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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wirklich. Die Frage war nur, warum taten sie das alles? »Aber wir wissen diese Umsicht zu schätzen. Nicht wahr, Jungs?«
    Cuthbert und Alain stimmten nachdrücklich zu.
    »Und wir nehmen dankend an.«
    Avery nickte. »Ich werde es ihm sagen. Reitet wohlbehütet, Jungs.«
    Sie hatten den Pferdebalken erreicht. Avery schüttelte wieder reihum allen die Hand, aber diesmal galt den Pferden sein gründlichster Blick.
    »Dann bis morgen Abend, junge Herren?«
    »Morgen Abend«, stimmte Roland zu.
    »Werdet ihr die Bar K allein finden, was meint ihr?«
    Wieder fiel Roland die unausgesprochene Verachtung und unbewusste Geringschätzung des Mannes auf. Aber vielleicht war es so am besten. Wenn der Hohe Sheriff sie für dumm hielt, wer mochte schon sagen, welcher Vorteil sich daraus noch ergeben würde.
    »Wir werden sie finden«, sagte Cuthbert und saß auf. Avery betrachtete den Krähenschädel an Cuthberts Sattelknauf misstrauisch. Cuthbert bemerkte den Blick, schaffte es aber ausnahmsweise einmal, den Mund zu halten. Roland erstaunte und freute diese unerwartete Zurückhaltung. »Gehabt Euch wohl, Sheriff.«
    »Ihr auch, Junge.«
    Er blieb am Geländer stehen, ein großer Mann in einem Khakihemd mit Schweißflecken an den Achselhöhlen und schwarzen Stiefeln, die für einen arbeitenden Sheriff zu sehr glänzten. Und wo ist das Pferd, das ihn tragen könnte, wenn er einen ganzen Tag durch sein Revier reitet?, dachte Roland. Ich würde zu gern sehen, wie dieses Cayuse-Pferd gebaut ist.
    Avery winkte ihnen, als sie davonritten. Die anderen Sheriffs traten auf den Bürgersteig, allen voran Hilfssheriff Dave. Sie winkten ebenfalls.
     
     
    3
     
    Kaum waren die Bälger des Bundes auf dem teuren Pferdefleisch ihrer Väter bergab in Richtung Hauptstraße um die Ecke verschwunden, hörten der Sheriff und seine Gehilfen auf zu winken. Avery drehte sich zu Dave Hollis um, dessen Ausdruck dümmlicher Ehrfurcht einer nur unwesentlich intelligenteren Miene gewichen war.
    »Was denkst du, Dave?«
    Dave hob das Monokel zum Mund und knabberte nervös an dessen Messingfassung, eine Gewohnheit, derentwegen Sheriff Avery ihn aber schon längst nicht mehr aufzog. Was das anging, hatte selbst Daves Frau Judy es aufgegeben, und Judy Hollis – das hieß Judy Wertner – konnte eine ordentliche Maschine sein, wenn es darum ging, den Kopf durchzusetzen.
    »Weich«, sagte Dave. »So weich wie Eier, die gerade aus einem Hühnerarsch gefallen sind.«
    »Möglich«, sagte Avery, hakte die Daumen in den Gürtel und wippte heftig hin und her, »aber derjenige, der am meisten geredet hat, der mit dem flachen Hut, der denkt nicht, dass er weich ist.«
    »Spielt keine Rolle, was er denkt«, sagte Dave, der immer noch an seinem Monokel kaute. »Jetzt ist er in Hambry. Vielleicht muss er seine Denkweise unserer anpassen.«
    Hinter ihm lachten die anderen Hilfssheriffs. Sogar Avery lächelte. Sie würden die reichen Jungs in Ruhe lassen, wenn die reichen Jungs sie in Ruhe ließen – so lauteten die Befehle unmittelbar aus dem Haus des Bürgermeisters –, aber Avery musste zugeben, dass er nichts dagegen hätte, ihnen eine kleine Abreibung zu verpassen, nichts hätte er dagegen. Es würde ihm gefallen, demjenigen mit dem idiotischen Vogelschädel am Sattelknauf mit dem Stiefel in die Eier zu treten – hatte dagestanden und sich über ihn lustig gemacht und währenddessen die ganze Zeit gedacht, dass Herk Avery ein einfältiger Provinzler sei und nicht merke, was er im Schilde führe –, aber am liebsten hätte er den überheblichen Ausdruck vom Gesicht des Jungen mit dem flachen Predigerhut geprügelt, um einen heißeren Ausdruck von Angst in seinen Augen zu sehen, wenn Mr. Will Dearborn aus Hemphill begriff, dass Neu-Kanaan weit weg war und sein reicher Vater ihm hier nicht helfen konnte.
    »Aye«, sagte er und schlug Dave auf die Schulter. »Vielleicht wird er seine Denkweise ändern müssen.« Er lächelte – ein gänzlich anderes Lächeln als das, welches er den Schätzern des Bundes noch kurz davor gezeigt hatte. »Möglicherweise werden sie das alle.«
     
     
    4
     
    Die drei Jungen ritten in einer Reihe, bis sie am Traveller’s Rest vorbei waren (ein junger und offenbar geistig zurückgebliebener Mann mit pechschwarzem Haar, der gerade die gemauerte Veranda schrubbte, schaute auf und winkte ihnen zu; sie winkten zurück). Dann ritten sie nebeneinander, Roland in der Mitte.
    »Was haltet ihr von unserem neuen Freund, dem Hohen Sheriff?«,

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