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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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für den mitgenommen, den ich weggeworfen habe… aber der, den ich weggeworfen habe, stammte aus dem Keller des Rasthauses, und auf der Erinnerungsspur, die, wie ich weiß, die richtige ist, bin ich nie in den Keller gegangen! Ich habe nie mit dem Dämon gesprochen! Ich bin allein weitergezogen, mit frischem Wasser und sonst nichts!«
    »Roland, hör mir zu«, sagte Eddie ernst. »Wenn der Kieferknochen, den du da in der Hand hast, aus dem Rasthaus stammen würde, dann wäre das… Aber ist es nicht möglich, daß du dir alles nur eingebildet hast, eine Halluzination – das Rasthaus, den Jungen, den sprechenden Dämon –, dann hast du Walters Kieferknochen vielleicht genommen, weil du…«
    »Es war keine Halluzination«, sagte Roland. Er sah sie beide mit seinen blaßblauen Kanoniersaugen an, und dann tat er etwas, mit dem keiner der beiden rechnete… Eddie hätte geschworen, Roland wußte selbst nicht, daß er es vorhatte.
    Er warf den Kieferknochen ins Feuer.
     
     
    17
     
    Einen Augenblick lag er nur da, ein weißes Relikt, das zu einem geisterhaften Halbgrinsen gebogen war. Dann leuchtete er plötzlich rot auf und tauchte die Lichtung in blendendes, scharlachrotes Licht. Eddie und Susannah schrien auf und rissen die Hände hoch, um die Augen vor dem brennenden Gegenstand zu schützen.
    Der Knochen veränderte sich. Er schmolz nicht, er veränderte sich. Die Zähne, die wie Grabsteine daraus hervorragten, zogen sich zu Klumpen zusammen. Die schwache Krümmung des oberen Bogens wurde gerade und dann an der Spitze wulstig.
    Eddie ließ die Hände in den Schoß sinken und betrachtete den Knochen, der kein Knochen mehr war, mit unverhohlenem Staunen. Er hatte mittlerweile die Farbe von brennendem Stahl angenommen. Die Zähne waren zu drei umgekehrten V geworden, das mittlere größer als die an den Enden. Und plötzlich sah Eddie, was daraus werden wollte, so wie er die Schleuder in dem Holz im Baumstumpf gesehen hatte.
    Er dachte, es war ein Schlüssel.
    Du mußt dich an diese Form erinnern, dachte er fiebrig. Du mußt, du mußt.
    Seine Augen studierten sie verzweifelt – drei V, das in der Mitte größer und tiefer als die zwei an den Enden. Drei Zacken… und der am Ende hatte einen Schnörkel, die flache Form eines kleinen s…
    Dann veränderte sich die Form in den Flammen wieder. Der Knochen, aus dem so etwas wie ein Schlüssel geworden war, faltete sich nach innen, zog sich zu grellen, überlappenden Blütenblättern zusammen und zu Falten, die so dunkel und samtig wie eine mondlose Sommernacht waren. Einen Augenblick sah Eddie eine Rose – eine strahlende rote Rose, die in der Dämmerung des ersten Tages dieser Welt geblüht haben mochte, ein Ding von unergründlicher, zeitloser Schönheit. Seine Augen sahen, und sein Herz wurde weit. Es war, als wären alle Liebe und alles Leben plötzlich von Rolands totem Gegenstand emporgestiegen; es war da, im Feuer, brannte im Triumph und in einem herrlichen, anfänglichen Trotz aus und verkündete, daß Verzweiflung ein Trugbild und der Tod ein Traum waren.
    Die Rose! dachte er zusammenhanglos. Zuerst der Schlüssel, dann die Rose! Siehe! Siehe die Öffnung des Wegs zum Turm!
    Ein belegtes Husten ertönte aus dem Feuer. Ein Fächer aus Funken stob in die Höhe. Susannah schrie, rollte sich weg und schlug auf die orangefarbenen Flecken auf ihrem Kleid ein, während die Flammen zum Sternenhimmel emporloderten. Eddie bewegte sich nicht. Er saß gebannt vor seiner Vision da, in einer Wiege des Staunens, die prachtvoll und schrecklich zugleich war, und er achtete nicht auf die Funken, die über seine Haut tanzten. Dann sanken die Flammen in sich zusammen.
    Der Knochen war fort.
    Der Schlüssel war fort.
    Die Rose war fort.
    Vergiß nicht, dachte er. Vergiß nicht die Rose… und vergiß nicht die Form des Schlüssels.
    Susannah schluchzte vor Schreck und Entsetzen, aber er achtete einen Augenblick nicht auf sie und suchte den Zweig, mit dem er und Roland gezeichnet hatten. Mit einer zitternden Hand malte er dieses Muster in den Sand:
     

     
     
    18
     
    »Warum hast du das gemacht?« fragte Susannah schließlich. »Warum um Gottes willen – und was war es?«
    Fünfzehn Minuten waren vergangen. Sie hatten das Feuer niederbrennen lassen; die verstreuten Schlackestücke waren von alleine ausgegangen. Eddie hatte die Arme um seine Frau geschlungen: Susannah saß vor ihm und lehnte mit dem Rücken an seiner Brust. Roland hockte auf der Seite, hatte die Knie an die

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