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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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immer noch nicht losgeworden war, ehe er mit gesenkter Stimme fragte: »Und ich nehme an, Ihr habt mir von diesem Kauf da drüben abgeraten, um mir Euren überteuerten Gaul aufzuschwatzen?«
    »Das kommt darauf an, was Ihr sucht.«
    »Ein zuverlässiges, ruhiges Tier für eine zwölfjährige Dame, die ihrem Pony allmählich entwachsen ist.«
    »Verstehe.« Nick strich Ulysses über die Blesse und sah sich dabei aufmerksam um. Auf Anhieb sah er kein Pferd, das er für den Zweck geeignet hielt. »Wie viel wollt Ihr denn anlegen?«
    »Nicht mehr als ich muss. Maximal … dreißig Pfund.«
    Also fünfunddreißig, nahm Nick an. »Ihr solltet dort drüben auf der Ostseite suchen«, riet er.
    »Oder vielleicht doch die Stute von gegenüber nehmen?«, überlegte der Kaufmann halblaut.
    Der arme Kerl war nicht nur unentschlossen, erkannte Nick, er war nervös. »Verteilt Euer Geld lieber an die Armen, dann tut Ihr wenigstens ein gutes Werk damit, statt es einfach nur wegzuwerfen«, riet Nick ebenso gedämpft. »Die bedauernswerte Kreatur da drüben macht es keine drei Tage mehr.«
    Der Kaufmann riss die Augen auf. »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte er misstrauisch.
    »Man kann es sehen, Sir«, erklärte Nick. Er hatte nicht die Gabe bemühen müssen, um sofort zu wissen, dass das arme Tier todkrank war. »Sie fiebert, sie macht einen krummen Rücken, und ihr Bauch ist geschwollen.« Von dem blutigen Ausfluss, der ihren Schweif verklebte, sagte er lieber nichts, denn er fürchtete, der junge Mann könne in Ohnmacht fallen. »Ihr Fohlen hat sie längst bekommen, und nun hat sich ihr Leib entzündet.«
    Wütend wollte der um ein Haar betrogene Kunde zu dem schlitzohrigen Pferdehändler herumfahren, aber Nick raunte hastig: »Kein Wort, Sir. Ich bitte Euch. Ich kann mir hier keinen Ärger leisten.«
    »Aber der Kerl hat behauptet, sie sei gesund und trage das Fohlen noch.«
    »Caveat emptor«, entgegnete Nick mit einem Achselzucken, ehe ihm aufging, dass er seine sorgfältige Verkleidung aus staubigen Stiefeln und einfachen Gewändern ohne Wappen und Schwert damit auf einen Schlag wirkungslos gemacht hatte.
    Erwartungsgemäß beäugte sein Gegenüber ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Erstaunen. »Was bedeutet das?«
    »›Käufer, gib acht!‹ Das gilt auf dem Pferdemarkt in besonderem Maße, Master …?«
    »Ferryman. Neil Ferryman.«
    »Nicholas of Waringham.«
    »Da hol mich doch der Teufel … Was in aller Welt tut Ihr hier, Mylord?«, fragte Ferryman verständnislos.
    »Ich versuche, ein Pferd zu verkaufen. Ohne Erfolg, wie Ihr seht. Und allmählich beschleicht mich der Verdacht, dass ich hier nur meine Zeit vergeude. Aber ich könnte Euch helfen, zu finden, was Ihr sucht, Master Ferryman. Wie wär’s?«
    »Oh, ich wäre Euch ja so dankbar.« Der junge Kaufmann lächelte erleichtert. »Mein Meister hat mich hergeschickt, einen Gaul für sein Töchterchen zu kaufen, obwohl er genau weiß, dass ich nichts davon verstehe. Es ist … eine Art Prüfung. Nächsten Monat hab ich ausgelernt, und er hat gesagt, es werde Zeit, dass ich zeige, wie ich mich aus der Affäre ziehe, wenn ich ein Geschäft machen muss, von dem ich nichts verstehe. Das passiere im wahren Leben nämlich andauernd, hat er behauptet.«
    Dein Meister riskiert einen Haufen Geld, um dich auf die Probe zu stellen, dachte Nick flüchtig. »Und was hätte er gesagt, wenn Ihr mit einem halbtoten Klepper heimgekommen wärt?«
    »Das möchte ich mir lieber nicht ausmalen«, gestand Neil Ferryman unbehaglich. »Er ist Sir Nathaniel Durham.«
    »Oh.« Nick hatte von seinem Schwager genug über dessen strengen Onkel gehört, um zu ahnen, in welcher Klemme der Lehrling gesteckt hatte. Er band Ulysses los. »Komm, mein Junge. Wie es aussieht, müssen wir heute noch nicht Abschied voneinander nehmen.«
    Zusammen schlenderten sie über den großen Pferdemarkt, und keine halbe Stunde später führte auch Ferryman ein Pferd – eine hübsche Grauschimmelstute, die Nick einem Züchter aus Surrey für fünfundzwanzig Pfund abgekauft hatte. Ferryman hatte interessiert zugehört, welche Fragen Nick stellte, hatte beobachtet, wie er dem Pferd nicht nur ins Maul geschaut, sondern auch Hufe und Beine untersucht und das Tier durch verschiedene Gangarten geführt hatte.
    »Es ist schwieriger, als ich dachte«, murmelte Ferryman nachdenklich vor sich hin.
    »Man muss sich auskennen«, entgegnete Nick. »Wie mit Tuchhandel, schätze ich.«
    »Wahrscheinlich habe ich für

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