Der dunkle Thron
zu verstehen ist, erlaubt mir, mich eine Spur deutlicher auszudrücken: Ich wüsste gern, ob Ihr die Beine für ihn breit macht und Euch von ihm nageln lasst.«
»Rich!«, fuhr Bonner schockiert auf.
Der Gescholtene verneigte sich vor dem Bischof, entschuldigte sich aber nicht.
»Ich glaube nicht, dass ich auf solch eine Frage antworten möchte, Sir«, erklärte Janis eisig, aber sie wusste, sie war in Bedrängnis.
»Oh, über kurz oder lang werdet Ihr das, seid versichert. Nebenan warten ein paar Damen, um Euch zu untersuchen und uns mitzuteilen, ob Ihr die keusche Jungfrau seid, die Ihr uns vorspielt. Und glaubt mir, sie sind nicht zimperlich. Ich bin zuversichtlich, dass sie Euch die Zunge lösen würden. Und falls nicht, lasse ich Sergeant Waldon sein Glück versuchen.«
Janis sah keinen Sinn darin, sich dieser Demütigung zu unterziehen, denn in nur wenigen Wochen würde für alle Welt offensichtlich sein, dass sie das Keuschheitsgelübde gebrochen hatte, welches der heilige Benedikt allen Brüdern und Schwestern seines Ordens auferlegt hatte. »Es ist wahr, Exzellenz«, eröffnete sie Bonner. »Ich bin Lord Waringhams Geliebte und erwarte ein Kind von ihm.«
»Was?«, kam Nicks Stimme von der Tür.
Janis, Bonner und Rich fuhren herum.
Der Sergeant war Nick in den Raum gefolgt. »Tut mir leid, Exzellenz. Dieser Mann behauptet, seine Familie habe seit fast zweihundert Jahren das Recht …«
»Ja, ja«, knurrte Bonner ungehalten. »Ich weiß. Raus mit dir.«
Sergeant Waldon verdrückte sich schleunigst.
Richard Rich sah Nick mit einem heiteren Funkeln in den hellen Augen entgegen. »Was hab ich gesagt, Exzellenz?«, murmelte er. »Mit Speck fängt man Mäuse …«
Der Bischof ignorierte ihn und richtete den strengen Blick wieder auf Janis. »Schande über Euch, Schwester.«
Nick trat ungebeten näher. Er schaute Janis für einen Lidschlag in die Augen, und sie sah sein Unverständnis und seine Kränkung. Doch als er sich an die beiden Männer am Tisch wandte, gab seine Miene überhaupt nichts preis. »Hier liegt ein Irrtum vor, Bonner«, eröffnete er dem Bischof brüsk. »Lasst sie gehen.«
»Ich fürchte, daraus wird nichts, Mylord«, erwiderte Rich. »Da Schwester Janis ja so erstaunlich rechtskundig ist, wird sie Euch gewiss darlegen können, dass zumindest dieses ihrer zahlreichen Vergehen in die Jurisdiktion des Bischofs fällt. So wie das Eure, nebenbei bemerkt.«
»Das täte es, wenn Schwester Janis die wäre, für die sie sich ausgibt«, gab Nick zurück. »Aber das ist nicht der Fall. Diese Dame ist keine Nonne. Sie hat das Ewige Gelübde mehrfach aufgeschoben und letztlich nie abgelegt. Wenn Ihr mir nicht glaubt, werft einen Blick in die Rechnungsbücher Eurer famosen Augmentationskammer, Rich. Dort werdet Ihr feststellen, dass Janis Finley nie eine Jahrespension zugesprochen wurde. Und wenn Euch das nicht ausreicht, gibt es noch einen Brief ihrer Oberin, der beweist, dass ich die Wahrheit sage. Somit ist Janis Finley eine gewöhnliche Sünderin, und da ihr Vater ein Gentleman von ritterlichem Stand war, könnt Ihr nichts anderes tun, als sie für ihre Unzucht mit einem Bußgeld zu belegen. Also, lasst sie gehen.«
Rich und Bonner starrten ihn fassungslos an, dem Bischof stand gar der Mund offen. Dann fasste er sich und fragte: »Ist das wahr, Schwes… Madam?«
Janis hörte ihn kaum. Sie sah unverwandt zu Nick und flehte stumm, er möge sie anschauen, aber er weigerte sich. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er die Wahrheit herausgefunden hatte, doch niemals war es ihre Absicht gewesen, ihn so zu verletzen. Sie hatte oft vorgehabt, ihm reinen Wein einzuschenken. Aber zuerst fürchtete sie, er werde sie nicht in der Krippe unterrichten lassen, wenn er sie nicht für eine Nonne hielt, und später, als sie sich so rettungslos verliebt hatten, hatte sie geschwiegen, damit er keinen teuflischen Plan erdachte, um seine Gemahlin zu verstoßen und stattdessen sie zu heiraten, so wie König Henry es andauernd tat. Denn sie hätte es nicht fertiggebracht, ihn abzuweisen. Aber ihr Gewissen hätte ihr das Leben zur Hölle gemacht, das wusste sie genau.
»Madam? Wäret Ihr so gütig, dem Bischof zu antworten?«, fragte Rich drohend.
Janis musste sich räuspern. »Ja, Exzellenz. Es ist die Wahrheit.«
Rich lachte leise vor sich hin und ließ sich respektlos auf der Tischkante nieder. »Welch unerwartete Wendung.«
Bischof Bonner betrachtete Janis angewidert. »Geht mir aus den Augen, wenn
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