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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Tonfall vorgetäuschter Leichtigkeit zurück. »Ich hoffe, Jerome ist wohlauf?«
    »Das solltet Ihr besser wissen als ich. Ich dachte, er steckt bei Euch in Waringham.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Der Duke of Suffolk hat schon vor Weihnachten nach ihm geschickt.« Er trat einen Schritt zurück, um anzudeuten, dass er den Austausch von Höflichkeiten beenden wolle, damit Dudley zur Sache kommen konnte.
    Der verneigte sich nochmals vor der Prinzessin. »Ich bringe eine Nachricht von Seiner königlichen Majestät, Eurem Vater, Madam.«
    Sie streckte die Hand aus, und ihre Augen leuchteten. »Dann seid so gut und gebt sie mir.« Und der Blick, den sie Nick zuwarf, sagte: Ich wusste doch, dass er mir schreibt. Was immer mein Vater glaubt, zum Wohle Englands und zur Sicherung seines Throns tun zu müssen, er wird es mir erklären .
    Doch Dudley schüttelte den Kopf: »Es ist eine mündliche Botschaft. Und ich bedaure, dass ich der Bote bin, der sie Euch überbringen muss.«
    Die Prinzessin richtete sich kerzengerade auf und faltete die Hände im Schoß, wie immer, wenn sie sich wappnete. »Also?«
    »Seine Majestät verbietet Euch mit sofortiger Wirkung jedweden weiteren Briefkontakt mit der prinzlichen Witwe, Hoheit.«
    »Mit wem?«, fragte Mary verständnislos.
    »Mit Eurer Mutter. Der Witwe Eures Onkels Arthur, der als Prince of Wales starb, wie Ihr sicher wisst.«
    Mary erhob sich ohne unwürdige Hast. »Meine Mutter, Sir, ist die Königin von England«, stellte sie klar.
    Dudley schüttelte langsam den Kopf, scheinbar betrübt. »Wir alle wissen inzwischen wohl, dass das ein tragischer Irrtum war. Die Ehe Eurer Eltern verstößt gegen das Wort Gottes, und darum wird sie annulliert. Das heißt, Eure Mutter kann nicht Königin sein.«
    Marys Gesicht war aschfahl geworden, und einen Moment fürchtete Nick, sie werde wieder hinauseilen müssen, weil ihr übel war. Ihr Atem wurde flach. Aber sie beherrschte sich. »Die Ehe meiner Eltern wurde durch eine päpstliche Dispens legitimiert, und das ist das Einzige, was zählt. Meine Mutter ist kraft ihrer Krönung und Salbung Königin dieses Landes. Das sind juristische Fakten, die sich nicht einfach mit einem Federstrich aus der Welt schaffen lassen. Und ich werde mit meiner Mutter korrespondieren, wann immer ich es wünsche.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Euch gegen den Willen Eures Königs auflehnen und ihm den Gehorsam verweigern wollt, den Ihr ihm als Tochter schuldet«, konterte Dudley. »Aber für den Fall, dass Ihr das erwägen solltet, trug Seine Majestät mir auf, Euch noch dies auszurichten: Der tragische Umstand, dass die Ehe Eurer Eltern sich als ungültig erwiesen hat, hat unweigerlich auch Folgen für Euch, Madam. So wie Eure Mutter sich nicht länger Königin nennen kann, seid Ihr fortan keine Prinzessin mehr. Ich fürchte, Ihr seid nichts weiter als ein königlicher …«
    »Wenn Ihr es aussprecht, muss ich Euch fordern, Dudley«, warnte Nick.
    König Henrys Bote betrachtete den so viel jüngeren Mann gemächlich von Kopf bis Fuß und entgegnete: »Ich sehe nichts, was mir Furcht einflößen könnte.«
    Nick hob die Schultern, die viele Jahre harter Arbeit breit und kräftig gemacht hatten. »Also? Was wolltet Ihr sagen?«
    Doch Dudley beschloss kurzerhand, einer Konfrontation aus dem Wege zu gehen. Er nickte Mary knapp zu. »Was seine Hoheit meinte, war dies: Er ist gewillt, Euch weiterhin in dem Komfort und dem Haushalt einer Prinzessin leben zu lassen, wie Ihr es gewohnt seid, aber von heute an ist es eine königliche Gunst, kein Geburtsrecht. Und diese Gunst ist mit gewissen Bedingungen verknüpft, die Ihr zu erfüllen habt.«
    »Ihr könnt ihm ausrichten, ich lebe lieber in einer Bauernkate, als meiner Mutter nicht mehr zu schreiben«, gab Mary zurück.
    »Jeder Bote, den Ihr ihr sendet, wird abgefangen und des Verrats angeklagt, weil er den Willen seines Königs missachtet«, eröffnete John Dudley ihr. »Ist er von ritterlichem oder adligem Stand, verliert er Land und Titel, ansonsten sein Leben. Also überlegt Euch genau, was Ihr schreibt, damit es den Preis wert ist. Guten Tag, Madam.«
    Ohne auf ihre Erlaubnis zu warten und ohne Verbeugung machte er kehrt, nickte Lady Margaret, die ihn mit undurchschaubarer Miene betrachtete, knapp zu und ging hinaus.
    In die bleierne Stille, die zurückblieb, sagte Nick leichthin: »Nun ja, immerhin ist es kein Hochverrat. Ich werde enteignet, aber nicht ausgeweidet. Und bevor sie mich verurteilen

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