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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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selbst absichtlich herausgekippt. Warum? Um sie zu behindern, das war alles. Es gab keinen Grund, so etwas zu tun, aber eine Frau wie Detta, dachte Eddie, brauchte auch keinen Grund. Eine Frau wie Detta war bereit, solche Sachen aus reiner Boshaftigkeit zu tun.
    Roland lockerte ihre Fesseln ein wenig, damit das Blut ungehindert zirkulieren konnte, dann fesselte er ihre Hand so, daß sie nicht an die Bremse herankam.
    »Is’ schon recht, Mister Man«, sagte Detta und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln mit zu vielen Zähnen. »Macht sowieso nix. ‘s gibt annere Wege, euch Jungs aufzuhaltn. Alle Artn von Wegn.«
    »Gehen wir«, sagte der Revolvermann tonlos.
    »Alles klar mit dir, Mann?« fragte Eddie. Der Revolvermann sah sehr blaß aus.
    »Ja. Gehen wir.«
    Sie schritten weiter den Strand entlang.
     
     

    10
     
    Der Revolvermann bestand darauf, eine Stunde lang selbst zu schieben, und Eddie ließ es widerwillig zu. Roland brachte sie durch die erste Sandfalle, aber Eddie mußte ihm schon bei der zweiten helfen, den Rollstuhl zu befreien. Der Revolvermann rang keuchend nach Luft, große Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
    Eddie ließ ihn noch ein Stück weitergehen, und Roland war geschickt genug, einen Weg um die Stellen herum zu finden, wo der Sand so locker war, daß die Reifen darin steckengeblieben wären, aber schließlich steckte der Stuhl wieder fest, und Eddie konnte es nur einige Augenblicke ertragen, Roland dabei zuzusehen, wie er sich keuchend und mit fliegender Brust abmühte, ihn freizubekommen, während die Hexe (so nannte er sie bei sich) vor Lachen heulte und den Körper sogar zurückwarf, um ihm die Aufgabe schwerer zu machen; dann stieß er den Revolvermann mit der Schulter beiseite und rammte den Rollstuhl mit einer einzigen wütenden Bewegung frei. Der Stuhl wankte, und jetzt sah/spürte er, wie sie nach vorne schnellte, so weit es ihre Fesseln zuließen, was sie mit unheimlicher Vorahnung genau im richtigen Augenblick tat, um den Stuhl wieder nach vorne zu kippen.
    Roland warf sein Gewicht neben Eddie auf den Rollstuhl, und er kam wieder ins Gleichgewicht.
    Detta drehte sich um und bedachte sie mit einem derartig obszönen Verschwörerblinzeln, daß Eddie spürte, wie sich Gänsehaut auf seinen Armen bildete.
    »Habt mich schon wieder fast ummestoßn, Jungs«, sagte sie. »Solltet bessah auf mich aufpassn. Bin nix weiter alsne verkrüppelte Dame, also müßter besser aufpassn.«
    Sie lachte so heftig, daß sie zu platzen drohte.
    Wenngleich Eddie sich in die Frau verliebt hatte, die der andere Teil von ihr war – er hatte sich einzig auf der Basis der kurzen Zeit in sie verliebt, die er sie gesehen und mit ihr gesprochen hatte –, spürte er, wie seine Hände zuckten, sich um ihren Hals zu legen und dieses Lachen zu ersticken, bis sie nie mehr lachen konnte.
    Sie drehte sich wieder um und sah, was er dachte, als wäre es ihm mit roter Tinte ins Gesicht geschrieben, und sie lachte um so heftiger. Ihre Augen forderten ihn heraus. Komm schon, Blaßfleisch. Komm schon. Du willst es tun? Dann komm und tu es.
    Mit anderen Worten, kipp nicht nur den Stuhl um; kipp die Frau um, dachte Eddie. Kipp sie ein für allemal um. Denn das mochte sie. Dettas einziges wahres Ziel im Leben, das sie hat, ist es, von einem weißen Mann getötet zu werden.
    »Komm«, sagte er und fing wieder an zu schieben. »Wir machen eine Reise am Strand, Süße, ob es dir paßt oder nicht.«
    »Scheiß auf dich«, spie sie.
    »Schnauze, Baby«, antwortete Eddie liebenswürdig.
    Der Revolvermann schritt mit gesenktem Kopf neben ihm dahin.
     
     

    11
     
    Als die Sonne sagte, daß es gegen elf war, erreichten sie eine große felsige Stelle; dort rasteten sie fast eine Stunde im Schatten, während die Sonne den Dachfirst des Tages erklomm. Eddie und der Revolvermann aßen Reste vom Fang des gestrigen Tages. Eddie bot Detta eine Portion an, aber sie weigerte sich wieder und sagte ihm, sie wüßte ganz genau, was sie vorhatten, und wenn sie das tun wollten, sollten sie es besser mit bloßen Händen tun und mit den Versuchen aufhören, sie zu vergiften, denn das machten nur Feiglinge.
    Eddie hat recht, überlegte der Revolvermann. Diese Frau hat sich ihre eigenen Erinnerungen zurechtgezimmert. Sie weiß alles, was letzte Nacht mit ihr passiert ist, obwohl sie fest geschlafen hat.
    Sie glaubte, sie hatten ihr Fleischstücke gebracht, die nach Gift und Verwesung rochen, und hätten sie damit gehänselt, während sie

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