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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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tragen – ein silbernes Nachtgewand mit hauchdünnen Trägern, dessen Saum unmittelbar an den Oberschenkeln aufhörte. Dieses Kostüm würde außer ihrer Zofe Maria, ihrer Schneiderin Conchetta und Hart Thorin keiner je zu sehen bekommen. Sie würde es tragen, wenn sie den alten Mann nach dem Fest als dessen Feinsliebchen zu seinem Lager begleitete.
    »Als du da warst, hast du da diejenigen gesehen, die sich selbst die Großen Sargjäger nennen?«
    »Ich habe Jonas und den mit dem Mantel gesehen, sie standen im Hof beisammen und haben geredet«, sagte sie.
    »Nicht Depape? Den Rothaarigen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kennst du das Spiel Kastell, Susan?«
    »Aye. Mein Vater hat es mir beigebracht, als ich noch klein war.«
    »Dann weißt du, dass die roten Spielfiguren an einem Ende und die weißen am anderen stehen. Wie sie um die Hügel kommen, sich einander nähern und dabei Schutzwehren als Deckung aufbauen. Was hier in Hambry vor sich geht, ist dem sehr ähnlich. Und wie bei dem Spiel ist die Frage inzwischen, wer als Erster aus seiner Deckung herauskommen wird. Hast du das verstanden?«
    Sie nickte einmal. »In dem Spiel ist der Erste, der hinter seinem Hügel hervorgekommen ist, verwundbar.«
    »Im Leben auch. Immer. Aber manchmal ist es eben schwierig, in Deckung zu bleiben. Meine Freunde und ich haben inzwischen so gut wie alles gezählt, was wir zu zählen wagten. Um den Rest zu zählen…«
    »Die Pferde auf der Schräge beispielsweise.«
    »Aye, zum Beispiel. Wenn wir sie zählen würden, müssten wir unsere Deckung verlassen. Oder die Ochsen, von denen wir auch wissen…«
    Sie zog die Brauen hoch. »Es gibt keine Ochsen in Hambry. Du musst dich irren.«
    »Kein Irrtum.«
    »Wo?«
    »Auf der Rocking H.«
    Nun glitten ihre Brauen wieder nach unten, während sie sie nachdenklich zusammenzog. »Das ist Laslo Rimers Ranch.«
    »Aye – Kimbas Bruder. Und das sind nicht die einzigen Schätze, die derzeit in Hambry versteckt werden. Es gibt zusätzliche Wagen, zusätzliches Stallzeug, die in den Scheunen von Mitgliedern des Pferdezüchterverbands versteckt werden, zusätzliche Futtersäcke…«
    »Will, nein!«
    »Doch. Das alles und mehr. Aber wenn wir sie zählen würden – wenn man uns sieht, wie wir sie zählen –, müssten wir unsere Deckung verlassen. Und das Risiko eingehen, im Kastell zu stehen. Die letzten Tage waren ein einziger Albtraum für uns – wir versuchen, so geschäftig wie möglich auszusehen, ohne uns auf die an der Schräge gelegene Seite von Hambry vorzuwagen, wo die größte Gefahr lauert. Es fällt uns immer schwerer. Dann haben wir eine Nachricht erhalten…«
    »Eine Nachricht? Wie? Von wem?«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du das nicht weißt. Aber sie hat uns zu der Überzeugung gebracht, dass einige der Antworten, die wir suchen, hier auf dem Gelände von Citgo liegen könnten.«
    »Will, glaubst du, was hier draußen ist, könnte mir auch helfen, mehr darüber herauszufinden, was mit meinem Da’ passiert ist?«
    »Ich weiß nicht. Es wäre zwar durchaus möglich, ist aber unwahrscheinlich. Ich weiß nur, dass ich endlich die Gelegenheit habe, etwas zu zählen, was wichtig ist, ohne dabei gesehen zu werden.« Sein Blut war hinreichend abgekühlt, dass er die Hand nach ihr ausstrecken konnte; das von Susan so weit, dass sie sie guten Gewissens in ihre nehmen konnte. Sie hatte aber den Handschuh wieder angezogen. Lieber auf Nummer Sicher gehen.
    »Komm mit«, sagte sie. »Ich kenne einen Weg.«
     
     
    12
     
    Im fahlen Licht des Mondes führte Susan ihn aus dem Orangenhain hinaus dem Pochen und Quietschen des Ölfelds entgegen. Als Roland diese Geräusche hörte, bekam er eine Gänsehaut und wünschte sich, er hätte einen der Revolver dabei, die auf der Bar K unter den Bodendielen versteckt waren.
    »Du kannst mir vertrauen, Will, aber das heißt nicht unbedingt, dass ich dir eine große Hilfe sein werde«, sagte sie mit einer Stimme, die gerade etwas lauter als ein Flüstern war. »Ich habe mein ganzes Leben in Hörweite von Citgo verbracht, aber die Gelegenheiten, wo ich tatsächlich auf dem Gelände gewesen bin, könnte ich an den Fingern beider Hände abzählen, das könnte ich. Die ersten zwei oder drei Male waren Mutproben mit meinen Freundinnen.«
    »Und dann?«
    »Mit meinem Da’. Er hat sich immer für das Alte Volk interessiert, worauf meine Tante Cord ständig gesagt hat, dass es noch einmal ein böses Ende mit ihm nehmen werde, wenn er sich in deren

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