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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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oder New Haven oder einem dieser anderen Käffer, wo niemand, der seine beschissenen fünf Sinne beisammen hat, wohnen wollte.«
    »Eddie?«, sagte Susannah. »Was hast du…«
    Roland berührte sie an der Schulter und schüttelte den Kopf.
    »KÜMMERT EUCH NICHT UM EDDIE VON NEW YORK«, sagte Blaine mit seiner übertriebenen Herrgott-macht-das-aber-Spaß-Stimme.
    »Ganz recht«, sagte Eddie. »Kümmert euch nicht um Eddie von New York.«
    »ER KENNT KEINE GUTEN RÄTSEL. ABER DU KENNST VIELE, ROLAND VON GILEAD. VERSUCH ES MIT EINEM NEUEN.«
    Und während Roland dieser Aufforderung nachkam, dachte Jake an seinen Abschlussaufsatz. Blaine ist eine Pein, hatte er dort geschrieben. Blaine ist eine Pein, und das ist die Wahrheit. Es war tatsächlich die Wahrheit.
    Die letzte Wahrheit.
    Nicht ganz eine Stunde später setzte sich Blaine der Mono wieder in Bewegung.
     
     

    4
     
    Susannah beobachtete voll grausiger Faszination, wie sich der blinkende Punkt Dasherville näherte, dieses passierte und dann die letzte Kurve der Fahrt einschlug. Die Bewegung des Pünktchens verriet, dass Blaine jetzt, nachdem er auf Batterie umgeschaltet hatte, etwas langsamer fuhr, und sie bildete sich ein, dass das Licht im Baronswagen etwas schwächer geworden war, aber sie glaubte nicht, dass es letztlich sonderlich viel ausmachen würde. Blaine mochte seine Endstation in Topeka mit sechshundert statt achthundert Meilen pro Stunde erreichen, seine letzten Passagiere würden bis dahin so oder so Zahnpasta sein.
    Roland wurde ebenfalls langsamer und suchte immer tiefer im Mülleimer seines Gedächtnisses nach Rätseln. Aber er fand sie, und er weigerte sich aufzugeben. Wie immer. Seit er angefangen hatte, ihr Schießunterricht zu geben, empfand Susannah eine widerwillige Zuneigung zu Roland von Gilead, ein Gefühl, das eine Mischung aus Bewunderung, Angst und Mitleid zu sein schien. Sie glaubte, dass sie ihn nie richtig mögen würde (und der Detta-Walker-Teil in ihr würde ihn wahrscheinlich immer dafür hassen, wie er sie gepackt und, während sie noch tobte und raste, in die Sonne gezerrt hatte), aber ihre Zuneigung war dennoch stark. Schließlich hatte er Eddie Deans Leben und dessen Seele gerettet; hatte ihren Liebsten gerettet. Dafür, wenn schon wegen sonst nichts, musste sie ihn lieben. Aber sie mochte ihn schon allein für die Art, wie er niemals, niemals aufgab. Das Wort Rückzug schien nicht zu seinem Wortschatz zu gehören, nicht einmal dann, wenn er mutlos war… was gegenwärtig eindeutig der Fall war.
    »Blaine, wo findest du Straßen ohne Wagen, Wälder ohne Bäume, Städte ohne Häuser?«
    »AUF EINER LANDKARTE.«
    »Du hast richtig geantwortet, Sai. Das Nächste. Ich habe hundert Beine, aber kann nicht stehen, einen langen Hals, aber keinen Kopf; ich verschlinge das Leben der Magd. Was bin ich?«
    »EIN BESEN, REVOLVERMANN. EINE ANDERE VERSION ENDET: ›ICH ERLEICHTERE DAS LEBEN DER MAGD.‹ DEINE GEFÄLLT MIR BESSER.«
    Roland achtete nicht darauf. »Der es macht, der braucht es nicht, der es kauft, der will es nicht, der es braucht, der weiß es nicht. Was ist das, Blaine?«
    »DER SARG.«
    »Danke-sai, du hast richtig geantwortet.«
    Die verstümmelte rechte Hand strich über die rechte Wange – die altbekannte gereizte Geste –, und das leise Kratzen der schwieligen Fingerkuppen machte Susannah eine Gänsehaut. Jake saß mit überkreuzten Beinen auf dem Boden und betrachtete den Revolvermann mit einer Art verbissener Eindringlichkeit.
    »Ein langer Narr, ein dürrer Mann, hat hunderttausend Schellen an. Was ist es, Blaine?«
    »EINE PAPPEL.«
    »Scheiße«, flüsterte Jake und kniff die Lippen zusammen.
    Susannah sah zu Eddie und verspürte einen kurzen Anflug von Zorn. Er schien das Interesse an der ganzen Angelegenheit vollständig verloren zu haben – er hatte sich »ausgeklinkt«, wie er in seinem schrägen Achtzigerjahreslang zu sagen pflegte. Sie überlegte, ob sie ihm einen Ellbogen in die Seite rammen sollte, um ihn aufzuwecken, erinnerte sich dann aber daran, wie Roland zuvor den Kopf geschüttelt hatte, und ließ es bleiben. Eddies debilem Gesichtsausdruck nach zu schließen, sollte man nicht meinen, dass er nachdachte, aber vielleicht tat er es ja doch.
    Wenn ja, solltest du dich lieber ein bisschen beeilen, Schatz, dachte sie. Das Pünktchen auf dem Streckenplan war zwar immer noch näher an Dasherville als an Topeka, würde den Punkt in der Mitte aber innerhalb der nächsten Viertelstunde

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