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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Hund zu. »Willst du was Feines haben? Da hast du’s!«
    Er warf ihm das Stück rohe Leber hinüber. Der ausgemergelte Hund zögerte trotz der zischenden Zündschnur keine Sekunde, sondern sprang vorwärts, sein gutes Auge auf das erste anständige Stück Fressen fixiert, das er seit Tagen zu Gesicht bekam. Gerade als der Hund die Leber aus der Luft schnappte, explodierte der Kanonenschlag, den die Jungen hineingesteckt hatten. Ein Knall ertönte, ein Blitz leuchtete auf. Der Kopf des Hundes platzte vom Maul an abwärts. Einen kurzen Moment stand er noch blutüberströmt da und sah sie mit seinem guten Auge an, dann brach er zusammen.
    »Habseuchdochgesagt!«, johlte der erste Junge. »Habseuchdochgesagt, dass er’s nimmt! Fröhliche Ernte, was?«
    »Was macht ihr Jungs da!«, rief eine Frauenstimme. »Verschwindet von hier, ihr Raben!«
    Die Jungs flohen kichernd in den strahlenden Nachmittag. Sie hörten sich tatsächlich wie Raben an.
     
     
    7
     
    Cuthbert und Alain saßen am Eingang des Eyebolt auf ihren Pferden. Obwohl der Wind das Geräusch der Schwachstelle von ihnen wegwehte, drang es in ihre Köpfe ein und brachte ihre Zähne zum Klappern.
    »Ich hasse es«, sagte Cuthbert mit zusammengebissenen Zähnen. »Götter, beeilen wir uns.«
    »Aye«, sagte Alain. Sie stiegen ab, plumpe Gestalten in ihren Ranchermänteln, und banden die Pferde an dem Holz fest, das am Zugang des Canyons aufgeschichtet worden war. Normalerweise wäre es nicht erforderlich gewesen, sie festzubinden, aber die beiden Jungen konnten sehen, dass die Pferde das heulende, knirschende Geräusch ebenso sehr hassten wie sie selbst. Cuthbert schien die Schwachstelle in seinem Geist zu hören, wo sie mit einer stöhnenden, schrecklich überzeugenden Stimme lockende Worte sprach:
    Komm schon, Bert. Lass all diese Albernheiten hinter dir: die Trommeln, den Stolz, die Angst vor dem Tod, die Einsamkeit, über die du lachst, weil du nichts anderes kannst als lachen. Und das Mädchen, lass auch sie zurück. Du liebst sie, richtig? Und selbst wenn du sie nicht liebst, du willst sie. Es ist traurig, dass sie deinen Freund liebt und nicht dich, aber wenn du zu mir kommst, wird das alles dich bald nicht mehr quälen. Also komm. Worauf wartest du?
    »Worauf warte ich?«, murmelte er.
    »Hä?«
    »Ich habe gesagt, worauf warten wir noch. Bringen wir es hinter uns und verschwinden hier wieder schleunigst.«
    Beide nahmen ein kleines Baumwollbeutelchen aus ihren Satteltaschen. Sie enthielten Schießpulver aus den kleineren Feuerwerkskrachern, die Sheemie ihnen tags zuvor gebracht hatte. Alain kniete sich hin, nahm sein Messer, kroch rückwärts und zog eine Furche so weit unter das Holz, wie er konnte.
    »Grab schön tief«, sagte Cuthbert. »Wir wollen nicht, dass es der Wind wegweht.«
    Alain warf ihm einen bemerkenswert wütenden Blick zu. »Möchtest du es machen? Damit du dir auch ganz sicher sein kannst, dass es richtig gemacht wird?«
    Das liegt an der Schwachstelle, dachte Cuthbert. Sie macht auch ihm zu schaffen.
    »Nein, Al«, sagte er demütig. »Du machst das großartig für jemanden, der blind und nicht richtig im Kopf ist. Mach ruhig weiter.«
    Alain sah ihn grimmig an, dann grinste er und grub weiter seine Furche unter dem Holzstapel. »Du wirst jung sterben, Bert.«
    »Aye, wahrscheinlich.« Jetzt kniete sich Cuthbert hin und kroch hinter Alain her. Er schüttete Schießpulver in die Furche, wobei er sich Mühe gab, die betörende Stimme der Schwachstelle zu überhören. Nein, das Schießpulver würde wahrscheinlich nicht fortgeweht werden, höchstens bei Sturm. Aber wenn es regnete, würde auch die Holzschicht keinen Schutz bieten. Wenn es regnete…
    Denk nicht daran, sagte er zu sich. Das ist Ka.
    Sie hatten nur zehn Minuten gebraucht, um die Furchen für das Schießpulver unter beiden Seiten der Holzbarriere zu graben, aber es war ihnen länger vorgekommen. Den Pferden offenbar auch; sie stapften mit gespannten Zügeln ungeduldig mit den Hufen, hatten die Ohren angelegt und verdrehten die Augen. Cuthbert und Alain banden sie los und stiegen auf. Cuthberts Pferd bäumte sich dabei sogar zweimal auf… nur kam es Cuthbert eher so vor, als würde das arme alte Ding erschauern.
    In einiger Entfernung vor ihnen prallte strahlendes Sonnenlicht von glänzendem Stahl ab. Die Tanks am Hanging Rock. Sie waren so dicht wie möglich an den Sandsteinfelsen gerollt worden, aber wenn die Sonne hoch am Himmel stand, verschwand der Schatten fast

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