Der Dunkle Turm 4 - Glas
Hand und zeigte mit dem knotigen, verkrümmten Zeigefinger der anderen auf Depape. Als Susan die Hexe sah, wurde ihr schwindelig vor Angst, und sie spürte die Panik wieder wie eine dunkle Flüssigkeit, die ihr Gehirn mit Freuden ertränken würde, wenn man ihr die Möglichkeit bot.
Sie kämpfte, so gut sie konnte, gegen das Gefühl an, klammerte sich an ihren Verstand, wollte nicht zulassen, dass er sich wieder in das verwandelte, was er zuvor gewesen war und wieder sein würde, wenn sie es zuließ – ein hirnloser, in einer Scheune gefangener Vogel, der gegen die Wände flog und das offene Fenster nicht sah, durch das er hereingekommen war.
Selbst als der Karren hinter dem nächsten Hügel verschwunden war und nur noch der Staub in der Luft hing, den sie aufgewirbelt hatten, konnte sie Rheas irres, gackerndes Gelächter hören.
4
Sie erreichte die Hütte im Bösen Gras um ein Uhr mittags. Einen Augenblick lang blieb sie einfach auf Pylon sitzen und betrachtete sie. Waren sie und Roland vor kaum vierundzwanzig Stunden hier gewesen? Hatten sich geliebt und Pläne geschmiedet? Kaum zu glauben, aber als sie abstieg und eintrat, sah sie den Weidenkorb, in dem sie einen kalten Imbiss mitgebracht hatte, als Bestätigung. Er stand immer noch auf dem wackeligen Tisch.
Als sie den Korb sah, wurde ihr klar, dass sie seit dem vergangenen Abend nichts mehr gegessen hatte – einem erbärmlichen Abendessen mit Hart Thorin, das sie kaum angerührt hatte, weil sie ständig seine Blicke auf ihrem Körper spürte. Nun, sie hatten ihr letztes Gerangel hinter sich, nicht wahr? Und sie würde nie wieder einen Flur in Seafront entlanggehen und sich fragen müssen, aus welcher Tür er herausgeplatzt kommen würde wie ein Springteufelchen, ganz grapschende Hände und steifer, lüsterner Schwanz.
Asche, dachte sie. Asche zu Asche. Aber nicht wir, Roland. Ich schwöre es, mein Liebling, nicht wir.
Sie war ängstlich und nervös, versuchte in das, was sie jetzt alles erledigen musste, Ordnung hineinzubringen – eine Reihenfolge, an die man sich genauso halten musste, wie man sich beim Satteln eines Pferdes an eine Reihenfolge halten musste –, aber sie war auch erst sechzehn und hatte daher auch einen kräftigen Hunger. Ein Blick auf den Korb, und sie verspürte geradezu einen Heißhunger.
Sie machte den Korb auf, stellte fest, dass Ameisen auf den beiden übrig gebliebenen Roastbeefbroten krabbelten, strich sie herunter und schlang die Brote in sich hinein. Das Brot war ziemlich trocken geworden, aber das merkte sie kaum. Außerdem waren noch ein Glas süßer Apfelwein und ein Stück Kuchen übrig.
Als sie alles aufgegessen hatte, ging sie zur nördlichen Ecke der Hütte und entfernte die Häute, die jemand angefangen hatte zu gerben, bevor er das Interesse daran verlor. Darunter befand sich ein Hohlraum. Darin lagen, in weiches Leder gewickelt, Rolands Revolver.
Wenn es schief geht, muss Sie hierher kommen und meine Waffen nehmen. Bringe Sie sie nach Westen, nach Gilead. Suche Sie meinen Vater.
Mit leichter, aber aufrichtiger Neugier fragte Susan sich, ob Roland wirklich erwartet hatte, dass sie unbekümmert mit seinem ungeborenen Kind unter dem Herzen nach Gilead reiten würde, während er und seine Freunde schreiend und mit roten Händen auf dem Freudenfeuer des Erntejahrmarkts geröstet wurden.
Sie zog eine der Waffen aus dem Holster. Sie brauchte eine Weile, bis sie begriff, wie man den Revolver öffnete, aber dann kippte die Trommel heraus, und sie sah, dass alle Kammern geladen waren. Sie ließ die Trommel wieder einrasten und überprüfte den anderen Revolver.
Danach versteckte sie die beiden Waffen in der zusammengerollten Decke hinter ihrem Sattel, so wie sie es bei Roland gesehen hatte, dann stieg sie auf und ritt wieder nach Osten. Aber nicht in die Stadt. Noch nicht. Sie musste vorher noch einen Zwischenhalt einlegen.
5
Gegen zwei Uhr nachmittags machte die Neuigkeit in Mejis die Runde, dass Fran Lengyll in der Stadthalle sprechen würde. Niemand konnte sagen, wo diese Nachricht (sie war zu präzise und spezifisch für ein Gerücht) ihren Anfang genommen hatte, und es kümmerte auch niemanden; sie erzählten sie einfach weiter.
Um drei Uhr war die Stadthalle überfüllt, und weitere zweihundert oder mehr standen außerhalb und hörten zu, während Lengylls kurze Ansprache flüsternd an sie weitergegeben wurde. Coral Thorin, die im Traveller’s Rest die Nachricht von Lengylls
Weitere Kostenlose Bücher