Der Dunkle Turm 4 - Glas
es Bürgermeister Thorin geben. Sie hat gesagt, was danach damit geschieht, wäre ihr gleich, er könne sich den Hintern damit abwischen« (es war außerordentlich spaßig gewesen, mit anzusehen, wie das Gesicht ihrer Tante rot anlief), »aber bis dahin soll es in meiner Obhut bleiben.«
»So etwas habe ich noch nie gehört«, hatte Tante Cordelia geschmollt… Aber sie hatte ihr das schmutzige Stück Papier zurückgegeben. »Ein derart bedeutendes Dokument der Obhut eines so kleinen Krümels von einem Mädchen anzuvertrauen.«
Aber kein so kleiner Krümel, dass ich nicht sein Feinsliebchen sein kann, was? Dass ich nicht unter ihm liegen und seine Knochen knacken hören und seinen Samen empfangen und möglicherweise sein Kind austragen kann.
Sie sah auf ihre Tasche, als sie das Papier wegsteckte, weil sie Tante Cordelia die Verachtung, die in ihrem Blick lag, nicht sehen lassen wollte.
»Geh hinauf«, hatte Tante Cord gesagt und die Spitzenklöppelei von ihrem Schoß in das Nähkörbchen gefegt, wo sie in einem unüblichen Durcheinander liegen blieb. »Und wenn du dich wäschst, widme deinem Mund besondere Aufmerksamkeit. Reinige ihn von der Frechheit und Respektlosigkeit gegenüber denen, die viel Liebe für das Mädchen geopfert haben, dem er gehört.«
Susan war schweigend nach oben gegangen, hatte sich tausend Antworten verkniffen und war, wie so oft, die Treppe mit einer Mischung von Scham und Geringschätzung hinaufgestiegen.
Und nun lag sie in ihrem Bett und war immer noch wach, während die Sterne verblassten und die ersten helleren Töne den Himmel färbten. Die Ereignisse der gerade vergangenen Nacht gingen ihr wie ein phantastischer Bilderreigen durch den Kopf, gemischten Spielkarten gleich – und diejenige, die mit größter Beharrlichkeit aufgedeckt wurde, war die mit dem Gesicht von Will Dearborn. Sie dachte daran, wie hart dieses Gesicht werden konnte und wie unerwartet sanft schon im nächsten Augenblick. Und war es ein hübsches Gesicht? Aye, das dachte sie. Für sie auf jeden Fall.
Ich habe noch nie ein Mädchen gebeten, mit mir auszureiten, oder gefragt, ob sie einen Besuch von mir wohlheißen würde. Euch würde ich fragen, Susan, Tochter des Patrick.
Warum jetzt? Warum lerne ich ihn jetzt kennen, wo nichts Gutes daraus werden kann?
Wenn es Ka ist, wird es wie der Wind kommen. Wie ein Wirbelsturm.
Sie warf sich von einer Seite des Betts auf die andere und wälzte sich schließlich wieder auf den Rücken. Ihr war, als ob sie auch für den Rest der Nacht keinen Schlaf mehr finden würde. Sie konnte ebenso gut zur Schräge gehen, um dort den Sonnenaufgang zu betrachten.
Aber sie blieb weiter im Bett liegen und fühlte sich irgendwie krank und wohl zugleich, sah in die Schatten und lauschte dem ersten Zwitschern der Vögel, dachte daran, wie sich seine Lippen auf den ihren angefühlt hatten, ihre sanfte Rauheit und der Druck der Zähne unter den Lippen; an den Geruch seiner Haut und den rauen Stoff seines Hemds unter ihren Handflächen.
Diese Handflächen legte sie nun auf ihr Nachthemd und umfing die Brüste mit den Fingern. Die Brustwarzen waren so hart wie kleine Perlen. Und wenn sie sie berührte, loderte die Hitze zwischen ihren Beinen plötzlich und drängend auf.
Sie könnte schlafen, dachte sie. Sie könnte, wenn sie sich um die Hitze kümmern würde. Wenn sie nur wüsste, wie.
Aber das wusste sie. Die alte Frau hatte es ihr gezeigt. Auch ein Mädchen, das unberührt ist, muss nicht auf einen Kitzel dann und wann verzichten… Wie eine kleine Seidenknospe.
Susan legte sich im Bett anders hin und schob eine Hand weit unter die Decke. Sie verdrängte das Bild der glänzenden Augen und hohlen Wangen der alten Frau aus ihrem Denken – das war nicht schwer, wenn man es sich erst einmal vorgenommen hatte, stellte sie fest – und ersetzte es durch das Bild des Jungen mit dem großen Wallach und dem albernen flachen Hut. Einen Augenblick wurde die Vision in ihrem Kopf so klar und lieblich, als wäre sie wirklich und ihr anderes Leben nur ein trostloser Traum. In dieser Vision küsste er sie immer wieder, ihre Münder öffneten sich, ihre Zungen berührten sich; was er ausatmete, atmete sie ein.
Sie brannte. Sie brannte in ihrem Bett wie eine Fackel. Und als die Sonne kurze Zeit später schließlich über dem Horizont aufging, schlief sie tief, mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen, und ihr offenes Haar lag über einer Seite ihres Gesichts und auf dem Kissen wie gesponnenes
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