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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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jedes Mal bekommen würde, wenn jemand die Schuld für Diebstahl oder Wollust oder eine andere Narretei auf das Ka geschoben hat…«
    Alains Griff wurde fester, bis es schmerzte. Cuthbert hätte sich herauswinden können, ließ es aber bleiben. Er sah Alain durchdringend an. Der Witzbold war verschwunden, zumindest vorübergehend. »Schuldzuweisung ist genau das, was wir uns nicht leisten können«, sagte Alain. »Begreifst du das nicht? Und wenn es wirklich das Ka war, das sie hinweggefegt hat, können wir ihnen keine Schuld geben. Dürfen wir ihnen keine Schuld geben. Wir müssen darüber stehen. Wir brauchen ihn. Und sie brauchen wir vielleicht auch.«
    Cuthbert sah Alain, hatte es den Eindruck, eine sehr lange Zeit in die Augen. Alain spürte, wie Berts Wut im Wettstreit mit dessen gesundem Menschenverstand lag. Schließlich (vielleicht aber auch nur vorübergehend) behielt der gesunde Menschenverstand die Oberhand.
    »Na gut, fein. Es ist Ka, jedermanns beliebtester Sündenbock. Dazu ist die große unsichtbare Welt schließlich da, oder nicht? Damit wir nicht selbst die Schuld für unser dummes Handeln auf uns nehmen müssen, ja? Und jetzt lass mich los, Al, bevor du mir die Schulter ausrenkst.«
    Alain ließ los und setzte sich erleichtert wieder hin. »Wenn ich nur wüsste, was wir wegen der Schräge anstellen sollen. Wenn wir nicht bald anfangen, dort zu zählen…«
    »Was das angeht, da hätte ich eine Idee«, sagte Cuthbert. »Sie müsste nur noch ein bisschen ausgearbeitet werden. Ich bin mir sicher, dass Roland uns da helfen könnte… das heißt, wenn es einer von uns fertig bringt, dass er uns ein paar Minuten seine Aufmerksamkeit schenkt.«
    Sie saßen eine Zeit lang wortlos beisammen und ließen den Blick über den Hof schweifen. Im Schlaf haus gurrten die Tauben – neuerdings ebenfalls ein ständiger Grund für Zwistigkeiten zwischen Roland und Bert. Alain drehte sich eine Zigarette. Es ging ihm langsam von der Hand, und das Ergebnis sah recht komisch aus, aber die Zigarette hielt, als er sie anzündete.
    »Dein Vater würde dir die Haut abziehen, wenn er dieses Ding in deiner Hand sähe«, bemerkte Cuthbert, aber er sagte es mit einer gewissen Bewunderung. Bis die nächstjährige Jägerin am Himmel stand, würden sie alle drei überzeugte Raucher sein, braungebrannte Männer, aus deren Augen alles Jungenhafte verschwunden war.
    Alain nickte. Der kräftige Tabak des Äußeren Bogens machte ihm den Kopf schwindelig und den Hals rau, aber eine Zigarette konnte die Nerven beruhigen, und im Augenblick konnte er etwas Beruhigung vertragen. Er wusste nicht, wie es Bert ging, aber er konnte neuerdings Blut im Wind riechen. Möglicherweise würde etwas davon ihr eigenes sein. Er hatte nicht unbedingt Angst – jedenfalls noch nicht –, aber er machte sich ziemlich große Sorgen.
     
     
    4
     
    Obwohl sie seit frühester Kindheit wie Falken auf Waffen abgerichtet worden waren, saßen Cuthbert und Alain noch einem Irrglauben auf, der vielen Jungen ihres Alters eigen ist: dass Ältere ihnen zwangsläufig überlegen waren, zumindest wenn es um Planung und Geisteskraft ging; sie glaubten wirklich, dass Erwachsene immer genau wussten, was sie taten. Roland hingegen wusste es selbst in seinem Liebestaumel besser, aber seine Freunde hatten vergessen, dass bei einer Partie Kastell beide Seiten eine Augenbinde trugen. Es hätte sie überrascht herauszufinden, dass zumindest zwei der Großen Sargjäger außerordentlich nervös hinsichtlich der drei jungen Männer aus Innerwelt waren und das Spiel des Abwartens, das beide Seiten spielten, außerordentlich satt hatten.
    Eines frühen Morgens, als sich die Jägerin dem Halbmond näherte, kamen Reynolds und Depape gemeinsam vom ersten Stock des Traveller’s Rest herunter. Im Schankraum herrschte Schweigen, von mannigfachem Schnarchen und verschleimtem Röcheln einmal abgesehen. In der bestbesuchten Kneipe von Hambry war die Party für diese Nacht vorbei.
    Jonas spielte im Beisein eines schweigsamen Gasts Kanzlerpatience an Corals Tisch, der links der Schwingtür stand. Heute Nacht trug er seinen Staubmantel, und wenn er sich über die Karten beugte, bildete sein Atem kleine Dampfwölkchen. Es war noch nicht kalt genug, damit Frost aufkam – noch nicht ganz –, aber der Frost würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die kühle Luft ließ daran nicht den geringsten Zweifel.
    Der Atem seines Gasts dampfte ebenfalls. Kimba Rimers knochendürre Gestalt war fast

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