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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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nicht ungeduldig zu klingen. »Sheemie, was ist los?«
    »Ich hätte gern einen fin-de-año- Kuss von dir, das hätte ich.« Sheemies Gesicht hatte eine beängstigend rote Färbung angenommen.
    Susan lachte unwillkürlich, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Und dann schwebte Sheemie mit seiner feurigen Ladung aus dem Schuppen zur Bar K Ranch.
     
     
    4
     
    Reynolds ritt am darauf folgenden Tag zum Citgo-Gelände hinaus. Er hatte ein Tuch vor dem Gesicht, das nur die Augen frei ließ. Er wäre heilfroh, wenn er aus dieser verdammten Gegend verschwinden könnte, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie Ranchland oder Küste sein wollte. Die Temperatur war nicht sonderlich niedrig, aber der Wind, der über das Wasser kam, schnitt einem wie ein Rasiermesser durch die Haut. Aber das war nicht alles – je näher der Erntetag rückte, desto düsterer wurde die Atmosphäre über Hambry und ganz Mejis; ein Gefühl der Heimsuchung, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Roy spürte es auch. Reynolds konnte es an dessen Augen ablesen.
    Nein, er wäre heilfroh, wenn diese drei Babyritter Asche im Wind und diese Gegend nur noch eine Erinnerung für ihn waren.
    Er stieg auf dem verfallenen Parkplatz der Raffinerie ab, band sein Pferd an der Stoßstange eines rostigen Wracks fest, auf dessen Ladeklappe gerade noch das rätselhafte Wort chevrolet entziffert werden konnte, dann ging er zu Fuß weiter zum Ölfeld. Der Wind wehte heftig und machte ihn selbst durch den schaffellgefütterten Ranchermantel hindurch frösteln, und er musste sich auch zweimal den Hut wieder fester über die Ohren ziehen, damit er nicht fortgeweht wurde. Alles in allem war er froh, dass er sich nicht sehen konnte; wahrscheinlich sah er wie ein beschissener Farmer aus.
    Wenigstens schien hier alles in Ordnung zu sein… sollte heißen, menschenleer. Der Wind strich mit einem einsamen Heulen durch die Fichten zu beiden Seiten der Rohrleitung. Man wäre nie darauf gekommen, dass einen ein Dutzend Augenpaare beobachteten, während man dort umherschlendert.
    »Heisa!«, rief er. »Kommt raus, Leute, und lasst uns ein bisschen palavern.«
    Einen Augenblick lang war nichts zu hören oder zu sehen; dann kamen Hiram Quint von der Piano Ranch und Barkie Callahan vom Traveller’s Rest geduckt unter den Bäumen hervor. Ach du Scheiße, dachte Reynolds zwischen Ehrfurcht und Erheiterung. So viel Fleisch gibt es in keiner Metzgerei.
    Quint hatte ein klappriges altes Musketon im Hosenbund stecken; Reynolds hatte seit Jahren keines mehr gesehen. Wenn Quint Glück hatte, dachte er, käme es beim Abdrücken nur zu einem Versager. Wenn er Pech hatte, würde die Waffe vor seinem Gesicht explodieren und ihn blenden.
    »Alles ruhig?«, fragte er.
    Quint antwortete im typischen Gebabbel von Mejis. Barkie hörte zu und sagte dann: »Also, Sai. Er meint, er und seine Männer werden langsam ungeduldig.« Mit fröhlicher Miene, die nicht verriet, was er sagte, fügte Barkie hinzu: »Wenn das Gehirn aus Schwarzpulver wäre, könnte dieser Idiot sich nicht mal die Nase putzen.«
    »Aber er ist ein Idiot, dem man trauen kann?«
    Barkie zuckte die Achseln. Hätte Zustimmung bedeuten können.
    Sie gingen zu den Bäumen. Wo Roland und Susan fast dreißig Tankwagen gesehen hatten, standen jetzt nur noch ein halbes Dutzend, und von diesen sechs enthielten auch nur zwei tatsächlich Öl. Die Männer saßen am Boden oder dösten mit ihren sombreros vor dem Gesicht. Die meisten trugen Waffen, die nicht vertrauenswürdiger aussahen als die in Quints Hosenbund. Ein paar der ärmeren vaqs hatten nur bolas. Alles in allem, so vermutete Reynolds, könnten das aber die wirksameren Waffen sein.
    »Sag diesem Lord Perth hier, wenn die Jungs kommen, sollen sie in einen Hinterhalt gelockt werden, und er und seine Leute werden nur die eine Gelegenheit bekommen, ihre Sache richtig zu erledigen«, sagte Reynolds zu Barkie.
    Barkie sprach mit Quint. Quint teilte die Lippen zu einem Grinsen, bei dem er einen Furcht erregenden Lattenzaun schwarzer und gelber Hauer entblößte. Er sprach nur kurz, dann streckte er die Hände vor sich aus und ballte sie zu riesigen, vernarbten Fäusten, eine über der anderen, so als würde er einem unsichtbaren Gegner den Hals umdrehen. Als Barkie zu übersetzen anfing, winkte Clay Reynolds ab. Er hatte nur ein Wort verstanden, aber das war genug: muerto.
     
     
    5
     
    Die ganze Woche vor dem Jahrmarkt saß Rhea vor der

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