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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Sie werden zweifellos darauf zurückkommen, aber momentan stehen sie wie dicke Freunde nebeneinander, Schulter an Schulter, und sehen zu, wie die Parade vorübermarschiert…
     
     
    10
     
    Eine Hupe ertönte und riß Jake aus seinem Nachdenken, das so deutlich wie ein lebhafter Traum war. Er stellte fest, daß er immer noch mitten auf der Lexington stand und die Ampel umgeschaltet hatte. Er sah sich panisch um und rechnete damit, daß ein blauer Cadillac auf ihn zugerast kommen würde, aber der Mann, der gehupt hatte, saß am Steuer eines gelben Mustang Kabrios und grinste ihn an. Es war, als hätte heute jeder in New York eine Dosis Lachgas abbekommen.
    Jake winkte dem Mann zu und sprintete zur anderen Straßenseite. Der Typ im Mustang ließ einen Finger über dem Ohr kreisen und deutete damit an, daß Jake verrückt war, dann winkte er zurück und fuhr weiter.
    Einen Augenblick blieb Jake einfach an der gegenüberliegenden Ecke stehen, hielt das Gesicht dem Sonnenschein entgegen, lächelte und genoß den Tag. Er vermutete, Gefangene in der Todeszelle mußten sich so fühlen, wenn sie erfahren, daß man ihnen einen vorübergehenden Aufschub gewährt hat.
    Die Stimmen waren still.
    Die Frage blieb: Was für eine Parade hatte vorübergehend ihre Aufmerksamkeit erweckt? Lag es nur an der ungewöhnlichen Schönheit dieses Frühlingsmorgens?
    Jake fand ganz und gar nicht, daß es so war. Er glaubte es nicht, weil das Gefühl des Wissens wieder über ihn kam und ihn durchdrang, dasselbe, das vor drei Wochen von ihm Besitz ergriffen hatte, als er sich der Ecke Fifth und Forty-sixth genähert hatte. Aber am 7. Mai hatte es sich um ein Gefühl bevorstehenden Untergangs gehandelt. Heute war es ein strahlendes Gefühl, ein Gefühl des Guten, der Vorfreude. Es war, als… als…
    Weiß. Das Wort fiel ihm ein, und es ertönte mit dem klaren und unzweifelhaften Gefühl in seinem Denken, daß es richtig war.
    »Es ist Weiß!« rief er laut aus. »Das Weiß kommt!«
    Er ging die Fifty-fourth Street entlang, und als er zur Ecke Second und Fifty-fourth kam, trat er wieder unter den Schirm von Ka-tet.
     
     
    11
     
    Er bog nach rechts ab, dann blieb er stehen, drehte sich um und ging zur Ecke zurück. Jetzt mußte er die Second Avenue entlanggehen, ja, das war zweifellos korrekt, aber es handelte sich um die falsche Seite. Als die Ampel wieder umschaltete, lief er über die Straße und wandte sich wieder nach rechts. Das Gefühl, der Eindruck von
    (Weiß)
    etwas Gutem und Richtigem wurde immer stärker. Er war halb wahnsinnig vor Freude und Erleichterung. Alles würde gut werden. Diesmal würde es keinen Fehler geben.
    Er war sicher, daß er bald anfangen würde, Leute zu sehen, die er kannte, so wie er die dicke Frau und den Brezelverkäufer gekannt hatte, und sie würden ein Verhalten an den Tag legen, das er im voraus kannte.
    Statt dessen kam er zu einer Buchhandlung.
     
     
    12
     
    DAS MANHATTAN-RESTAURANT FÜR GEISTIGE NAHRUNG, verkündete ein gelb bemaltes Schild im Schaufenster. Jake ging zur Tür. Dort hing eine Kreidetafel; sie sah aus wie die, die man manchmal an den Wänden von Imbißhallen und Kantinen sah.
     
    TAGESKARTE
     
    Aus Florida! Frisch abgekochter John D. MacDonald
    Gebundene Ausgaben: 3 für $ 2,50
    Taschenbücher: 9 für $ 5,00
     
    Aus Mississippi! Fritierter William Faulkner
    Gebundene Ausgaben: Ladenpreis
    Taschenbücher der Vintage Library: je 75 c
     
    Aus Kalifornien! Hartgesottener Raymond Chandler
    Gebundene Ausgaben: Ladenpreis
    Taschenbücher: 7 für $ 5,00
     
    GENIESS MIT BISS UND LIES!
     
    Jake ging hinein und vermerkte am Rande, daß er zum erstenmal seit drei Wochen eine Tür ohne die irre Hoffnung aufmachte, eine andere Welt auf der anderen Seite zu finden. Über ihm läutete eine Glocke. Der milde, würzige Geruch alter Bücher drang ihm in die Nase, und dieser Geruch war wie eine Heimkehr.
    Das Thema Restaurant wurde auch im Inneren fortgesetzt. Zwar standen Bücherregale an den Wänden, aber eine springbrunnenähnliche Ladentheke teilte den Raum. Auf Jakes Seite der Theke standen einige kleine Tische und Malt-Shoppe-Stühle mit Metallehnen. Jeder Tisch war so dekoriert, daß er die Auswahl der Tageskarte präsentierte; Travis-McGee-Romane von John D. MacDonald, Philip-MarlowRomane von Raymond Chandler, Snopes-Romane von William Faulkner. Auf einem kleinen Täfelchen auf dem Faulkner-Tisch stand: Seltene Erstausgaben am Lager – bitte fragen. Auf einem Schild an der Theke stand

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