Der Dunkle Turm 4 - Glas
Herkimer Avery und empfahl die drei jungen Männer, welche dieses Dokument überbrachten, die Masters Dearborn, Stockworth und Heath, ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Diese seien vom Bund auf eine besondere Mission gesandt worden, um eine Inventur aller Materialien durchzuführen, welche dem Bund in Zeiten der Not hilfreich sein konnten (das Wort Krieg stand nicht in dem Dokument, erstrahlte aber zwischen allen Zeilen). Steven Deschain bat die Herren Thorin, Rimer und Avery im Namen des Bundes der Baronien, den ernannten Schätzern des Bundes in jeder Hinsicht zu Diensten zu sein, besondere Sorgfalt aber auf die Inventur von Vieh, Nahrungsmittelvorräten und jede Form von Transportmitteln zu verwenden. Dearborn, Stockworth und Heath würden sich mindestens drei Monate in Mejis aufhalten, schrieb Deschain, möglicherweise sogar ein ganzes Jahr. Das Dokument endete mit der Aufforderung, »schriftliche Meldung über diese jungen Männer und ihre Arbeit zu übersenden, und zwar in allen Einzelheiten, die Eurer Ansicht nach für uns von Interesse sind«. Und mit der Bitte: »Bitte seid in dieser Hinsicht nicht nachlässig, wenn Ihr uns gewogen seid.«
Mit anderen Worten, lasst uns wissen, ob sie sich benehmen. Lasst uns wissen, ob sie ihre Lektion gelernt haben.
Der Hilfssheriff mit dem Monokel kam zurück, während der Hohe Sheriff noch das Dokument studierte. Er trug ein Tablett mit vier Gläsern weißen Tees herein und bückte sich damit wie ein Butler. Roland murmelte ein Dankeschön und reichte die Gläser herum. Das letzte nahm er für sich, führte es an die Lippen und merkte, dass Alain ihn mit leuchtend blauen Augen aus seinem gleichmütigen Gesicht ansah.
Alain schüttelte das Glas leicht – gerade genug, dass das Eis klirrte –, und Roland antwortete mit einem fast unmerklichen Nicken. Er hatte kühlen Tee aus einem Krug erwartet, der in einem angrenzenden Brunnenhaus aufbewahrt wurde, aber es schwammen tatsächlich Eiswürfel in den Gläsern. Eis im Hochsommer. Das war interessant.
Und der Tee war, wie versprochen, köstlich.
Avery las den Brief zu Ende und reichte ihn Roland zurück wie jemand, der eine heilige Reliquie weiterreichte. »Ihr solltet das sicher an Eurer Person tragen, Will Dearborn – aye, wahrlich sehr sicher!«
»Ja, Sir.« Er steckte Brief und Ausweis wieder in die Tasche. Seine Freunde »Richard« und »Arthur« folgten seinem Beispiel.
»Das ist ein vorzüglicher weißer Tee, Sir«, sagte Alain. »Ich habe nie einen besseren getrunken.«
»Aye«, sagte Avery und nippte am eigenen Glas. »’s ist der Honig, der ihn so köstlich macht. Hm, Dave?«
Der Hilfssheriff mit dem Monokel, der unterdessen am schwarzen Brett stand, lächelte. »So ist’s wohl, aber Judy rückt nicht gern damit heraus. Sie hat das Rezept von ihrer Mutter.«
»Aye, wir dürfen auch das Angesicht unserer Mütter nicht vergessen, das dürfen wir nicht.« Sheriff Avery sah auf einmal sentimental drein, aber Roland hatte da so eine Ahnung, als läge dem großen Mann im Augenblick nichts ferner als seine Mutter. Avery drehte sich zu Alain um, und der sentimentale Ausdruck wich einer überraschenden Verschlagenheit.
»Ihr wundert Euch über das Eis, Master Stockworth?«
Alain zuckte zusammen. »Nun, ich…«
»Ihr habt eine derartige Annehmlichkeit in einem Kaff wie Hambry garantiert nicht erwartet«, sagte Avery, und obwohl seine Stimme oberflächlich fröhlich klang, glaubte Roland, einen völlig anderen Unterton herauszuhören.
Er mag uns nicht. Er mag unser für ihn »städtisches Gebaren« nicht. Er kennt uns noch nicht lange genug, um zu wissen, was für ein Gebaren wir haben, wenn überhaupt, und schon missfällt es ihm. Er hält uns für ein Trio von Rotznasen, die ihn und alle anderen hier als Landeier betrachten.
»Nicht nur in Hambry«, sagte Alain ruhig. »Eis ist im Inneren Bogen heutzutage so selten wie überall, Sheriff Avery. Als ich aufwuchs, bekam ich es zumeist als besondere Leckerei bei Geburtstagsfesten und dergleichen.«
»Es gab immer Eis am Glühtag«, warf Cuthbert ein. Er sagte es mit un-Cuthbertscher Zurückhaltung. »Abgesehen vom Feuerwerk hat uns das immer am besten gefallen.«
»Ist das so, ist das so«, sagte Sheriff Avery in einem erstaunten Die-Wunder-hören-nicht-auf-Ton. Avery gefiel vielleicht nicht, dass sie so in die Stadt geritten kamen, es gefiel ihm nicht, dass er, wie er sich vielleicht ausdrücken mochte, den »halben verdammten Vormittag« mit ihnen vergeuden
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