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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Cuthbert duckten sich unter der untersten Strebe des rostigen Förderturms hindurch, standen neben der Pumpe und verzogen das Gesicht, weil ihnen der Lärm nur so in den Ohren dröhnte. Roland wunderte sich, dass die Anlage nicht schon vor Jahren zusammengebrochen war. Die meisten mechanischen Teile befanden sich in rostigen Metallhüllen, aber er konnte einen gigantischen kreisenden Schaft erkennen, auf dem Öl glänzte, das aus automatischen Ventilen stammen musste. In der Nähe herrschte ein Geruch, der ihn an das ausströmende Gas erinnerte, das auf der anderen Seite des Ölfelds regelmäßig abgefackelt wurde.
    »Riesenfürze!«, rief Cuthbert.
    »Was?«
    »Ich sagte, das riecht wie… ach, vergiss es! Ziehen wir es durch, wenn wir können… können wir?«
    Roland wusste es nicht. Er ging zu den Maschinen, die unter Blechgehäusen in einem verblassenden, rostigen Grünton ihren Unmut herausschrien. Bert folgte ihm widerstrebend. Die beiden schlüpften in einen kurzen Durchgang, stinkend und höllisch heiß, der sie fast unmittelbar unter den Bohrturm führte. Vor ihnen drehte sich der Schaft am Ende des Kolbens unablässig; Öltränen liefen an seiner glatten Oberfläche hinab. Daneben befand sich ein gekrümmtes Rohr – mit ziemlicher Sicherheit ein Überlaufrohr, dachte Roland. Ab und zu fiel ein Tropfen Rohöl von seinem Rand herab; auf dem Boden darunter befand sich eine schwarze Pfütze. Er zeigte darauf, und Cuthbert nickte.
    Hier drinnen nützte nicht einmal Brüllen etwas; die Welt war ein einziges dröhnendes, quietschendes Pandämonium. Roland legte seinem Freund eine Hand um den Hals und zog Cuthberts Ohr an die Lippen; mit der anderen hielt er Bert einen Kanonenschlag vor die Augen.
    »Zünd ihn an und renn los«, sagte er. »Ich halte ihn fest und verschaffe uns so viel Zeit wie möglich, um abzuhauen. Deinetwegen ebenso wie meinetwegen. Ich will freie Bahn durch diese Maschine zurück haben, hast du verstanden?«
    Cuthbert nickte an Rolands Lippen, dann drehte er den Kopf des Revolvermanns herum, sodass er auf dieselbe Weise sprechen konnte. »Und wenn hier genügend Gas ist, dass die Luft Feuer fängt, wenn ich einen Funken schlage?«
    Roland wich zurück und hob die Handflächen zu einer »Woher soll ich das wissen?«-Geste. Cuthbert lachte und holte eine Schachtel Schwefelhölzer heraus, die er vor ihrer Flucht von Averys Schreibtisch genommen hatte. Er fragte mit den Brauen, ob Roland bereit war. Roland nickte.
    Der Wind wehte heftig, aber unter dem Förderturm wurde er von den umliegenden Maschinen abgehalten; die Flamme des Schwefels brannte ruhig. Roland hielt den Kanonenschlag daran und musste kurz und schmerzlich an seine Mutter denken, wie sehr sie diese Dinger gehasst hatte, wie sie stets sicher gewesen war, dass ihn irgendwann einer ein Auge oder einen Finger kosten würde.
    Cuthbert klopfte sich über dem Herzen auf die Brust und küsste seine Handfläche, die allgemeine Geste, mit der man sich Glück wünschte. Dann hielt er die Flamme an die Zündschnur. Die Zündschnur fing an zu zischeln. Bert wirbelte herum, tat so, als würde er an einem abgedeckten Maschinenblock abprallen – typisch Bert, dachte Roland; er würde noch am Galgen seine Witze machen –, und dann schoss er wie ein Pfeil in den kurzen Durchgang, durch den sie hereingekommen waren.
    Roland hielt den Feuerwerkskörper, so lange er es wagte, dann ließ er ihn in das Überlaufrohr fallen. Er verzog das Gesicht, als er sich abwandte, und rechnete halb damit, dass eintreten würde, was Bert befürchtet hatte: dass die Luft explodieren würde. Aber sie explodierte nicht. Er rannte den kurzen Durchgang entlang, gelangte ins Freie und sah Cuthbert gleich außerhalb des zerbrochenen Zauns stehen. Roland winkte ihm mit beiden Händen zu – Lauf, du Idiot, lauf! –, und dann explodierte die Welt hinter ihm.
    Der Knall war ein tiefes, rülpsendes Pochen, das Rolands Trommelfelle nach innen zu drücken und ihm die Luft aus der Lunge zu saugen schien. Der Boden unter ihm rollte wie eine Welle unter einem Boot, eine große, warme Hand wurde auf seinen Rücken gelegt und schubste ihn vorwärts. Er bildete sich ein, dass er einen Schritt mit ihr rannte – vielleicht sogar zwei oder drei Schritte –, dann wurde er von den Beinen gerissen und gegen den Zaun geschleudert, wo Cuthbert längst nicht mehr aufrecht stand; er lag auf dem Rücken und starrte etwas hinter Roland an. Die Augen des Jungen waren vor Staunen weit

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