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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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nach, als er davoneilte, dann kehrte sie dem Fenster den Rücken und nahm ihre Leidensgenossinnen in Augenschein. »Mein Name ist Janis«, sagte sie, setzte sich neben eine korpulente Matrone mit verfilztem grauen Haar ins Stroh und lehnte sich an die Wand, wie die anderen es auch taten.
    Die Matrone erwiderte ihre Höflichkeit. »Bernice Carter«, sagte sie und hustete. Ihre Augen waren fiebrig. »Mein Humphrey und ich gehören zu einer Reformergemeinde in Bishopsgate, und wir sind beide hier, weil wir nicht zur Kommunion gehen. Und du?«
    »Man wirft mir vor, bei der Aufhebung meines Klosters einen Mann getötet zu haben.«
    Statt zu fragen, ob sie schuldig sei oder unschuldig, interessierte Bernice nur eines: »Du bist Nonne? Eine Papistin?«
    Janis nickte.
    Der Blick der fiebrigen Augen wurde feindselig, und Bernice rückte ein Stück von ihr ab. »Dann sei verflucht! Du und dein Papst und seine Bischöfe … allesamt verfluche ich euch. Mögt ihr alle in der Hölle brennen, und Bischof Bonner da, wo sie am heißesten ist.«
    »Bernice«, protestierte eine Frau weiter rechts. »Lass gut sein. Schwester Janis ist eine gute Seele, ich weiß es, denn ich wohn in Cordwainer, wo sie sich um die Waisenkinder gekümmert hat. Sie kann nichts dafür, dass Bonner deinen Humphrey verbrennen will. Lass sie glauben, was sie will.«
    Bernice brummelte grantig.
    Janis lächelte der Frau aus Cordwainer dankbar zu. »Und wie ist dein Name?«
    »Nell Dobson. Aber du brauchst ihn dir nicht zu merken. Ich werde heute aufgehängt.«
    Nick lief rastlos in der Halle seines Hauses an der Shoe Lane auf und ab. »Ich habe keine Angst vor Bonner«, grollte er leise. »Er hat überhaupt nichts gegen Janis in der Hand. Und noch gibt es ein Gesetz in England, auch wenn der König es seit Jahren mit Füßen tritt.«
    »Bonner hat nichts gegen Schwester Janis in der Hand«, stimmte Chapuys zu. »Aber dass er sie trotzdem verhaften lässt, sollte Euch zu denken geben.«
    Nick blieb vor ihm stehen. »Ihr wollt sagen, dieser Angriff gilt mir.«
    »Natürlich.«
    »Aber wieso? Warum interessiert Bischof Bonner sich auf einmal für mich? Ich bin doch … völlig harmlos.«
    Ein kleines Lächeln huschte über Chapuys’ Gesicht. »Euer Mangel an politischem Instinkt könnte mich beinah verleiten, Euch zuzustimmen, Mylord. Aber in Bonners Augen seid Ihr nicht harmlos, sondern ein Vertreter des alten Adels mit enormem Rückhalt in der Bevölkerung. Er fürchtet Euch, weil Ihr Euch nur dazu entschließen müsstet, unter den Londonern eine Revolte gegen ihn anzuzetteln. Er weiß, die ganze Stadt würde Euch folgen. Aber Bonner ist nur das Werkzeug. Der willige Vollstrecker des königlichen Willens. Denn auch Henry hält Euch nicht für harmlos und hat Euch die stille, aber doch so wirksame Opposition der letzten zehn Jahre nie verziehen. Mag sein, dass Yolanda Howard diese Intrige ins Rollen gebracht hat, aber Ihr könnt sicher sein, dass sie zuvor Wege gefunden hat, sich der königlichen Billigung zu versichern. Und es ist auch sicher kein Zufall, dass sie bis jetzt gewartet hat.«
    »Warum? Was hat sich geändert?«
    »Der Duke of Suffolk ist krank, mein Freund.«
    »Ernstlich?«
    Chapuys breitete die Hände zu einer Geste der Ergebenheit aus. »Er liegt nicht im Sterben. Aber er ist zu krank, um dem Kronrat beizuwohnen oder hinter der Schulter des Königs zu stehen und ihm zuzuflüstern, was er tun soll. Also auch zu krank, um eine schützende Hand über Euch zu halten, wie er es seit dem Tod Eures Vaters getan hat.«
    »Davon habe ich nie viel gemerkt«, höhnte Nick.
    »Ich weiß, Mylord. Die meisten guten Dinge im Leben nimmt man erst zur Kenntnis, wenn sie plötzlich verschwinden.«
    Nick nahm seinen Marsch durch die Halle wieder auf, und sein Blick glitt über die beiden Bücherwände, die ihn immer an die Bibliothek seines Vaters erinnerten. Dann blieb er plötzlich wie angenagelt stehen. »Süßer Jesus … Wenn Bonner seine Leute nach Waringham schickt und sie dort all die verbotenen Bücher finden, wird er nicht weiter suchen müssen, um mich aufs Schafott zu bringen.«
    »Aber er wird sie nicht finden«, sagte Simons Stimme von der Tür. »Bevor ich gestern Abend mit Janis und den Männern des Bischofs nach London geritten bin, habe ich Francis noch in einem unbelauschten Moment vor dem Stall zuflüstern können, er soll mit Anthony zusammen die Bücher durchsehen und alle zurück ins Verlies schaffen, die uns in Schwierigkeiten bringen

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