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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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er konnte, für sie gepfiffen!«
    »Tut mir leid, Bob«, sagte Mr. Briggs, »aber es war Mr. Martin persönlich, der die neue Diesellok bestellt hat.«
    Das stimmte. Und so wurde Charlie Tschuff-Tschuff auf ein Abstellgleis im hintersten Winkel des Rangierbahnhofs der Eisenbahngesellschaft von Mittwelt in St. Louis bugsiert, wo er zwischen Unkraut vor sich hinrostete. Jetzt konnte man das TUUUUT! TUUUUT! der Burlington Zephyr auf der Strecke von St. Louis nach Topeka hören, und Charlies Pfeife pfiff nicht mehr. Eine Mäusefamilie nistete auf dem Sitz, wo Lokführer Bob einst so stolz gesessen und gesehen hatte, wie die Landschaft vorbeirauschte; eine Schwalbenfamilie nistete im Schornstein. Charlie war einsam und sehr traurig. Er vermißte die Stahlschienen und den blauen Himmel und das offene Land. Manchmal mußte er spät nachts an das alles denken und weinte dunkle, ölige Tränen. Dieses machten seine wunderschönen Stratham-Scheinwerfer rostig, aber das war Charlie einerlei, weil der Stratham-Scheinwerfer jetzt alt und immer dunkel war.
    Mr. Martin, der Vorstand der Eisenbahngesellschaft von Mittwelt, schrieb Lokführer Bob einen Brief und bot ihm an, er dürfe in der Kabine der neuen Burlington Zephyr fahren. »Es ist eine prima Lokomotive, Lokführer Bob, randvoll mit Zack und Heißassa, und du müßtest der Lokführer sein! Du bist der beste von allen Lokführern, die für Mittwelt arbeiten. Und meine Tochter Susannah hat nie vergessen, daß du sie einmal die Pfeife hast ziehen lassen.« Aber Lokführer Bob sagte, wenn er Charlie nicht fahren könne, dann wären seine Tage als Zugfahrer gezählt. »So eine prima neue Diesellok würde ich gar nicht verstehen«, sagte Lokführer Bob, »und sie würde mich nicht verstehen.«
    Er bekam eine neue Aufgabe – er mußte die Lokomotiven im Depot von St. Louis saubermachen, und so wurde aus dem Lokführer Bob der Putzer Bob. Manchmal lachten ihn die anderen Lokführer aus, die die schönen neuen Dieselloks fuhren. »Seht euch den alten Narren an!« sagten sie. »Er kann nicht verstehen, daß sich die Welt weitergedreht hat!«
    Manchmal ging Lokführer Bob spät nachts zur anderen Seite des Rangierbahnhofs, wo Charlie Tschuff-Tschuff auf den rostigen Schienen des Abstellgleises stand, das sein Zuhause geworden war. Unkraut rankte sich an seinen Rädern hoch; der Scheinwerfer war rostig und dunkel. Lokführer Bob redete immer mit Charlie, aber Charlie antwortete immer seltener. In manchen Nächten sagte er gar nichts. Eines Nachts ging Lokführer Bob ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. »Charlie, stirbst du?« fragte er, und Charlie antwortete mit seiner leisesten, brummigsten Stimme:
     
    Laß mich in Ruh, ich hab genug
    Von deinen dummen Fragen,
    Ich bin nur ein einfacher Tschuff-tschuff-Zug,
    Mehr kann ich dir nicht sagen.

    Jetzt kann ich nicht mehr sausen,
    Das war mir ein Hochgenuß,
    Und stehe hier mit Grausen,
    Weil ich bald sterben muß.
     
    Jake studierte das Bild zu diesem nicht völlig unerwarteten Gang der Ereignisse lange Zeit. Die Bilder mochten skizzenhaft sein, aber sie waren dennoch prima Tränendrüsendrücker. Charlie sah alt, vernichtet und vergessen aus. Lokführer Bob sah aus, als hätte er seinen letzten Freund verloren… was ja laut der Geschichte auch so war. Jake konnte sich vorstellen, daß sich überall in Amerika Kinder an dieser Stelle die Augen wund geplärrt hatten, und dabei mußte er daran denken, daß es viele Geschichten für Kinder gab, die so etwas enthielten – Sachen, die einem Säure über das ganze Gefühlsleben gossen. Hänsel und Gretel, die im Wald ausgesetzt wurden; Bambis Mutter, die vom Jäger erschossen wurde; der Tod von Old Yeller. Es war leicht, kleinen Kindern weh zu tun, sie zum Weinen zu bringen, und das schien in vielen Geschichtenerzählern eine seltsam sadistische Ader freizulegen… einschließlich, so schien es, Beryl Evans.
    Aber Jake stellte fest, daß er nicht traurig war, weil man Charlie auf ein unkrautüberwuchertes wüstes Land am äußeren Rand des Rangierbahnhofs von Mittwelt in St. Louis verbannt hatte. Ganz im Gegenteil. Gut, dachte er. Genau da gehört er hin. Da gehört er hin, weil er gefährlich ist. Dort soll er rosten, und habt kein Mitleid wegen seiner Tränen – man sagt, daß Krokodile auch weinen.
    Er las den Rest rasch. Natürlich kam es zu einem Happy-End, aber es war zweifellos dieser Augenblick der Verzweiflung auf dem Rangierbahnhof, an den sich die Kinder erinnern würden,

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