Der Dunkle Turm 4 - Glas
Treppe drehte sich Reynolds noch einmal um. Jonas hielt mit dem Kartenmischen inne und sah ihn mit hochgezogenen struppigen Augenbrauen an.
»Wir haben sie schon einmal unterschätzt und wie Trottel ausgesehen. Ich will nicht, dass das noch mal passiert. Das ist alles.«
»Dein Arsch ist deswegen immer noch wund, was? Tja, meiner auch. Und ich sage dir noch einmal, sie werden für das bezahlen, was sie getan haben. Ich habe die Rechnung schon fertig, und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich sie ihnen mit Zins und Zinseszins präsentieren. Bis dahin werden sie mich aber nicht so sehr aus der Fassung bringen, dass ich den ersten Schritt unternehme. Die Zeit ist auf unserer Seite, nicht auf ihrer. Hast du das verstanden?«
»Ja.«
»Wirst du das auch beherzigen?«
»Ja«, wiederholte Reynolds. Er schien zufrieden zu sein.
»Roy? Du vertraust mir doch?«
»Aye, Eldred. Bis ans Ende.« Jonas hatte ihn für die Arbeit gelobt, die er in Ritzy geleistet hatte, und Depape hatte sich in dem Lob gewälzt wie ein Rüde im Geruch einer Hündin.
»Dann geht jetzt nach oben, alle beide, und lasst mich mit dem Boss palavern, damit ich es hinter mir habe. Ich bin zu alt für diese langen Nächte.«
Nachdem sie gegangen waren, legte Jonas eine neue Reihe Karten aus und sah sich dann im Raum um. Etwa ein halbes Dutzend Leute, darunter der Klavierspieler Sheb und Barkie, der Rausschmeißer, lagen herum und schliefen. Niemand war nahe genug, um die leise Unterhaltung der beiden Männer in der Nähe der Tür mithören zu können, selbst wenn einer der schnarchenden Trunkenbolde einen Grund gehabt hätte, den Schlaf nur vorzutäuschen. Jonas legte eine rote Dame auf einen schwarzen Buben und schaute zu Rimer auf. »Sagen Sie, was Sie zu sagen haben.«
»Eigentlich haben es diese beiden schon für mich ausgesprochen. Sai Depape wird zwar nie durch ein Übermaß an Klugheit in Verlegenheit kommen, aber Reynolds ist ein ziemlich schlauer Bursche für einen Revolverhelden, oder nicht?«
»Clay ist einigermaßen helle, wenn der Mond richtig steht und er sich rasiert hat«, stimmte Jonas zu. »Wollen Sie mir sagen, dass Sie von Seafront hierher gekommen sind, um mir zu sagen, dass wir diesen drei Babbies genauer auf die Finger schauen sollten?«
Rimer zuckte die Achseln.
»Vielleicht sollten wir es, und vielleicht bin ich der Mann, der es machen sollte – stimmt schon. Aber was sollte es zu finden geben?«
»Das wird sich zeigen«, sagte Rimer und klopfte auf eine von Jonas’ Karten. »Da ist ein Kanzler.«
»Aye. Fast so hässlich wie derjenige, der bei mir am Tisch sitzt.« Jonas legte den Kanzler – es war Paul – über sein Blatt. Als Nächstes drehte er Lukas um, den er neben Paul legte. Nun lauerten nur noch Peter und Matthäus irgendwo im Busch. Jonas sah Rimer listig an. »Sie verbergen es besser als meine Kameraden, aber insgeheim sind Sie genauso nervös wie sie. Wollen Sie wissen, was da draußen im Schlafhaus ist? Ich werde es Ihnen sagen: Ersatzstiefel, Bilder ihrer Mamis, Socken, die zum Himmel stinken, fleckige Laken von Jungs, denen man beigebracht hat, dass es unter ihrer Würde ist, den Schafen nachzustellen… und Revolver, die irgendwo versteckt sind. Wahrscheinlich unter den Bodendielen.«
»Ihr glaubt wirklich, dass die Revolver haben?«
»Aye, das hat Roy rausgekriegt. Sie stammen aus Gilead, sie stammen wahrscheinlich aus der Linie des Eld ab oder von Leuten, die glauben, dass sie davon abstammen, und sie sind wahrscheinlich Lehrlinge, die mit den Waffen losgeschickt wurden, die sie sich noch nicht verdient haben. Ich bin mir bei dem Großen mit dem Ist-mir-scheißegal-Ausdruck in den Augen nicht sicher – ich schätze, er könnte ein Revolvermann sein –, aber ist das wahrscheinlich? Ich glaube nicht. Und selbst wenn, könnte ich es mühelos mit ihm aufnehmen. Ich weiß es, und er weiß es auch.«
»Warum sind sie dann hergeschickt worden?«
»Nicht, weil diejenigen in den Inneren Baronien etwas von Ihrem Verrat ahnen, Sai Rimer – seien Sie in der Hinsicht ganz unbesorgt.«
Rimers Kopf schoss aus dem serape heraus, als er sich kerzengerade aufrichtete. »Wie könnt Ihr es wagen, mich einen Verräter zu nennen? Wie könnt Ihr es wagen?«
Eldred Jonas bedachte Hambrys Inventarminister mit einem unangenehmen Lächeln. Der weißhaarige Mann sah dadurch wie ein Fuchs aus. »Ich habe die Dinge mein Leben lang beim Namen genannt und werde jetzt nicht damit aufhören. Sie braucht nur zu
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