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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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nichts Besonderes…«
    »Nichts Besonderes!«, sagte Avery lachend. Sein Bauch, bemerkte Roland, schwabbelte keineswegs, wie man hätte erwarten sollen; er war fester, als er aussah. Dasselbe galt möglicherweise auch für seinen Besitzer. »Nichts Besonderes, sagt er! Da kommen sie fünfhundert Meilen oder mehr von der Innerwelt, unsere ersten offiziellen Besucher des Bundes, seit ein Revolvermann vor vier Jahren auf der Großen Straße durchgekommen ist, und er sagt, sie sind nichts Besonderes! Möchtet ihr euch setzen, meine Jungs? Ich habe Graf, das ihr so früh am Tag vielleicht nicht wollt – vielleicht überhaupt nicht, wenn man euer Alter bedenkt (und wenn ihr mir vergeben wollt, dass ich so unverblümt die Tatsache eurer Jugend anspreche, Jugend ist nämlich nichts, dessen man sich schämen müsste, das ist es nicht, wir waren alle einmal jung), und ich habe ebenfalls weißen Eistee, den ich wärmstens empfehlen möchte, da Daves Frau ihn gemacht hat, die ein gutes Händchen für fast alles Trinkbare besitzt.«
    Roland sah Cuthbert und Alain an, die daraufhin beide nickten und lächelten (und versuchten, nicht völlig verwirrt auszusehen), dann wieder Sheriff Avery. Weißer Tee wäre ein Labsal für durstige Kehlen, sagte er.
    Einer der Hilfssheriffs ging den Tee holen, Stühle wurden herbeigerückt und in einer Reihe auf der Seite von Sheriff Averys Rollpult aufgestellt, dann konnte das Tagesgeschäft endlich beginnen.
    »Ihr wisst, wer ihr seid und woher ihr kommt, und ich weiß es auch«, sagte Sheriff Avery und setzte sich auf seinen Stuhl (der zwar ein klägliches Ächzen unter dem Gewicht von sich gab, aber irgendwie zu halten schien). »Ich kann Innerwelt in euren Stimmen hören, aber wichtiger noch, ich sehe sie in euren Gesichtern. Aber wir hier in Hambry halten uns an die alten Weisen, so verschlafen und ländlich es hier auch sein mag; aye, wir halten uns an unseren Kurs und erinnern uns des Angesichts unserer Väter, so gut wir können. Obzwar ich euch nicht lange von euren Pflichten abhalten möchte, und wenn ihr mir die Anmaßung verzeihen wollt, würde ich darum gern irgendwelche Papiere und Reisedokumente sehen, die ihr zufällig mit in die Stadt gebracht habt.«
    Sie hatten »zufällig« alle ihre Papiere mit in die Stadt gebracht, und Roland war sich sicher, dass Sheriff Avery das genau gewusst hatte. Er betrachtete sie ziemlich lange und eingehend dafür, dass er versprochen hatte, sie nicht von ihren Pflichten abzuhalten, folgte den Zeilen der ordentlich zusammengelegten Blätter (deren Leinengehalt so hoch war, dass die Dokumente wahrscheinlich mehr aus Stoff als aus Papier bestanden) mit einem feisten Finger und bewegte dabei die Lippen. Ab und zu rückte der Finger zurück, wenn Avery eine Zeile zweimal lesen musste. Die beiden anderen Hilfssheriffs standen hinter ihm und sahen ihm weise über die breiten Schultern. Roland fragte sich, ob überhaupt einer von ihnen lesen konnte.
    William Dearborn. Sohn eines Viehtreibers.
    Richard Stockworth. Sohn eines Ranchers.
    Arthur Heath. Sohn eines Viehzüchters.
    Jedes Dokument war von einem Notar beglaubigt worden – James Reed (aus Hemphill) im Falle Dearborns, Piet Ravenhead (aus Pennilton) im Falle Stockworths, Lucas Rivers (aus Gilead) im Falle Heaths. Alles in Ordnung, Beschreibungen gut abgestimmt. Die Dokumente wurden mit verschwenderischem Dank zurückgegeben. Danach überreichte Roland dem Hohen Sheriff einen Brief, den er behutsam aus seiner Brieftasche nahm. Avery behandelte den Brief mit derselben Behutsamkeit, und seine Augen weiteten sich, als er das Siegel am unteren Rand sah. »Bei meiner Seele, Jungs! ’s war ein Revolvermann, der das geschrieben hat!«
    »Aye, so ist es«, stimmte Cuthbert mit Verwunderung vorspielender Stimme zu. Roland trat ihm – ziemlich fest – gegen den Knöchel, ohne den respektvollen Blick von Averys Gesicht abzuwenden.
    Das Schreiben über dem Siegel stammte von einem gewissen Steven Deschain aus Gilead, einem Revolvermann (was bedeutete, ein Ritter, Edelmann, Friedensstifter und Baron… wobei der letzte Titel in der modernen Zeit auch ohne John Farsons Polemik fast keine Bedeutung mehr hatte) der neunundzwanzigsten Generation in direkter Abstammung von Arthur von Eld, freilich von einer Nebenlinie (mit anderen Worten, der entfernte Nachfahre einer von Arthurs zahlreichen Feinsliebchen). Er übermittelte Grüße an Bürgermeister Hartwell Thorin, Kanzler Kimba Rimer und den Hohen Sheriff

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