Der Dunkle Turm 3 - Tot
Balkens folgten. An diesem endlosen Himmel über der Ebene war die Form, gleich einem Fluß am Himmel, unmöglich zu übersehen.
»Vielleicht«, sagte er, aber seine Stimme klang seltsam widerwillig. »Ich denke, wir könnten Lud im Südwesten umgehen und auf der anderen Seite wieder dem Balken folgen.«
»Dem Balken folgt Ihr also«, sagte sie. »Ay, das habe ich mir gedacht.«
Eddie stellte fest, daß seine eigenen Gedanken an die Stadt in zunehmendem Maße von der wachsenden Hoffnung getönt wurden, daß sie Hilfe finden würden, wenn sie jemals dort ankamen – zurückgebliebene Güter, die ihnen bei ihrer Suche dienlich sein konnten, vielleicht sogar Menschen, die ihnen mehr über den Dunklen Turm und was sie tun sollten, wenn sie ihn fanden, sagen konnten. Diejenigen zum Beispiel, die die Grauen genannt wurden – das hörte sich genau nach den weisen alten Elfen an, die er sich vorstellte.
Die Trommeln waren unheimlich, das war schon richtig; sie erinnerten ihn an hundert billige Dschungelfilme (die er meistens mit Henry neben sich und einer Schüssel Popcorn zwischen ihnen im Fernsehen gesehen hatte), wo die sagenhaften Städte, nach denen die Entdecker suchten, in Trümmern lagen und die Eingeborenen zu Stämmen blutrünstiger Kannibalen degeneriert waren. Aber Eddie fand es unmöglich, daß das in einer Stadt geschehen sein sollte, die zumindest aus der Ferne so sehr wie New York aussah. Wenn es keine weisen alten Elfen oder erhaltene Güter gab, dann doch mindestens Bücher, er hatte Roland erzählen hören, wie selten Papier hier war, aber jede Stadt, die Eddie je besucht hatte, war förmlich in Büchern ertrunken. Sie fanden vielleicht sogar ein funktionierendes Transportmittel, so etwas wie einen Landrover. Das war wahrscheinlich nur ein alberner Traum, aber wenn Tausende Meilen unbekanntes Gebiet vor einem lagen, waren ein paar alberne Träume zweifellos in Ordnung, und sei es nur, um bei guter Laune zu bleiben. Und war das alles nicht wenigstens möglich, verdammt?
Er machte den Mund auf, um einiges davon auszusprechen, aber Jake ergriff vor ihm das Wort.
»Ich glaube nicht, daß wir ihr ausweichen können«, sagte er und errötete ein wenig, als alle sich umdrehten und ihn ansahen. Oy räkelte sich auf seinen Füßen.
»Nicht?« sagte Tante Talitha. »Und warum denkst du das, sag an?«
»Wissen Sie etwas über Züge?« fragte Jake.
Es folgte ein langes Schweigen. Bill und Till wechselten einen unbehaglichen Blick. Tante Talitha sah Jake nur stechend an. Jake senkte den Blick nicht.
»Ich habe von einem gehört«, sagte sie. »Womöglich gar einen gesehen. Da drüben.« Sie deutete in Richtung Send. »Lange her, als ich ein Kind war und die Welt sich noch nicht weitergedreht hatte… jedenfalls nicht so weit wie heute. Sprichst du von Blaine, sag, Junge?«
Jakes Augen leuchteten vor Überraschung und Einsicht auf. »Ja! Blaine!« Roland betrachtete Jake eindringlich.
»Und woher weißt du von Blaine, dem Mono?« fragte Tante Talitha.
»Mono?« Jake sah sie verständnislos an.
»Ay, so wurde er genannt. Woher weißt du von dem Alten?«
Jake sah hilflos zu Roland, dann wieder zu Tante Talitha. »Ich weiß nicht, woher ich das weiß.«
Und das ist die Wahrheit, dachte Eddie plötzlich, aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Er weiß mehr, als er ihr sagen will… und ich glaube, er hat Angst.
»Ich glaube, das ist unsere Angelegenheit«, sagte Roland mit trockener, brüsker, befehlsgewohnter Stimme. »Darauf mußt du uns selbst kommen lassen, Alte Mutter.«
»Ay«, stimmte sie hastig zu. »Behaltet es für euch. Es wird das beste sein, unsereiner weiß nichts davon.«
»Was ist mit der Stadt?« drängte Roland. »Was weißt du von Lud?«
»Wenig inzwischen, doch was wir wissen, sollt Ihr hören.« Dann schenkte sie sich eine frische Tasse Kaffee ein.
9
Aber eigentlich waren es die Zwillinge Bill und Till, die am meisten redeten, wobei einer die Geschichte nahtlos fortsetzte, wenn der andere verstummte. Ab und zu fügte Tante Talitha etwas hinzu oder verbesserte etwas, und die Zwillinge warteten respektvoll, bis sie wußten, daß sie fertig war. Si sagte überhaupt nichts – er saß lediglich vor seiner unberührten Tasse Kaffee und zupfte an Strohhalmen, die aus der Krempe seines großen Sombrero ragten.
Sie wußten wahrhaftig wenig, wurde Roland schnell klar, selbst über die Geschichte ihres eigenen Dorfs (was ihn nicht überraschte; in den späten Tagen verblaßten
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