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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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ja nur ein Artikel, den ich gelesen habe.«
    Jetzt fuhr die Limousine die Fifth Avenue entlang, Richtung Central Park, das Cadillacemblem am Ende der Motorhaube schnitt durch die kalte Februarluft.
    »Ja«, sagte Odetta sanft, und Andrews Augen entspannten sich ein wenig. »Ich verstehe. Ich stimme nicht zu, aber ich verstehe.«
    Du lügst, sagte eine Stimme in ihrem Verstand. Das war eine Stimme, die sie ziemlich häufig hörte. Sie hatte ihr sogar einen Namen gegeben. Es war die Stimme des Viehtreibers. Du verstehst vollkommen und du stimmst uneingeschränkt zu. Lüg Andrew an, wenn du es notwendig findest, aber lüg dich um Gottes willen nicht selbst an, Frau.
    Und doch protestierte ein Teil von ihr entsetzt. In einer Welt, welche zu einem nuklearen Pulverfaß geworden war, auf dem mittlerweile fast eine Milliarde Menschen saßen, war es ein Fehler – vielleicht einer von selbstmörderischen Ausmaßen –, an einen Unterschied zwischen guten Schützen und bösen Schützen zu glauben. Zu viele zittrige Hände hielten Feuerzeuge in die Nähe von zu vielen Zündschnüren. Dies war keine Welt für Revolvermänner. Wenn es je eine Zeit für sie gegeben hatte, so war sie vorbei.
    Tatsächlich?
    Sie machte kurz die Augen zu und rieb sich die Schläfen. Sie konnte Kopfschmerzen im Anzug spüren. Manchmal drohten sie nur, wie das ominöse Zusammenballen von Gewitterwolken an einem Sommertag, und wehten dann wieder fort… wie sich diese bösen Sommergewitter manchmal einfach in die eine oder andere Richtung verzogen, um ihren Donner und ihre Blitze über einer anderen Gegend auszuschütten.
    Sie glaubte jedoch, daß der Sturm diesmal kommen würde. Er würde mit allem Drum und Dran kommen, mit Donner, Blitzen und Hagelkörnern so groß wie Golfbälle.
    Die Straßenlampen, die die Fifth Avenue entlanghuschten, waren viel zu hell.
    »Wie war es in Oxford, Miz Holmes?« fragte Andrew zögernd.
    »Feucht. Februar oder nicht, es war feucht.« Sie verstummte und sagte sich, sie würde die Worte nicht aussprechen, die sich wie Erbrochenes in ihrem Hals stauten, sie würde sie wieder hinunterschlucken. Sie auszusprechen, wäre unnötig brutal. Andrews Worte vom letzten Revolvermann der Welt waren nichts weiter als Teil seines endlosen Geschwätzes gewesen. Aber zu allem anderen war es einfach etwas zuviel, und es kam trotzdem heraus, was sie nicht sagen wollte. Ihre Stimme klang so ruhig und resolut wie immer, vermutete sie, aber sie selbst ließ sich nicht täuschen: Sie konnte ein Nuscheln erkennen, wenn sie es hörte. »Der Bürge mit der Kaution kam sofort, er war im voraus verständigt worden. Sie hielten uns dennoch so lange sie konnten fest, und ich habe mich solange es ging zusammengenommen, aber ich denke, sie haben diese Runde gewonnen, weil ich mich am Ende naß gemacht habe.« Sie sah Andrews Augen wieder wegzucken und wollte aufhören, konnte aber nicht aufhören. »Sehen Sie, das wollen sie einem beibringen. Ich denke, teilweise, weil es einem angst macht, und eine verängstigte Person kommt vielleicht nicht wieder in ihre kostbaren Südstaaten hinunter. Aber ich glaube, die meisten – sogar die dummen, und sie sind keineswegs alle dumm – wissen, daß die Veränderungen letztendlich doch kommen werden, was sie auch immer tun, und daher ergreifen sie die Gelegenheit, einen zu entwürdigen, solange sie noch können. Um einem zu zeigen, daß man entwürdigt werden kann. Man kann vor Gott, Christus und sämtlichen Heiligen schwören, daß man sich nicht, nicht beschmutzen wird, aber wenn sie einen lange genug bearbeiten, macht man es natürlich doch. Die Lektion ist, man ist nur ein Tier im Käfig, nicht mehr und nicht besser. Nur ein Tier im Käfig. Und ich habe mich naß gemacht. Ich kann den verdammten getrockneten Urin und die Arrestzelle immer noch riechen. Wissen Sie, die glauben, wir stammen von den Affen ab. Und genauso rieche ich meines Erachtens momentan auch.
    Wie ein Affe.«
    Sie sah Andrews Augen im Rückspiegel, und es tat ihr leid, wie diese Augen dreinblickten. Manchmal war Urin nicht das einzige, was man nicht halten konnte.
    »Tut mir leid, Miz Holmes.«
    »Nein«, sagte sie und rieb sich wieder die Schläfen. »Ich bin diejenige, der es leid tut. Es waren drei anstrengende Tage, Andrew.«
    »Das glaube ich«, sagte er mit einer schockierten, altjüngferlichen Stimme, bei der sie unwillkürlich lachen mußte. Aber der größte Teil von ihr lachte nicht. Sie hatte zu wissen geglaubt, was sie

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