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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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gewöhnlichen Verbrechen, weil sie eine Korruption der Seele bedeute und darum bis in alle Ewigkeit wirke.«
    »Ah.« Sein Vater lächelte stolz. »Gut aufgepasst, mein Sohn.«
    »Hör auf ihn, Vater«, bat Nick noch einmal beschwörend. »Er hat recht, weißt du. Wir brauchen dich hier noch ein Weilchen.«
    Lord Waringham nickte. »Wie ich bereits sagte: Ich bin kein Ketzer. Und jetzt komm. Lass uns essen.«
    »Komisch. Ich hab gar keinen Hunger mehr.«
    »Nick, Nick, du bist wieder da!« Raymond stand auf, rannte auf ihn zu und sprang ungestüm zu ihm hoch.
    Lachend fing Nick seinen kleinen Bruder auf. »Ray! Du meine Güte. Du bist ein richtiger Kerl geworden.« Er stellte ihn wieder auf die Füße.
    Raymond war sechs – das einzige gemeinsame Kind, das Lady Yolanda und Lord Waringham vergönnt gewesen war. Obwohl der Sohn seiner Mutter, vergötterten Nick und Laura den Kleinen, so wie jeder in Waringham es tat, aber ein Bindeglied zwischen seinen Halbgeschwistern hatte Raymond nicht werden können.
    Lord Waringham nahm an der Seite seiner Gemahlin Platz, drückte kurz ihre Hand und trank einen kleinen Schluck Wein aus dem kostbaren Glas, das bereits für ihn gefüllt worden war.
    Nick setzte sich ebenfalls und nickte seiner Stiefschwester knapp zu, die ihm gegenüber am Tisch saß. »Louise.«
    »Nicholas.«
    Mehr hatten sie einander nicht zu sagen.
    Louise war ein paar Monate älter als Nick – ein hübsches junges Mädchen mit den großen dunklen Augen und dem schmalen Mund, die so typisch für die Howard waren. Das glatte braune Haar fiel ihr bis auf die Hüften, und von dem knochigen Backfisch, der sie bei ihrer letzten Begegnung gewesen war, war nicht mehr viel übrig. Teufel noch mal, dachte Nick, Brechnuss hat ein Paar richtige Titten bekommen. Fast könnte man meinen, sie sei ein echtes menschliches Wesen …
    Lauras Gemahl Philipp betrat die Halle mit eiligen Schritten. »Zu spät wie immer«, kam er den Vorwürfen seiner jungen Frau zuvor und verneigte sich reumütig vor ihr. Dann wandte er sich lächelnd an Nick. »Bessy hat mir erzählt, dass du nach Hause gekommen bist.«
    Nick stand auf und schloss seinen Schwager kurz in die Arme. »Woher in aller Welt weiß Bessy davon?«, fragte er. »Ich bin höchstens seit einer Stunde hier und hab sie nicht gesehen.«
    Philipp hob die Schultern. »Du weißt doch, wie es ist.« Dann trat er einen Schritt zurück und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. »Du siehst gut aus, Mann. All die Bücher haben dir nicht geschadet, scheint mir.«
    Ehe Nick antworten konnte, bemerkte Lady Yolanda: »Denkst du, jetzt, da du dich entschlossen hast, zu uns zu stoßen, könnten wir bald anfangen zu essen, Philipp?«
    Er tauschte einen vielsagenden Blick mit Nick und setzte sich an seinen Platz. »Ich hoffe, Ihr könnt mir noch einmal vergeben, Madam.«
    Die Magd Bessy trug das Nachtmahl auf: eine große, flache Schüssel mit einem Gericht aus Reis, Sommerkräutern und Stockfisch. Mit ein paar leisen Worten hieß sie Nick willkommen, füllte die Teller und ging wieder hinaus.
    Nick beugte sich über seine Portion und sog den aromatischen Dampf ein. »Hm. Ich habe seit Ewigkeiten keinen Reis mehr gegessen.«
    Alle falteten die Hände, sein Vater sprach das Tischgebet, und dann langten sie zu.
    »Der asketische Sir Thomas More lässt die Zöglinge seiner Schule doch hoffentlich nicht hungern?«, fragte Philipp.
    »Ja, ich finde auch, du bist zu dünn«, fügte Laura hinzu und betrachtete ihren Bruder kritisch. »Aber auch zwei Köpfe größer als früher.«
    Nick steckte sich einen Löffel Reis in den Mund, schloss einen Moment genießerisch die Augen und schluckte dann. »Nein, niemand muss in seinem Haus darben. Die Kost ist einfach – er gibt nichts auf italienische oder französische Küche –, aber gut und reichlich.«
    »Und stimmt es wirklich, dass er ein härenes Gewand trägt?«, fragte Laura neugierig. »Und sich geißelt?«
    »Was ist das? Ein härenes Gewand?«, wollte Ray wissen.
    »Ein Hemd aus Ziegenhaar«, antwortete Nick.
    »Aus einem Tuch, das aus Ziegenhaargarn gewoben wird«, verbesserte Philipp.
    Nick wies mit dem Löffel auf ihn und riet seinem kleinen Bruder: »Hör auf ihn. Er ist ein Durham und weiß darum alles, was es über Tuche und Stoffe zu wissen gibt.«
    »Und?«, fragte Louise. »Stimmt es nun, ja oder nein?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Nick, ohne sie anzusehen. »Ich hab ja nicht in seiner Manteltasche gewohnt. Wir Schüler

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