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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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seiner Frau beibringen?«
    Roland nahm sie wieder in die Arme und drückte sie. »Du hast getan, was du tun musstest. Wenn nicht er, dann wir. Weiß Sie das nicht?«
    Sie nickte an seiner Brust. »Avery, um den ist es mir nicht schade, aber Dave…«
    »Komm mit«, sagte Roland. »Jemand könnte die Schüsse als solche erkannt haben. Hat Sheemie die Kracher geworfen?«
    Sie nickte. »Ich habe Kleidung für euch. Hüte und serapes.«
    Susan lief zur Tür zurück, öffnete sie, sah in beide Richtungen hinaus und verschwand dann in der zunehmenden Dunkelheit.
    Cuthbert nahm den versengten serape und legte ihn über das Gesicht von Hilfssheriff Dave. »Scheißpech, Partner«, sagte er. »Bist zwischen die Fronten geraten, was? Ich schätze, du warst kein übler Kerl.«
    Susan kam wieder herein und trug die gestohlene Ausrüstung, die an Capis Sattel festgezurrt gewesen war. Sheemie war bereits zu seinem nächsten Auftrag unterwegs, ohne dass man es ihm hätte auftragen müssen. Wenn der Saloonjunge ein Schwachkopf war, hatte sie eine ganze Menge Leute kennen gelernt, die noch weitaus schwächer im Kopf waren.
    »Wo hast du das alles besorgt?«, fragte Alain.
    »Aus dem Traveller’s Rest. Und nicht ich habe es besorgt. Das war Sheemie.« Sie hielt ihnen die Hüte hin. »Kommt, beeilt euch.«
    Cuthbert nahm die Kopfbedeckungen und verteilte sie. Roland und Alain waren bereits in die serapes geschlüpft; mit den tief ins Gesicht gezogenen Hüten hätten sie jederzeit als Baronie- vaqs von der Schräge durchgehen können.
    »Wohin jetzt?«, fragte Alain, als sie auf die Veranda traten. An diesem Ende war die Straße noch dunkel und verlassen; die Schüsse hatten keinerlei Aufmerksamkeit erregt.
    »Als Erstes zu Hookeys Stall«, sagte Susan. »Dort sind eure Pferde.«
    Sie gingen als Vierergruppe gemeinsam die Straße entlang. Capi war fort; Sheemie hatte den Esel mitgenommen. Susans Herz schlug rasend schnell, und sie konnte Schweißperlen auf der Stirn spüren, aber trotzdem war ihr kalt. Ob das, was sie getan hatte, nun Mord war oder nicht, sie hatte heute Abend zwei Leben genommen und damit eine Grenze überschritten, über die es kein Zurück in die andere Richtung mehr gab. Sie hatte es für Roland getan, ihren Liebsten, und das Wissen, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte, spendete ihr immerhin ein wenig Trost.
    Werdet glücklich miteinander, ihr Treulosen! Ihr Mörder! Ich verfluche Sie mit dieser Asche!
    Susan nahm Rolands Hand, und als er sie drückte, drückte sie auch. Und als sie zum Dämonenmond hinaufschaute, dessen boshaftes Antlitz nun die cholerische orangerote Färbung verlor und silbern wurde, dachte sie, dass sie für ihre Liebe den höchsten aller Preise bezahlt hatte, als sie auf den armen, aufrechten Dave Hollis schoss – sie hatte mit ihrer Seele bezahlt. Wenn er sie jetzt verließ, würde sich der Fluch ihrer Tante erfüllen, denn nur Asche würde zurückbleiben.

Kapitel 9
    E RNTE
     
    1
     
    Als sie den Stall betraten, der von einer einzigen trüben Gaslampe erleuchtet wurde, fiel ein Schatten aus einer der Boxen. Roland, der beide Revolver umgeschnallt hatte, zog sie. Sheemie, der einen Steigbügel hochhielt, sah ihn mit einem unsicheren Lächeln an. Dann wurde sein Lächeln breiter, seine Augen strahlten vor Glück, und er rannte auf sie zu.
    Roland steckte die Revolver weg und wollte den Jungen umarmen, aber Sheemie lief an ihm vorbei und warf sich in Cuthberts Arme.
    »Mann, o Mann«, sagte Cuthbert, stolperte erst schauspielernd nach hinten und hob Sheemie dann hoch. »Du wirfst mich ja um, Junge!«
    »Sie hat euch rausgeholt!«, rief Sheemie. »Ich wusste, dass sie es schafft, das wusste ich! Gute alte Susan!« Sheemie drehte sich zu Susan um, die neben Roland stand. Sie war immer noch blass, wirkte aber gefasst. Sheemie wandte sich wieder zu Cuthbert und drückte ihm einen Kuss mitten auf die Stirn.
    »Mann!«, sagte Cuthbert wieder. »Wofür war denn der?«
    »Weil ich dich so gern hab, guter alter Arthur Heath! Du hast mir das Leben gerettet!«
    »Na ja, das mag sein«, sagte Cuthbert und lachte verlegen (sein geliehener sombrero, der ihm sowieso zu groß war, saß ihm nun komisch schief auf dem Kopf), »aber wenn wir uns jetzt nicht beeilen, wirst du nicht lange was davon haben.«
    »Die Pferde sind alle gesattelt«, sagte Sheemie. »Susan hat gesagt, dass ich es tun soll, und das hab ich. Ich bin fast fertig. Ich muss nur noch den Steigbügel hier an Mr. Richard Stockworths Pferd

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