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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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emporstiegen.
    Ich befinde mich an einem Ort, den ich nicht kenne, dachte er. Ich meine, ich werde ihn kennenlernen – oder ich hätte ihn kennengelernt, wenn mich der Cadillac überfahren hätte. Es ist das Rasthaus – aber der Teil von mir, der dort ist, weiß das noch nicht. Der Teil weiß nur, daß es irgendwo in der Wüste liegt und keine Menschen dort sind. Ich habe geweint, weil ich Angst habe. Und ich habe Angst, dies könnte die Hölle sein.
    Um drei Uhr, als er in Mid-Town Lanes eintraf, wußte er, er hatte die Pumpe im Stall gefunden und Wasser getrunken. Das Wasser war sehr kalt und schmeckte stark nach Mineralien. Bald würde er nach drinnen gehen und einen kleinen Vorrat Dörrfleisch in einem Zimmer finden, das einmal eine Küche gewesen war. Das wußte er so genau und unumstößlich, wie er wußte, daß der Brezelverkäufer eine Flasche Yoo-Hoo nehmen würde und daß die Puppe, die aus der Tasche von Bloomingdales lugte, blaue Augen hatte.
    Es war, als könnte er sich in der Zeit vorwärts erinnern.
    Er spielte an diesem Nachmittag nur zwei Runden Bowling – die erste mit 06, die zweite mit 87 Punkten. Als er am Tresen erschien, warf Timmy einen Blick auf seine Karte und sagte: »Scheint heute ein schwarzer Tag für dich zu sein, Kumpel.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, sagte Jake.
    Timmy sah ihn eingehender an. »Alles klar? Du bist irgendwie blaß.«
    »Ich glaube, ich hab’ mir eine Grippe geholt.« Das schien irgendwie auch nicht gelogen zu sein. Etwas hatte er sich ganz sicher geholt.
    »Geh heim und leg dich ins Bett«, riet Timmy. »Trink eine Menge klare Flüssigkeit – Gin, Wodka, so was.«
    Jake lächelte pflichtschuldigst. »Vielleicht.«
    Er ging langsam nach Hause. New York erstreckte sich rings um ihn herum, New York in seinem verführerischsten Zustand – eine spätnachmittägliche Straßenserenade mit einem Musiker an jeder Ecke, alle Bäume in Blüte und anscheinend alle in bester Laune. Das alles sah Jake, aber er sah auch dahinter, sah sich geduckt im Schatten einer Küche, während der Mann in Schwarz wie ein grinsender Hund aus dem Brunnen im Stall trank, sah sich vor Erleichterung schluchzen, als der Mann – oder das Ding – schließlich weiterzog, ohne ihn zu entdecken, sah sich in tiefen Schlaf fallen, als die Sonne unterging und die Sterne aufgingen und wie verlorene Eiskristalle am dunklen, purpurnen Wüstenhimmel funkelten.
    Er betrat die Wohnung und ging in die Küche, um etwas zu essen zu holen. Er hatte keinen Hunger, aber es entsprach seiner Gewohnheit. Er war auf dem Weg zum Kühlschrank, als sein Blick auf die Vorratskammertür fiel und er stehenblieb. Plötzlich wurde ihm klar, das Rasthaus – und der ganze Rest dieser seltsamen anderen Welt, zu der er jetzt gehörte – lag hinter dieser Tür. Er mußte nur durchgehen und sich mit dem Jake vereinen, der bereits dort existierte. Die seltsame Verdopplung in seinem Verstand würde aufhören; die Stimmen, die endlos die Frage erörterten, ob er denn nun seit heute morgen 8 Uhr 25 tot war oder nicht, würden verstummen.
    Jake stieß die Vorratskammertür mit beiden Händen auf.
    Ein sonniges, erleichtertes Lächeln breitete sich bereits auf seinem Gesicht aus… und gefror, als Mrs. Shaw, die im hinteren Teil der Vorratskammer auf einem Hocker stand, zu schreien anfing. Die Dose Tomatenmark, die sie in der Hand gehalten hatte, fiel auf den Boden. Sie schwankte auf dem Stuhl, und Jake sputete sich, sie zu stützen, ehe sie dem Tomatenmark Gesellschaft leisten konnte.
    »Moses im Binsenkorb!« keuchte sie und fuchtelte mit der Hand aufgeregt vor ihrem Hauskleid herum. »Johnny, du hast mir einen Heidenschrecken eingejagt!«
    »Tut mir leid«, sagte er. Das stimmte, aber er war auch zutiefst enttäuscht. Es war doch nur die Vorratskammer gewesen. Und dabei hätte er schwören können…
    »Was hast du überhaupt hier herumzuschleichen? Heute ist dein Bowlingtag. Ich habe frühestens in einer Stunde mit dir gerechnet! Ich habe deine Zwischenmahlzeit noch nicht gemacht, also rechne nicht damit!«
    »Macht nichts. Ich habe sowieso keinen Hunger.« Er bückte sich und hob die Dose auf, die sie fallen gelassen hatte.
    »Sollte man nicht meinen, so wie du hier reingestürzt bist«, grollte sie.
    »Ich habe gedacht, ich hätte eine Maus oder so was gehört. Sieht aus, als wären das nur Sie gewesen.«
    »Muß wohl.« Sie stieg vom Hocker herunter und nahm ihm die Dose ab. »Du siehst aus, als hättest du dir die Grippe

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