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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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zwar keine Gewohnheit, die man sich aneignen sollte, aber dieses eine Mal konnte wohl nicht schaden. Er hatte einen schrecklichen Traum gehabt, bei den Göttern, und schließlich…
    »Morgen ist Erntetag«, sagte er, als er in dem Ohrensessel neben dem Kamin saß. »Ich finde, wenn Ernte ist, kann ein Mann ruhig einmal über die Stränge schlagen.«
    Er schenkte sich ein Glas ein, das letzte, das er in dieser Welt trinken sollte, und hustete, als das Feuer in seinem Bauch landete und wieder den Hals hinaufkroch und ihn wärmte. Besser, aye, viel besser. Keine riesigen Vögel mehr, keine verseuchten Schatten. Er streckte die Arme aus, verschränkte die langen, knochigen Finger ineinander und ließ sie laut knacken.
    »Ich hasse es, wenn du das machst, du Knochengestell«, sagte eine Stimme dicht an Thorins linkem Ohr.
    Thorin zuckte zusammen. Sein Herz machte einen gewaltigen Sprung in der Luft. Das leere Glas fiel ihm aus der Hand, und es gab keinen Fußschemel, um seinen Fall zu bremsen. Es zerschellte am Kamin.
    Bevor Thorin schreien konnte, zog Roy Depape ihm die bürgermeisterliche Nachthaube ab, packte die flusigen Überreste der bürgermeisterlichen Haartracht und riss den bürgermeisterlichen Kopf zurück. Das Messer, das Depape in der anderen Hand hielt, war zwar viel bescheidener als das von Reynolds, aber er konnte dem alten Mann damit zielsicher die Kehle durchschneiden. Blut spritzte scharlachrot in dem halbdunklen Raum auf. Depape ließ Thorins Haar los, ging zu dem Vorhang zurück, hinter dem er sich versteckt gehabt hatte, und hob etwas vom Boden auf. Es war Cuthberts Wachposten. Depape brachte ihn zum Stuhl zurück und legte ihn dem sterbenden Bürgermeister auf den Schoß.
    »Vogel…«, röchelte Thorin durch einen Mund voller Blut. »Vogel!«
    »Yar, alter Kumpel, und nett, dass dir das in so einem Moment auffällt, muss ich schon sagen.« Depape zog Thorins Kopf wieder zurück und stach dem alten Mann mit zwei raschen Bewegungen des Messers die Augen aus. Eines warf er in den kalten Kamin; das andere klatschte an die Wand und rutschte hinter dem Kaminbesteck hinunter. Thorins rechter Fuß zitterte kurz und blieb dann reglos liegen.
    Eine Aufgabe war noch zu erledigen.
    Depape schaute sich um, sah Thorins Nachthaube und entschied, dass der Bommel am Ende ausreichen würde. Er nahm sie, tauchte sie in die Blutlache im Schoß des Bürgermeisters und malte das Sigul des Guten Mannes –
     

     
    – an die Wand.
    »Na also«, murmelte er und wich zurück. »Wenn sie das nicht ans Messer liefert, dann wird es nichts auf der Welt tun.«
    Wahrlich wahr. Die einzige noch unbeantwortete Frage war, ob Rolands Ka-Tet lebendig gefangen werden konnte oder nicht.
     
     
    3
     
    Jonas hatte Fran Lengyll genau gesagt, wo er seine Männer platzieren musste, zwei im Stall und sechs weitere außerhalb, drei davon hinter rostigen alten Geräten, zwei in der ausgebrannten Ruine des Hauses, einen – Dave Hollis – auf dem Stall selbst, wo er über den Dachfirst lugen konnte. Lengyll sah mit Freuden, dass die Männer des Aufgebots ihre Aufgabe ernst nahmen. Sie waren nur Jungs, das stimmte, aber Jungs, die die Großen Sargjäger bei einer Gelegenheit hatten alt aussehen lassen.
    Sheriff Avery machte ganz den Eindruck, als hätte er das Sagen, jedenfalls bis sie in Rufweite der Bar K waren. Dann übernahm Lengyll, der das Maschinengewehr über die Schulter geschlungen hatte (und so aufrecht im Sattel saß wie mit zwanzig), das Kommando. Avery, der nervös aussah und außer Atem zu sein schien, wirkte mehr erleichtert als beleidigt.
    »Ich sage euch, wohin ihr gehen müsst, wie es mir gesagt wurde, das Ganze ist nämlich ein guter Plan, und ich habe nichts dran auszusetzen«, hatte Lengyll seinen Leuten gesagt. In der Dunkelheit waren ihre Gesichter wenig mehr als helle Flecken. »Nur eines sage ich euch aus eigenem Antrieb. Wir brauchen sie nicht lebend, aber es wäre am besten so – wir wollen, dass die Baronie ein Ende mit ihnen macht, die einfachen Leute, und so auch mit dieser ganzen Geschichte. Dass die Tür zuschlägt, wenn ihr so wollt. Ich sage also Folgendes: Wenn ihr einen Grund zum Schießen habt, schießt. Aber ich werde jedem Mann die Haut vom Gesicht abziehen, der ohne Grund schießt. Habt ihr verstanden?«
    Keine Antwort. Offenbar hatten sie es verstanden.
    »Also gut«, sagte Lengyll. Sein Gesicht wirkte steinern. »Ich gebe euch eine Minute, um noch mal zu prüfen, ob eure Ausrüstung auch keine

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