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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Deans Kopf schien er sich fast endlos zu dehnen, wie Bonomo’s türkischer Honig, den Henry ihm im Sommer manchmal gekauft hatte, als sie noch Kinder waren; war er böse, prügelte Henry ihn windelweich, war er gut, kaufte Henry ihm türkischen Honig. So handhabte Henry seine höhere Verantwortung während der Sommerferien.
    Gott, o Heiland, ich habe mir alles nur eingebildet, mein Gott, wie konnte ich nur so verrückt s…
    Mach dich bereit, sagte eine grimmige Stimme, ich kann es nicht alleine machen. Ich kann NACH VORNE kommen, aber ich kann dich nicht HINDURCH BRINGEN. Du mußt mir dabei helfen. Dreh dich um.
    Plötzlich sah Eddie durch zwei Augenpaare, fühlte mit zwei Nervensystemen (aber nicht alle Nerven dieser anderen Person waren da; Teile des anderen waren weg, erst kurze Zeit weg, und schrien vor Schmerzen), nahm mit zehn Sinnen wahr, dachte mit zwei Gehirnen, und sein Blut schlug durch zwei Herzen.
    Er drehte sich herum. An der Seite des Waschraums war ein Loch, ein Loch, das wie eine Tür aussah. Er konnte einen grauen, körnigen Strand dahinter sehen und Wellen von der Farbe alter Turnersocken, die sich daran brachen.
    Er konnte die Wellen hören.
    Er konnte das Salz riechen, ein Geruch, der so bitter wie Tränen in seiner Nase war.
    Geh durch.
    Jemand klopfte an die Tür des Waschraums und sagte ihm, daß er das Flugzeug sofort verlassen mußte.
    Geh durch, verdammt!
    Eddie ging stöhnend auf die Tür zu… stolperte… und fiel in eine andere Welt.
     
     

    13
     
    Er stand langsam auf und stellte fest, daß er sich die rechte Hand an einer Muschelschale aufgeschnitten hatte. Er betrachtete dümmlich das Blut, das über seine Lebenslinie rann, dann sah er einen anderen Mann rechts von sich, der sich langsam auf die Beine erhob.
    Eddie schreckte zurück, sein Gefühl der Desorientierung und der verträumten Verwirrung wurde plötzlich von heftigem Entsetzen verdrängt; dieser Mann war tot und wußte es nur noch nicht. Sein Gesicht war hager, die Haut spannte über den Knochen seines Gesichts wie Stoffstreifen, die über Gelenke aus Metall gespannt worden waren – bis fast zu dem Punkt, da der Stoff reißen mußte. Das Gesicht des Mannes war bleich, abgesehen von hektischen roten Flecken über jedem Wangenknochen, auf dem Hals, auf beiden Seiten unter den Kieferknochen und einem einzigen Mal zwischen den Augen, als hätte ein Kind ein Kastensymbol der Hindus nachgeahmt.
    Aber seine Augen – blau, ruhig, normal – waren lebhaft und von einer schrecklichen und unbeugsamen Vitalität erfüllt. Er trug dunkle Kleidung aus einem selbstgesponnenen Material; das schwarze Hemd, dessen Ärmel hochgekrempelt waren, war grau verblichen, die Hosen erinnerten an Bluejeans. Revolvergurte kreuzten sich über seiner Hüfte, aber die Schlaufen waren beinahe leer. In den Halftern waren Revolver, die wie 45er aussahen – aber 45er antiker Machart. Das glatte Holz der Kolben schien von einem inneren Leuchten erfüllt zu sein.
    Eddie, der gar nicht wußte, daß er die Absicht hatte zu sprechen, hörte sich dennoch etwas sagen. »Sind Sie ein Gespenst?«
    »Noch nicht«, krächzte der Mann mit den Revolvern. »Das Teufelsgras. Kokain. Wie immer du es nennst. Zieh dein Hemd aus.«
    »Ihre Arme…« Eddie hatte sie gesehen. Die Arme des Mannes, der aussah wie eine extravagante Art von Revolvermann in einem Spaghettiwestern, waren von häßlichen roten Linien überzogen. Eddie wußte ganz genau, was solche Linien bedeuteten. Sie bedeuteten Blutvergiftung. Sie bedeuteten, daß einem der Teufel mehr als nur in den Arsch pustete; er kroch bereits die Eingeweide hinauf, die zur Pumpe führten.
    »Vergiß meine verdammten Arme!« sagte die bleiche Erscheinung zu ihm. »Zieh dein Hemd aus und schaff es weg!«
    Er hörte Wellen; er vernahm das einsame Heulen eines Windes, der kein Hindernis kannte; er sah diesen verrückten sterbenden Mann und sonst nichts als Einsamkeit; und dennoch hörte er hinter sich die murmelnden Stimmen der aussteigenden Passagiere und gedämpftes Klopfen.
    »Mr. Dean!« Diese Stimme, dachte er, ist in einer anderen Welt. Er zweifelte eigentlich nicht daran; er versuchte nur, es sich in den Kopf zu hämmern, wie man einen Nagel durch ein dickes Brett Mahagoni hämmert. »Sie müssen wirklich…«
    »Du kannst es hier lassen und später wieder holen«, krächzte der Revolvermann. »Ihr Götter, begreifst du denn nicht, daß ich hier drüben reden muß? Und das tut weh! Und wir haben keine Zeit, du

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