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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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hassen alles Schöne – sie alle. Das haben sämtliche Dreckskerle gemeinsam.«
    Die blinde Frau zupfte an seinem Arm und brachte ihn zum Schweigen.
    »Keine Reiter mehr heutzutage«, sagte der alte Mann mit dem Holzbein. »Schon lange nicht mehr. Sie bleiben in der Nähe der Stadt. Ich schätze, dort finden sie alles, was sie zu ihrem Wohlbefinden brauchen.«
    Die Albinozwillinge kämpften sich mit dem Tisch heraus. Eine der alten Frauen folgte ihnen und drängte sie, sie sollten ihr endlich Platz machen. Sie hielt einen irdenen Krug in jeder Hand.
    »Setzt Euch nieder, Revolvermann!« rief Tante Talitha und deutete mit dem Stock aufs Gras. »Setzt euch alle nieder!«
    Susannah konnte hundert widerstreitende Gerüche wahrnehmen. Sie erfüllten sie mit einem Gefühl der Benommenheit und des Unwirklichen, als wäre dies alles ein Traum. Sie konnte kaum daran glauben, an dieses winzige Stückchen Eden hinter der verfallenden Fassade einer Geisterstadt.
    Eine weitere Frau kam mit einem Tablett voller Gläser heraus. Sie paßten nicht zusammen, waren aber fleckenlos und funkelten in der Sonne wie kostbares Kristall. Sie hielt das Tablett zuerst Roland hin, dann Tante Talitha, Eddie, Susannah und zuletzt Jake. Nachdem jeder ein Glas genommen hatte, schenkte die erste Frau eine dunkle, goldfarbene Flüssigkeit ein.
    Roland beugte sich zu Jake, der neben Oy am Rand eines ovalen Beetes mit hellgrünen Blumen saß. Er murmelte: »Trink nur soviel, wie die Höflichkeit erfordert, Jake, sonst müssen wir dich aus dem Dorf tragen; dies ist Graf – starkes Apfelbier.«
    Jake nickte.
    Talitha hielt das Glas hoch, und als Roland es ihr nachtat, schlossen sich auch Eddie, Susannah und Jake an.
    »Was ist mit den anderen?« flüsterte Eddie Roland zu.
    »Sie wird man nach der Spende bedienen. Und nun schweig.«
    »Möchtet Ihr ein Wort an uns richten, Revolvermann?« fragte Tante Talitha.
    Der Revolvermann erhob sich und hielt das Glas in einer erhobenen Hand. Er senkte den Kopf, als würde er nachdenken. Die wenigen verbliebenen Einwohner von River Crossing betrachteten ihn respektvoll und, dachte Jake, ein wenig ängstlich. Schließlich hob er wieder den Kopf. »Trinken wir auf die Erde und die Tage, welche über sie hinweggezogen sind?« fragte er. Seine Stimme war heiser und bebte vor Gefühlsregungen. »Trinken wir auf die Erfüllung von einst und auf dahingeschiedene Freunde? Trinken wir auf in Freundschaft verbundene gute Gesellschaft? Bringen uns diese Dinge weiter, Alte Mutter?«
    Sie weinte, sah Jake, und doch wurde ihr Gesicht zu einer Maske strahlenden Glücks… und einen Augenblick lang war sie beinahe jung. Jake betrachtete sie staunend und voll plötzlich aufkeimenden Glücksgefühls. Zum erstenmal, seit Eddie ihn durch die Tür gezogen hatte, spürte Jake, wie der Schatten des Torwächters wirklich aus seinem Herzen wich.
    »Ay, Revolvermann!« sagte sie. »Wohl gesprochen! Sie bringen uns meilenweit voran, und das sollen sie!« Sie neigte das Glas und trank es in einem Zug leer. Als ihr Glas leer war, leerte Roland das seine. Eddie und Susannah tranken auch, allerdings nicht so rasch.
    Jake kostete von seinem Getränk und stellte fest, daß es ihm schmeckte – es war nicht bitter, wie er erwartet hatte, sondern süß und herb zugleich, wie Apfelwein. Aber er spürte die Wirkung fast augenblicklich und stellte das Glas sorgfältig beiseite. Oy schnupperte daran, dann wandte er sich ab und legte die Schnauze auf Jakes Knöchel.
    Um sie herum spendete die kleine Gruppe alter Menschen – die letzten Einwohner von River Crossing – Beifall. Die meisten weinten unverhohlen wie Tante Talitha. Jetzt wurden weitere Gläser – nicht so erlesen, aber gebrauchsfähig – herumgereicht. Die Party begann, und es war eine prächtige Party an dem langen Sommernachmittag unter dem endlosen Himmel der Prärie.
     
     
    7
     
    Eddie fand, die Mahlzeit an diesem Tag war die beste, die er seit den mythischen Geburtstagsfesten seiner Kindheit gehabt hatte, als seine Mutter es sich zur Aufgabe machte, ihm alles zu servieren, was ihm schmeckte – Hackfleisch und Bratkartoffeln und Maiskolben und Schokoladentorte und Vanilleeis.
    Allein die Vielfalt der Speisen vor ihnen – nachdem sie monatelang nichts anderes gegessen hatten als Hummerfleisch und Wild und die wenigen bitteren Grünpflanzen, die Roland als genießbar bezeichnet hatte –, hatte zweifellos etwas mit dem Vergnügen zu tun, das ihm das Essen bereitete, aber Eddie

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