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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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listig. »Vielleicht treffen wir Thorin. Wenn ja, könnte ich ihm im Spielzeug des Guten Mannes etwas zeigen, das ihn außerordentlich interessieren dürfte.«
    »Wenn du Thorin begegnen wirst«, sagte Jonas, der abstieg und mithalf, Depapes Pferd vor den schwarzen Karren zu schnallen, »dann an einem Ort, wo keine Magie erforderlich ist, um weit zu sehen.«
    Sie sah ihn stirnrunzelnd an, dann kam das listige Lächeln wieder zum Vorschein. »Ach je, ich glaube, der Bürgermeister hat einen Unfall gehabt!«
    »Könnte sein«, stimmte Jonas zu.
    Sie kicherte, und kurz darauf wurde das Kichern zu einem ausgewachsenen Gackern. Sie gackerte immer noch, als sie den Hof verließen, gackerte und saß auf dem kleinen schwarzen Karren mit den kabbalistischen Symbolen wie die Königin der Schwarzen Stätten auf ihrem Thron.

Kapitel 8
    D IE A SCHE
     
    1
     
    Panik ist höchst ansteckend, zumal in Situationen, wo es keine Gewissheiten gibt und alles im Fluss ist. Der Anblick von Miguel, dem alten mozo, führte Susan auf diese schlüpfrige schiefe Ebene. Er stand mitten auf dem Innenhof von Seafront, drückte seinen Reisigbesen an die Brust und betrachtete die Reiter, die kamen und gingen, mit einem Ausdruck verwirrten Elends. Seinen sombrero hatte er verdreht auf dem Rücken hängen, und Susan sah beinahe mit einer Art Entsetzen, dass Miguel – der für gewöhnlich wie aus dem Ei gepellt war – seinen serape verkehrt herum trug. Tränen liefen ihm über die Wangen, und wie er sich hin- und herdrehte, den Reitern nachsah und versuchte, diejenigen zu grüßen, die er kannte, musste Susan an ein Kind denken, das sie einmal vor eine ankommende Postkutsche hatte laufen sehen. Das Kind war rechtzeitig von seinem Vater zurückgerissen worden; wer würde Miguel zurückreißen?
    Sie wollte zu ihm gehen, aber ein vaquero auf einem wild dreinschauenden scheckigen Rotschimmel raste so dicht an ihr vorbei, dass ihr ein Steigbügel an die Hüfte schlug und der Schweif des Pferdes über ihren Unterarm peitschte. Sie gab ein seltsames kurzes Kichern von sich. Sie hatte sich um Miguel Sorgen gemacht und wäre um ein Haar selbst über den Haufen gerannt worden! Wie komisch!
    Diesmal sah sie in beide Richtungen, ging los, wich aber wieder zurück, als ein beladener Wagen, der anfangs auf zwei Rädern balancierte, um die Ecke gerast kam. Sie konnte nicht sehen, womit er beladen war – die Ware auf der Pritsche war mit Segeltuch abgedeckt –, aber sie sah, wie Miguel, der immer noch seinen Besen hielt, darauf zuging. Susan dachte wieder an das Kind vor der Postkutsche und stieß einen unartikulierten Schrei aus. Miguel zuckte im letzten Augenblick zurück, und der Wagen flog an ihm vorbei, raste schwankend über den Hof und verschwand dann durch den Torbogen.
    Miguel ließ seinen Besen fallen, schlug beide Hände auf die Wangen, ließ sich auf die Knie fallen und fing mit lauter, wehklagender Stimme an zu beten. Susan sah ihn kurz mit bebendem Mund an, dann lief sie zu den Stallungen und bemühte sich erst gar nicht mehr, dicht an der Hauswand zu bleiben. Sie hatte sich mit der Krankheit angesteckt, die bis zum Nachmittag fast ganz Hambry im Griff zu haben schien, und obwohl es ihr gelang, Pylon einigermaßen gefasst zu satteln (an jedem anderen Tag hätten sich drei Stallburschen darum gerissen, der hübschen Sai helfen zu dürfen), hatte sie zu dem Zeitpunkt, als sie dem erschrockenen Pferd vor dem Stalltor die Fersen in die Flanken drückte, um es zum Galopp anzutreiben, jede Fähigkeit verloren, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Als sie an Miguel vorbeiritt, der immer noch auf dem Boden kniete und mit erhobenen Händen zum strahlenden Himmel betete, sah sie ihn ebenso wenig wie die anderen Reiter vor ihr.
     
     
    2
     
    Sie ritt schnurstracks die Hauptstraße hinunter und hieb Pylon die sporenlosen Absätze in die Seiten, bis das große Pferd förmlich dahinflog. Gedanken, Fragen, mögliche Vorgehensweisen… auf das alles konnte sie sich beim Reiten nicht konzentrieren. Sie bemerkte am Rande, dass sich Menschen auf den Straßen aufhielten, ließ Pylon sich aber selbst einen Weg zwischen ihnen hindurch bahnen. Einzig und allein sein Name – Roland, Roland, Roland! – ging ihr durch den Kopf und hallte wie ein Schrei. Alles war schief gegangen. Das tapfere kleine Ka-Tet, das sie in jener Nacht auf dem Friedhof gegründet hatten, war zerbrochen, drei seiner Mitglieder saßen im Gefängnis und hatten nicht mehr lange zu leben (wenn sie

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