eine Katholikin.«
    »Wir werden sowieso bestraft. Wenn du also dann und wann mal auf ‘n Trip gehen kannst, dann tu’s, zum Teufel noch mal. Neulich war ich fast verunglückt, als ich mit meinem MG zur Arbeit gefahren bin. Ich hatte das 270
    Acht-Kanal-Stereo voll auf und rauchte gerade meine Hasch-Pfeife, und da hab’ ich diesen alten Macker in seinem 84er Ford Imperator nicht gesehen –«
    »Du bist ja total behämmert«, sagte er. »Super be-
    hämmert.«
    »Weißt du, ich werde früh sterben. Auf jeden Fall.
    Egal, was ich tue. Vielleicht auf dem Freeway. Hast du eigentlich schon bemerkt, daß die Bremsen an meinem MG völlig durch sind? Und ich hab’ mir dieses Jahr
    schon vier Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit eingehandelt. Jetzt muß ich wieder zum Verkehrsunterricht gehen. Mann, das fuckt einen ab. Sechs ganze Monate lang.«
    »Eines Tages«, sagte er, »werde ich dich also urplötzlich nie mehr sehen. Richtig? Nie wieder.«
    »Wegen des Verkehrsunterrichts? Nein, nach den
    sechs Monaten –«
    »Weil du auf dem Friedhof liegst«, erläuterte er.
    »Ausradiert, bevor du nach kalifornischem Recht alt genug bist, um dir eine Dose Bier oder eine Flasche
    Schnaps zu kaufen. «
    »Yeah!« rief Donna lebhaft aus. »Der Southern Com-
    fort! Also los! Soll’n wir uns jetzt ‘ne Pulle Southern Comfort reinziehen und uns dann die Affen-Streifen rein-tun? Soll’n wir? Es sind immer noch acht übrig, darunter auch der –«
    »Hör mir doch mal zu«, sagte Bob Arctor und legte
    seine Hand auf ihre Schulter; instinktiv entzog sie sich ihm.
    »Nein«, sagte sie.
    271
    Er sagte: »Weißt du, was sie dich ein einziges Mal
    machen lassen sollten? Vielleicht nur ein einziges Mal?
    Sie sollten dir erlauben, in einen Laden zu gehen und dir ganz legal eine Dose Bier zu kaufen.«
    »Warum?« sagte sie verblüfft.
    »Als Geschenk für dich, weil du gut bist«, sagte er.
    »Einmal haben sie Alkohol an mich ausgeschenkt!«
    rief Donna voller Begeisterung aus. »In einer Bar! Die Cocktail-Kellnerin – ich hatte mich richtig in Schale geworfen und war mit ‘nen paar anderen Leuten da – hat mich gefragt, was ich denn wünsche, und ich hab’ gesagt: ‘Ich hätte gerne einen Wodka Collins’, und sie hat mich tatsächlich bedient! Das war übrigens im La Paz, ‘n echt dufter Laden. Wow, kannst du dir das vorstellen?
    Ich hab’ das mal in ‘ner Werbung gesehen und mir gemerkt, den Wodka Collins, meine ich. Damit ich, wenn man mich irgendwann mal in ‘ner Bar fragen würde,
    auch ganz cool klingen würde. Irre, was?« Plötzlich hakte sie sich bei ihm ein und drückte sich an ihn, während sie die Straße entlangschlenderten, etwas, was sie sonst fast nie tat. »Das war der allertollste Supertrip meines Lebens.«
    »Ich glaube«, sagte er, »dann hast du dein Geschenk wohl schon bekommen. Das eine, wunderbare Geschenk.«
    »Ich find’ das toll«, sagte Donna. »Ich find’ das echt toll! Natürlich haben sie mir hinterher erzählt – die Leute, mit denen ich zusammen da war, meine ich –, daß ich mir einen mexikanischen Drink hätte bestellen müssen, zum Beispiel einen Tequila Sunrise, weil das eben so 272
    eine Art mexikanische Bar ist, die im La Paz-Restaurant.
    Beim nächsten Mal werde ich das natürlich wissen; ich hab’s oben in meinem Gedächtnisspeicher aufgezeichnet, für den Fall, daß ich da mal wieder hingehe. Weißt du, was ich eines Tages tun werde, Bob? Ich werde nach
    Norden ziehen, nach Oregon, und im Schnee leben. Ich werde jeden Morgen den Schnee vor dem Eingang weg-schaufeln. Und ein kleines Haus haben und einen Gemü-
    segarten.«
    Er sagte: »Dafür mußt du

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