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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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gewartet.
    »Das wird Bridger sein«, sagte Hilfssheriff Dave und legte freudig die Gitarre beiseite. Er hasste diese Aufgabe und konnte es kaum erwarten, bis er endlich abgelöst wurde. Heaths Witze waren am schlimmsten. Dass der überhaupt Witze im Angesicht dessen machen konnte, was ihnen morgen bevorstand!
    »Ich glaube, es ist eher einer von ihnen«, sagte Sheriff Avery, der damit die Großen Sargjäger meinte.
    Aber es war keiner von beiden. Es war ein Cowboy, förmlich unter einem serape begraben, die ihm viel zu groß zu sein schien (die Enden schleiften tatsächlich am Boden, als er hereingestapft kam und die Tür hinter sich schloss), mit einem Hut, den er über die Augen gezogen hatte. Herk Avery dachte, dass der Bursche so aussah, wie sich jemand eine Cowboy-Strohpuppe vorstellen mochte.
    »Sagt, Fremder!«, sagte er und lächelte… weil das Ganze bestimmt nur ein Streich war, und Herk Avery konnte einen spaßigen Streich besser verstehen als irgendjemand sonst. Besonders nach vier Koteletts und einem Berg Kartoffelbrei. »Wie geht’s, wie steht’s? Was führt Euch…«
    Die Hand, die nicht dazu verwendet worden war, die Tür zu schließen, war unter dem serape gewesen. Als sie nun zum Vorschein kam, hielt sie ungeschickt eine Waffe, die die drei Gefangenen auf der Stelle erkannten. Avery starrte sie an, und sein Lächeln erlosch langsam. Er wand die Finger auseinander. Die Füße, die er auf den Schreibtisch gelegt hatte, landeten polternd auf dem Boden.
    »Oha, Partner«, sagte er langsam. »Lasst uns darüber reden.«
    »Nehmt die Schlüssel von der Wand, und schließt die Zellen auf«, sagte der vaq mit einer heiseren, künstlich tiefen Stimme. Draußen explodierten mehr Kracher in einer Reihe trockener, knatternder Laute, aber niemand außer Roland schien das zu bemerken.
    »Das kann ich nicht so einfach machen«, sagte Avery und zog mit dem Fuß die unterste Schublade seines Schreibtischs auf. Im Inneren befanden sich mehrere Waffen, die von heute Morgen übrig geblieben waren. »Ich habe keine Ahnung, ob das Ding geladen ist, kann mir aber nicht vorstellen, dass ein Präriehund wie Ihr…«
    Der Neuankömmling richtete die Waffe auf den Schreibtisch und drückte ab. In dem kleinen Raum hörte sich der Knall ohrenbetäubend an, aber Roland glaubte – hoffte –, dass es sich bei geschlossener Tür auch nur wie ein Kracher anhören würde. Vielleicht lauter als so mancher, aber auch wieder leiser als andere.
    Gutes Mädchen, dachte er. O du gutes Mädchen – aber sei vorsichtig. Um der Götter willen, Sue, sei vorsichtig.
    Alle drei standen jetzt mit weit aufgerissenen Augen und zusammengepressten Lippen in einer Reihe an den Zellentüren.
    Die Kugel hatte die Ecke von Sheriff Averys Rollpult getroffen und einen riesigen Splitter weggerissen. Avery schrie auf, kippelte auf dem Stuhl nach hinten und fiel um. Den Fuß bekam er dabei nicht mehr aus dem Griff der Schublade heraus; die Schublade schoss aus dem Pult und überschlug sich; drei uralte Feuerwaffen polterten auf den Boden.
    »Susan, pass auf!«, rief Cuthbert, und dann: »Nein, Dave!«
    Am Ende seines Lebens war es Pflichtgefühl und nicht etwa Angst vor den Großen Sargjägern, was Dave Hollis antrieb, der gehofft hatte, einmal selbst Sheriff von Mejis zu werden, sobald Avery in den Ruhestand ging (und zwar, wie er manchmal zu seiner Frau Judy sagte, ein besserer, als der alte Fettsack je sein konnte). Er vergaß, dass er ernsthafte Zweifel angesichts der Art und Weise gehabt hatte, wie die Jungen verhaftet worden waren, und daran, ob sie überhaupt etwas getan hatten oder nicht. Er dachte nur noch daran, dass sie Gefangene der Baronie waren und er sie nicht entkommen lassen würde, sollte er es verhindern können.
    Er sprang den Cowboy in den zu großen Klamotten an, weil er diesem die Waffe aus den Händen reißen wollte. Um ihn damit zu erschießen, falls erforderlich.
     
     
    12
     
    Susan betrachtete die Scharte mit dem gelben, frischen Holz am Schreibtisch des Sheriffs und vergaß in ihrem Erstaunen alles – so viel Schaden, verursacht durch einen krumm gemachten Finger! –, als Cuthberts verzweifelter Aufschrei sie in die Wirklichkeit zurückholte.
    Sie wich zur Wand zurück, entging auf diese Weise Daves erstem Versuch, den übergroßen serape zu packen, und drückte, ohne nachzudenken, noch einmal ab. Eine zweite laute Explosion ertönte, und Dave Hollis – ein junger Mann, nur zwei Jahre älter als sie selbst – wurde nach

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