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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sparen. Dein ganzes Geld
    sparen. So was ist teuer.«
    Donna streifte ihn mit einem seltsam verlegenen
    Blick. »Es klappt bestimmt. Er wird schon dafür sorgen.«
    »Wer?«
    »Na, du weißt schon.« Ihre Stimme klang weich, als
    sie ihn an ihrem Geheimnis teilhaben ließ, ihm ihr Geheimnis offenbarte, weil er, Bob Arctor, ihr Freund war und sie ihm vertrauen konnte. »Mister Wunderbar. Ich weiß ganz genau, wie er sein wird – er wird einen Aston-Martin fahren und mich darin nach Norden mitnehmen.
    Und genau da steht das kleine, altmodische Haus im
    Schnee, nördlich von hier.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Schnee soll doch ganz hübsch sein, nicht wahr?«
    Er sagte: »Weißt du das nicht selbst?«
    »Ich bin noch nie im Schnee gewesen, außer einmal
    oben in den Bergen in San Berdoo, und da war es mehr Graupelregen als Schnee, und ich bin im Schlamm aus-gerutscht und voll auf die Schnauze geflogen. Solchen Schnee meine ich nicht; ich meine richtigen Schnee.«
    Bob Arctors Herz wurde schwer. Er kannte dieses Ge-
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    fühl nur zu gut. »Bist du dir da ganz sicher? Es wird wirklich so kommen?«
    »Es wird so kommen!« Sie nickte. »Es steht für mich in den Karten.«
    Schweigend gingen sie dann weiter. Zurück zu Don-
    nas Bude, um ihren MG zu holen. Donna, eingehüllt in ihre eigenen Träume und Pläne; und er – er mußte plötzlich wieder an Barris denken, an Luckman und Hank und das Kontroll-Zentrum. Und an Fred.
    »Hey, du«, sagte er, »kann ich mit dir nach Oregon
    gehen? Wenn du hier endgültig deinen Abflug machst?«
    Sie lächelte ihn an, sanft und so voller Zärtlichkeit, daß es weh tat. Und er begriff, daß die Antwort nein lautete.
    Und weil es sie so gut kannte, verstand er auch, daß sie es wirklich so meinte. Und daran würde sich nichts ändern. Er erschauerte.
    »Ist dir kalt?« fragte sie.
    »Yeah«, sagte er. »Sehr.«
    »Die Heizung in meinem MG ist echt Spitze«, sagte
    sie. »Wir drehen sie einfach voll auf, wenn wir im Drive-in sind … dann kannst du dich richtig schön aufwär-
    men.« Sie nahm seine Hand, drückte sie, hielt sie fest, und dann, ganz plötzlich, ließ sie sie wieder los.
    Aber der Nachklang dieser kurzen Berührung blieb
    noch lange in ihm, in seinem Herzen. Wenigstens das blieb ihm. In all den Jahren seines Lebens, die noch vor ihm lagen, in den langen Jahren ohne sie, ohne die Hof-fung, sie jemals wiederzusehen oder etwas von ihr zu hören oder etwas über sie zu erfahren, nicht einmal, ob sie lebte oder glücklich war oder tot oder was auch im-274
    mer, blieb die Erinnerung an diese Berührung in ihm beschlossen, eingesiegelt in seinem Innern, und verließ ihn nie. Die Erinnerung an diese eine kurze Berührung ihrer Hand.

    *

    Er nahm einen netten kleinen Nadel-Freak namens Connie mit zu sich nach Hause, um sie im Austausch dafür zu bumsen, daß er ihr ein Päckchen mit zehn Mex-Hits gegeben hatte.
    Das Mädchen – sie war mager und hatte merkwürdig
    glattes Haar – setzte sich auf die Bettkante und kämmte sich; es war das erste Mal, daß sie mit ihm mitgekommen war – er hatte sie auf einer Fixerparty kennengelernt –, und er wußte sehr wenig über sie, obwohl er doch ihre Telefonnummer schon seit Wochen mit sich herumtrug.
    Da sie ein Nadel-Freak war, war sie natürlich frigide, aber das törnte ihn durchaus nicht ab; Sex war ihr letztlich gleichgültig, weil sie kein Vergnügen daran hatte, aber andererseits machte es ihr deshalb auch nichts aus, welche Art von Sex es war.
    Das merkte man sofort, wenn man sie einfach nur an-
    schaute. Connie saß halb ausgezogen da, schon ohne
    Schuhe, eine Haarklammer im Mund, gleichgültig vor
    sich hin starrend, offensichtlich irgendwo in ihrem Kopf auf einem Trip unterwegs. Ihr längliches, knochiges Gesicht war herb und irgendwie ausdrucksvoll; wahrscheinlich, entschied er, weil die Knochen, besonders die Kie-ferlinien, so stark hervortreten. Auf der rechten Wange 275
    hatte sie einen Pickel. Zweifellos kümmerte sie das nicht, ja, wahrscheinlich bemerkte sie ihn nicht einmal; genau wie Sex bedeuteten ihr auch Pickel herzlich wenig.
    Vielleicht konnte sie nicht einmal einen Unterschied erkennen. Für sie, die sie schon lange an der Nadel hing, mochten Sex und Pickel vielleicht etwas ganz Ähnliches oder sogar das gleiche sein. Was für ein Gedanke, dachte er, dieser flüchtige Einblick in die Gedankenwelt eines Fixers.
    »Hast du eine Zahnbürste, die ich benutzen kann?«
    sagte Connie; sie war ein bißchen

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