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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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völlig, und mit ihm der Schutz.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Alain, während sie zurückritten. Es würde ein langer Ritt werden, einschließlich eines weiten Bogens um den Hanging Rock, damit sie ganz bestimmt nicht gesehen wurden. »Die müssen denken, wir sind blind.«
    »Sie denken, dass wir dumm sind«, sagte Cuthbert, »aber das läuft wahrscheinlich auf dasselbe hinaus.« Nun, wo der Eyebolt Canyon hinter ihnen zurückfiel, fühlte er sich vor Erleichterung fast wie ausgelassen. Würden sie in ein paar Tagen da reingehen? Tatsächlich reingehen, bis auf wenige Schritt zu der Stelle reiten, wo diese verfluchte Pfütze anfing? Er wollte es nicht glauben… und zwang sich, nicht mehr daran zu denken, bevor er noch anfing, es zu glauben.
    »Es sind Reiter in Richtung Hanging Rock unterwegs«, sagte Alain und zeigte zum Wald hinter dem Canyon. »Kannst du sie auch sehen?«
    Aus dieser Entfernung waren sie zwar winzig wie die Ameisen, aber Bert konnte sie dennoch sehr gut sehen. »Wachablösung. Aber wichtig ist, dass sie uns nicht sehen… Du glaubst doch nicht, dass sie das können, oder?«
    »Hier drüben? Unwahrscheinlich.«
    Cuthbert glaubte es auch nicht.
    »Die werden am Erntetag doch hoffentlich auch alle dort sein, oder?«, sagte Alain. »Es würde uns nicht viel nützen, nur ein paar zu fangen.«
    »Ja – ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das alle werden.«
    »Jonas und seine Kumpane auch?«
    »Die auch.«
    Vor ihnen rückte das Böse Gras näher. Der Wind wehte ihnen heftig ins Gesicht, sodass ihnen die Augen tränten, aber das störte Cuthbert nicht weiter. Das Geräusch der Schwachstelle war nur noch ein schwaches Summen hinter ihnen und würde bald völlig verstummt sein. Im Augenblick brauchte er nicht mehr, um glücklich zu sein.
    »Glaubst du, wir werden es schaffen, Bert?«
    »Keine Ahnung«, sagte Cuthbert. Dann musste er an die Schießpulverfurchen unter dem Holzstoß denken und grinste. »Aber eins kann ich dir garantieren, Al: Sie werden wissen, dass wir hier gewesen sind.«
     
     
    8
     
    In Mejis war die Woche vor dem Erntefest, wie in jeder anderen Baronie in Mittwelt, eine Woche der Politik. Wichtige Leute kamen aus entlegeneren Ecken der Baronie, und es fand eine große Zahl Plaudereien statt, die alle zur wichtigsten Plauderei am Erntetag führten. Von Susan wurde erwartet, dass sie an allen teilnahm – überwiegend als dekoratives Zeugnis für die anhaltende Macht des Bürgermeisters. Olive war ebenfalls anwesend; die beiden saßen – eine grausam komische Pantomime, die nur die Frauen wahrhaft würdigen konnten – zu beiden Seiten des alten Kakadus, Susan schenkte ihm Kaffee ein, Olive reichte ihm Kuchen, beide nahmen anmutig Komplimente für Speisen und Getränke entgegen, mit deren Zubereitung sie rein gar nichts zu tun gehabt hatten.
    Susan fand es fast unmöglich, Olives lächelndes, unglückliches Gesicht anzusehen. Ihr Mann würde Pat Delgados Tochter niemals beiwohnen… aber das konnte Sai Thorin nicht wissen, und Susan konnte es ihr nicht sagen. Sie musste die Frau des Bürgermeisters nur aus den Augenwinkeln ansehen, um sich daran zu erinnern, was Roland an jenem Tag auf der Schräge gesagt hatte: Einen Augenblick dachte ich, sie wäre meine Mutter. Aber das genau war doch das Problem, oder nicht? Olive Thorin war niemandes Mutter. Das hatte dieser schrecklichen Situation ja überhaupt erst Tür und Tor geöffnet.
    Susan wollte die ganze Zeit etwas tun, was ihr sehr am Herzen lag, aber aufgrund der Umtriebe im Haus des Bürgermeisters kam sie erst drei Tage vor dem Erntefest dazu. Schließlich, nach der letzten Plauderei, konnte sie das »rosa Kleid mit Applikationsstickerei« ausziehen (wie sehr sie es hasste, oh, wie sie alle Kleider hasste!) und wieder in Jeans, ein Reithemd und eine Rancherjacke schlüpfen. Sie hatte keine Zeit, das Haar zu einem Zopf zu flechten, da sie zum Tee wieder beim Bürgermeister erwartet wurde, aber Maria band es ihr nach hinten, und dann brach sie zu dem Haus auf, das sie in Kürze für immer verlassen würde.
    Ihre Angelegenheit führte sie ins Hinterzimmer des Stalls – den Raum, wo ihr Vater sein Büro gehabt hatte –, aber sie ging zuvor noch ins Haus, um zu hören, worauf sie gehofft hatte: das damenhafte, flötende Schnarchen ihrer Tante. Wunderbar.
    Susan nahm sich eine Scheibe Honigbrot und trug sie in den Schuppen, wobei sie sie, so gut es ging, vor den Staubwolken schützte, die vom Wind über den Hof geweht

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