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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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man
    endlich stirbt, und es gibt kein Gegengift. Ein unvorstellbar schmerzhafter Tod. Nur ein Fachmann kann bei
    wildwachsenden Pilzen mit Bestimmtheit sagen, was er da eigentlich gesammelt hat.«
    »Ich weiß«, sagte Fred und notierte sich die abtei-
    lungsinternen Kennziffern dieses Bandabschnitts.
    Barris wählte schon wieder.
    »Wegen was kann man ihn dafür eigentlich belan-
    gen?« sagte Fred.
    »Wegen irreführender Werbung«, sagte einer der an-
    deren Jedermann-Anzüge, und beide lachten und kehrten an ihre eigenen Schirme zurück. Fred beobachtete weiter.
    Auf Holo-Monitor Vier öffnete sich die Vordertür des Hauses, und ein ziemlich entmutigt wirkender Bob Arctor trat ein. »Hi.«
    »Howdy«, sagte Barris, sammelte rasch seine Kapseln ein und stopfte sie sich in die Tasche. »Na, bist du bei Donna weitergekommen?« kicherte er. »Vielleicht sogar an mehreren Angriffspunkten, eh?«
    »Schnauze«, sagte Arctor und verschwand von Holo-
    Monitor Vier, nur um einen Moment später in seinem
    Schlafzimmer in den Erfassungsbereich von Kamera
    Fünf zu treten. Nachdem er die Tür mit einem Tritt hinter sich ins Schloß befördert hatte, holte Arctor eine Reihe von Plastikbeuteln hervor, die mit weißen Tabletten ge-283
    füllt waren; er blieb einen Augenblick lang unentschlossen mitten im Raum stehen und stopfte sie dann unter das Bettzeug, um sie vor neugierigen Blicken zu verbergen.
    Dann erst zog er sich den Mantel aus. Er wirkte müde und deprimiert; tiefe Linien hatten sich in sein Gesicht eingegraben.
    Eine Weile saß Bob Arctor nun auf der Kante seines
    ungemachten Betts, ganz allein. Schließlich schüttelte er den Kopf, erhob sich, stand unentschlossen da … dann strich er sich das Haar glatt und verließ das Zimmer, um wieder zu Barris zu gehen, wodurch er erneut in den Bereich der zentralen Wohnzimmerkamera kam. Während
    dieser Zeit war Kamera Zwei Zeuge gewesen, wie Barris die braune Tüte mit den Pilzen unter den Polstern der Couch versteckt und das pilzkundliche Buch zurück in das Bücherregal gestellt hatte, wo es nicht auffallen würde.
    »Was hast du heute gemacht?« fragte Arctor ihn.
    Barris erklärte: »Nachforschungen angestellt.«
    »Über was?«
    »Über die besonderen Merkmale gewisser pilzartiger
    Daseinsformen mit recht heiklen Eigenschaften.« Barris kicherte. »Ist wohl nicht so gut gelaufen bei dem kleinen Fräulein mit den großen Titten, was?«
    Arctor musterte ihn eingehend und ging dann in die
    Küche, um die Kaffeemaschine einzustöpseln.
    Barris folgte ihm gemächlich. »Bob«, sagte er, »es tut mir leid, wenn ich irgendwas gesagt habe, was dich verletzt hat.« Während Arctor darauf wartete, daß der Kaffee heiß wurde, lungerte Barris bei ihm in der Küche herum und trommelte und summte ziellos vor sich hin.
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    »Wo ist Luckman?«
    »Vermutlich irgendwo draußen unterwegs, um eine
    Telefonzelle zu knacken. Er hat deinen hydraulischen Wagenheber mitgenommen; für gewöhnlich heißt das,
    daß er vorhat, eine Telefonzelle auszunehmen,
    stimmt’s?«
    »Mit meinem Wagenheber«, echote Arctor.
    »Du weißt«, sagte Barris, »daß du jederzeit mit meiner professionellen Unterstützung rechnen kannst, wenn du weitere Versuche unternimmst, das kleine Fräulein an-zumachen und –«
    Fred ließ das Band im Schnellvorlauf vorwärtsschie-
    ßen. Schließlich zeigte der Zähler einen Zwei-Stunden-Sprung an.
    »– bezahl’ endlich deine gottverdammte Miete oder
    mach’ dich an die Arbeit am Cephskop, verflucht noch mal«, sagte Arctor hitzig zu Barris.
    »Ich habe bereits Widerstände bestellt, die –«
    Erneut spulte Fred das Band vorwärts. Weitere zwei
    Stunden verstrichen.
    Jetzt zeigte Holo-Monitor Fünf, daß Arctor in seinem Schlafzimmer im Bett lag. Ein auf KNX eingestellter Radiowecker spielte leise und verschwommen Folk-Rock. Auf Monitor Zwei war Barris zu erkennen, der
    allein im Wohnzimmer saß und wieder in dem pilzkundlichen Buch las. Lange Zeit tat keiner der beiden Männer besonders viel. Einmal bewegte sich Arctor und streckte die Hand nach dem Radio aus, um den Lautstärkeregler höherzudrehen, weil gerade ein Song gespielt wurde, den er offenbar mochte. Im Wohnzimmer las Barris immer
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    weiter; er rührte sich kaum. Arctor lag jetzt wieder reglos auf seinem Bett.
    Das Telefon klingelte. Barris griff nach dem Hörer
    und hob ihn an sein Ohr. »Hallo?«
    Aus dem Lautsprecher neben Fred drang die Stimme
    des Anrufers, eines Mannes: »Mister Arctor?«
    »Ja,

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