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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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mit dem Daumennagel an. Er zündete zuerst Reynolds’ Zigarette an, dann seine.
    Ein kleiner gelber Köter kam unter der Flügeltür herein. Die Männer beobachteten ihn schweigend und rauchend. Er durchquerte den Raum, schnupperte zuerst an der geronnenen Kotze in der Ecke und machte sich danach daran, sie zu fressen. Sein Stummelschwanz wedelte hin und her, während er speiste.
    Reynolds nickte zu dem Sinnspruch, nicht mit den Karten zu hadern, die einem ausgeteilt wurden. »Ich würde sagen, diese Töle da würde das verstehen.«
    »Ganz und gar nicht, ganz und gar nicht«, widersprach Jonas. »Nur ein Hund, mehr ist er nicht, ein Hund, der Erbrochenes frisst. Ich hab vor zwanzig Minuten ein Pferd gehört. Zuerst kommen, dann gehen. Könnte es eine unserer angeheuerten Wachen gewesen sein?«
    »Dir entgeht gar nichts, was?«
    »Verlass dich nicht drauf, nein, verlass dich nicht drauf. War es so?«
    »Jawoll. Ein Bursche, der für einen der kleinen Landbesitzer am östlichen Ende der Schräge arbeitet. Er hat sie kommen sehn. Drei. Jung. Babys.« Reynolds sprach das letzte Wort wie in den Nördlichen Baronien üblich aus: Babbies. »Also kein Grund zur Sorge.«
    »Sachte, sachte, das wissen wir nicht«, sagte Jonas, der sich aufgrund seiner zitternden Stimme wie ein willfähriger alter Mann anhörte. »Junge Augen sehen weit, sagt man.«
    »Junge Augen sehen das, was man ihnen zeigt«, entgegnete Reynolds. Der Hund lief an ihnen vorbei und leckte sich die Lefzen. Reynolds verabschiedete ihn mit einem Tritt, und der Köter war nicht schnell genug, ihm auszuweichen. Er rannte unter der Flügeltür durch und stieß dabei kläffende Laute aus, bei denen Barkie hinter seinem Klavier heftig schnarchte. Er öffnete seine Hand, und die Spielkarte fiel heraus.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte Jonas. »Jedenfalls sind sie Bälger des Bundes, Söhne von den großen Anwesen im Grünen Irgendwo, wenn Rimer und dieser Narr, für den er arbeitet, es richtig mitbekommen haben. Das bedeutet, wir werden sehr, sehr vorsichtig sein. Behutsam auftreten, wie auf Eierschalen. Wir sind noch mindestens drei Monate hier! Und diese jungen Spunde könnten die ganze Zeit hier sein, dies zählen und das zählen, um alles aufzuschreiben. Leute, die Inventur machen, sind im Augenblick nicht gut für uns. Nicht für Männer, die in der Nachschubbranche tätig sind.«
    »Komm schon, das ist eine Strafarbeit, mehr nicht – ein Schlag auf die Finger, weil sie Ärger gemacht haben. Ihre Daddys…«
    »Ihre Daddys wissen, dass Farson mittlerweile den gesamten Südwestlichen Rand kontrolliert und fest im Sattel sitzt. Diese Bengel wissen es vielleicht auch – dass die Zeit des Bundes mit seinem Adelsgesindel so gut wie abgelaufen ist. Man kann nie wissen, Clay. Bei solchen Leuten kann man nie sagen, welche Richtung sie einschlagen. Im günstigsten Fall versuchen sie, eine halbwegs anständige Arbeit zu leisten, nur um sich wieder gut mit ihren Eltern zu stellen. Wir werden es besser wissen, wenn wir sie sehen, aber eins will ich dir sagen: Wir können ihnen nicht einfach die Revolver an den Hinterkopf halten und sie abknallen wie ein Pferd mit einem gebrochenen Bein, wenn sie etwas sehen, was sie nicht sehen sollen. Ihre Daddys mögen wütend auf sie sein, solange sie noch leben, aber ich denke mir mal, wenn sie tot sind, wäre alles vergeben und vergessen – so sind Daddys nun mal. Wir sollten vorsichtig sein, Clay; so vorsichtig, wie wir nur können.«
    »Dann sollten wir Depape lieber raushalten.«
    »Roy kommt schon klar«, sagte Jonas mit seiner zitternden Stimme. Er warf die Kippe seiner Zigarette auf den Boden und trat sie mit dem Absatz aus. Dann sah er dem Wildfang in die Glasaugen und kniff die Augen zusammen, als würde er rechnen. »Heute Nacht, hat dein Freund gesagt? Sie sind heute Nacht angekommen, diese Bengel?«
    »Jawoll.«
    »Dann, schätze ich, werden sie morgen Avery ihren Besuch abstatten.« Gemeint war Herk Avery, der Hohe Sheriff von Mejis und Polizeipräsident von Hambry, ein großer Mann, der so schlaff war wie ein Bündel Wäsche.
    »Denk ich auch«, sagte Clay Reynolds. »Um ihre Papiere zu präsentieren und alles.«
    »Ja, Sir, ja, wahrhaftig. Wie geht’s Ihnen, wie geht’s Ihnen, und noch mal wie geht’s Ihnen?«
    Reynolds sagte nichts. Er verstand Jonas häufig nicht, aber er ritt seit seinem fünfzehnten Lebensjahr mit ihm und wusste, dass es für gewöhnlich besser war, nicht nach einer Erklärung zu

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