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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Tresen entlang. Die Leute machten ihm Platz; machten sogar seinem mit Seide eingefassten Mantel Platz.
    Depape, der jetzt, wo er daran gedacht hatte, wie Ihre Hochtrabendheit da draußen auf der Piano Ranch Cowboy-Spareribs runterschluckte, übellauniger denn je wurde, kippte seinen Schnaps, verzog das Gesicht wegen des Geruchs von Kiefernharz an seinen Händen und hielt das Glas in Stanley Ruiz’ Richtung. »Mach das voll, du Hund!«, rief er. Ein Kuhhirte, der mit Rücken, Hintern und Ellbogen am Tresen lehnte, schrak zusammen, als Depapes Brüllen ertönte, aber das allein reichte schon aus, dass der Ärger begann.
    Sheemie näherte sich geschäftig dem Durchgang, aus dem die Muscheln gerade gebracht worden waren, und hielt den Kameleimer mit beiden Händen vor sich. Später, wenn es im Traveller’s ruhiger wurde, bestand seine Aufgabe darin, sauber zu machen. Im Augenblick jedoch musste er nur mit dem Kameleimer herumlaufen und die Reste aller Drinks hineinschütten, die er fand. Diese Mischung wurde in einen Krug hinter der Bar geschüttet. Der Krug trug eine wahrheitsgemäße Aufschrift – KAMELPISSE –, und man konnte einen Doppelten für drei Pennys bekommen. Es war ein Drink ausschließlich für die Waghalsigen oder die Ärmsten der Armen, aber in jeder Nacht hielten sich von beiden Sorten eine hinreichende Zahl unter dem strengen Blick des Wildfangs auf; Stanley hatte selten Probleme, den Krug leer zu bekommen. Und wenn er bis zur Sperrstunde nicht leer war, nun, dann gab es immer noch den nächsten Abend. Ganz zu schweigen von einer neuen Meute durstiger Narren.
    Aber im gegenwärtigen Fall schaffte es Sheemie nicht bis zum Kamelpisse-Krug am hinteren Ende des Tresens. Er stolperte über den Stiefel des Cowboys, der zusammengezuckt war, und ging mit einem überraschten Grunzen in die Knie. Der Inhalt des Eimers spritzte heraus und tränkte, Satans Erstem Hauptsatz der Boshaftigkeit folgend – der da lautet, wenn das Schlimmste passieren kann, passiert es für gewöhnlich auch –, Roy Depape von den Knien abwärts mit einer tränentreibenden Mischung aus Bier, Graf und Maisschnaps.
    Die Unterhaltung am Tresen verstummte, und das brachte auch die Unterhaltung der Männer am Würfeltisch zum Verstummen. Sheb drehte sich um, sah Sheemie vor einem von Jonas’ Männern knien und hörte auf zu spielen. Pettie, die die Augen zugekniffen hatte, damit sie ihre ganze Seele in den Gesang legen konnte, fuhr noch zwei oder drei Takte a cappella fort, bis ihr das Schweigen auffiel, das sich wie eine Welle fortpflanzte. Sie hörte auf zu singen und schlug die Augen auf. Diese Art von Schweigen bedeutete für gewöhnlich, dass jemand getötet werden würde. Wenn dem so war, hatte sie nicht die Absicht, es sich entgehen zu lassen.
    Depape stand völlig reglos da und inhalierte den durchdringenden Alkoholgeruch. Im Großen und Ganzen störte ihn der Gestank nicht; dem Gestank von Kiefernharz war das allemal haushoch überlegen. Auch wie ihm seine Hosen an den Knien klebten, störte ihn nicht. Es hätte ein wenig ärgerlich sein können, wenn etwas von dem Freudensaft in seine Stiefel gespritzt wäre, aber das war nicht der Fall.
    Er ließ die Hand auf den Griff seines Revolvers fallen. Hier, bei Gott und Göttin, war etwas, womit er sich von seinen klebrigen Händen und seiner abwesenden Hure ablenken konnte. Und ein guter Spaß war allemal eine feuchte Hose wert.
    Inzwischen lag Schweigen über dem ganzen Saloon. Stanley stand steif wie ein Soldat hinter dem Tresen und zupfte nervös an einem seiner Ärmelhalter. Am anderen Ende des Tresens sah Reynolds interessiert zu seinem Partner. Er nahm eine Muschel aus dem dampfenden Eimer und schlug sie an der Kante des Tresens wie ein gekochtes Ei auf. Sheemie, der zu Depapes Füßen lag, sah hoch, und seine Augen unter dem schwarzen Haarschopf waren ängstlich aufgerissen. Er gab sich die größte Mühe zu lächeln.
    »Also, Junge«, sagte Depape. »Du hast mich ziemlich nass gemacht.«
    »Entschuldige, Großer, hab holper-di-stolper gemacht.« Sheemie zeigte mit einer Hand zuckend über die Schulter; ein paar Tropfen Kamelpisse flogen dabei von seinen Fingerspitzen. Irgendwo räusperte sich jemand unruhig – hrrhm-hrrhm! Der Raum war voller stummer Blicke und so still, dass sie alle den Wind in den Erkern und die Wellen hören konnten, die sich zwei Meilen entfernt bei Hambry Point an den Felsen brachen.
    »Einen Scheißdreck hast du«, sagte der Kuhhirte, der

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