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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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auf Susans Bein und die Hand, mit der sie Pylons Zügel hielt. »Ich verfluche Sie zu Dunkelheit, alle beide! Werdet glücklich miteinander, ihr Treulosen! Ihr Mörder! Ihr Betrüger! Ihr Lügner! Ihr Ehebrecher! Ihr Verlorenen und Hoffnungslosen!«
    Mit jedem Schrei warf Cordelia Delgado eine Hand voll Asche. Und mit jedem Schrei wurde Susans Geist klarer und kälter. Sie blieb standhaft und ließ sich von ihrer Tante bewerfen; als Pylon, der den rußigen Regen an seiner Seite spürte, zurückweichen wollte, zwang Susan ihn, an Ort und Stelle zu verharren. Inzwischen hatten sich Schaulustige eingefunden, die dieses alte Ritual der Verstoßung gebannt verfolgten (Sheemie befand sich mit großen Augen und bebenden Lippen unter ihnen), aber Susan bemerkte es kaum. Sie konnte endlich wieder klar denken, hatte einen Plan, was zu tun war, und sie dachte, dass sie ihrer Tante allein dafür einen gewissen Dank schuldig war.
    »Ich vergebe dir, Tante«, sagte sie.
    Das Kästchen mit der Herdasche, inzwischen fast leer, fiel Cordelia aus der Hand, als hätte Susan sie geschlagen. »Was?«, flüsterte sie. »Was sagt Sie da?«
    »Das, was du deinem Bruder, meinem Vater, angetan hast«, sagte Susan. »Das, woran Sie beteiligt war.«
    Sie rieb eine Hand an ihrem Bein und bückte sich mit ausgestreckter Hand. Bevor ihre Tante zurückweichen konnte, hatte ihr Susan Asche auf eine Wange gestrichen. Die Schliere zeichnete sich wie eine breite, dunkle Narbe ab. »Aber trag das dennoch«, sagte sie. »Wasch es ab, wenn du magst, aber ich glaube, im Herzen wirst du es noch eine Weile tragen.« Pause. »Ich glaube, da trägst du es bereits. Lebe wohl.«
    »Was denkt Sie sich, wohin Sie gehen will?« Tante Cord strich mit einem Handschuh über das Aschemal auf ihrer Wange, und als sie einen Schritt nach vorn machte, um Pylon am Zügel zu halten, stolperte sie über das Holzkästchen und fiel beinahe. Susan, die sich immer noch auf die Seite ihrer Tante gebeugt hatte, hielt sie an den Schultern fest und half ihr hoch. Cordelia schrak zurück wie vor dem Biss einer Natter. »Nicht zu ihm! Du wirst doch nicht zu ihm gehen, du verrückte Gans!«
    Susan drehte das Pferd herum. »Das geht dich nichts an, Tante. Das ist das Ende zwischen uns. Aber merke dir, was ich sage: An Jahresende werden wir verheiratet sein. Unser Erstgeborenes ist bereits empfangen.«
    »Sie wird bereits morgen Nacht verheiratet sein, wenn Sie in seine Nähe geht! Im Bauch vereint, im Feuer getraut, in Asche gebettet! In Asche gebettet, hast du gehört?«
    Die Irre kam fuchtelnd auf sie zu, aber Susan hatte keine Zeit mehr, ihr noch länger zuzuhören. Der Tag flog dahin. Sie würde gerade noch die Zeit haben, alle Vorbereitungen zu treffen, aber nur, wenn sie sich sputete.
    »Lebe wohl«, sagte sie noch einmal und ritt dann davon. Die letzten Worte ihrer Tante verfolgten sie: In Asche gebettet, hast du gehört?
     
     
    3
     
    Auf ihrem Weg aus der Stadt heraus sah Susan Reiter auf sich zukommen und verließ deshalb die Große Straße. Sie hatte den Eindruck, als wäre jetzt kein günstiger Zeitpunkt, um Pilgern zu begegnen. In der Nähe befand sich ein alter Kornspeicher; sie ritt mit Pylon dorthin, streichelte ihm den Hals und befahl ihm murmelnd, still zu sein.
    Die Reiter brauchten länger, bis sie auf ihrer Höhe waren, als sie erwartet hatte, aber als sie endlich da waren, sah sie auch den Grund dafür. Rhea war bei ihnen; sie saß in einem schwarzen, mit magischen Symbolen verzierten Karren. Die Hexe war beängstigend gewesen, als Susan sie in der Nacht des Kussmonds aufgesucht hatte, aber dennoch als Mensch erkennbar; was das Mädchen jetzt an sich vorbeifahren sah, was da in dem schwarzen Karren hin- und herschaukelte und einen Beutel auf dem Schoß an sich drückte, war eine geschlechtslose, von Schwären übersäte Kreatur, die mehr Ähnlichkeit mit einem Troll als mit einem menschlichen Wesen hatte. In ihrer Begleitung waren die Großen Sargjäger.
    »Auf nach Seafront!«, schrie das Ding auf dem Karren. »Sputet euch, so schnell es geht! Ich schlaf in Thorins Bett heut Nacht und weiß den Grund dafür! Ich schlaf darin und piss darin, wenn es mich überkommt! Sputet euch, sage ich!«
    Depape – an sein Pferd war der Karren angeschirrt worden – drehte sich um und sah sie voll Abscheu und Furcht an. »Halt den Mund.«
    Ihre Antwort bestand in neuerlichem Gelächter. Sie schaukelte von einer Seite auf die andere, hielt den Beutel auf ihrem Schoß mit einer

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