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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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das erledigt war, hatte er nach Rhea gesehen, die in Kimba Rimers alter Suite untergebracht worden war. Sie hatte es nicht einmal mitbekommen, als Jonas nach ihr gesehen hatte. Sie saß in Rimers Arbeitszimmer mit der hohen Decke und den Bücherregalen an den Wänden – hinter Rimers Eisenholzschreibtisch, in Rimers Polstersessel, und sah so fehl am Platze aus wie das Höschen einer Hure auf einem Kirchenaltar. Auf Rimers Schreibtisch lag der Regenbogen des Zauberers. Sie ließ die Hände darüber kreisen und murmelte verbissen vor sich hin, aber die Kugel blieb dunkel.
    Jonas hatte sie eingeschlossen und war zu Coral gegangen. Sie hatte in dem Salon auf ihn gewartet, wo das morgige Plaudern stattfinden sollte. In diesem Flügel gab es ausreichend Schlafzimmer, aber sie hatte ihn in das ihres toten Bruders geführt… und das nicht zufällig, wie Jonas vermutete. Sie hatten sich in dem Himmelbett geliebt, das Hart Thorin nun nie mit seinem Feinsliebchen teilen würde.
    Es war stürmisch, wie es immer gewesen war, und Jonas näherte sich gerade seinem Orgasmus, als der erste Förderturm in die Luft flog. O Jesusmensch, die ist vielleicht eine Nummer, dachte er. Auf der ganzen verdammten Welt hat es nie eine Frau wie sie…
    Danach zwei weitere Explosionen in rascher Folge, und Coral erstarrte kurz unter ihm, bevor sie wieder mit den Hüften zustieß. »Citgo«, sagte sie mit einer heiseren, keuchenden Stimme.
    »Yar«, knurrte er und passte seine Stöße ihrem Rhythmus an. Er hatte jedes Interesse am Sex verloren, aber sie hatten den Punkt erreicht, wo es unmöglich war, einfach aufzuhören, selbst wenn man Gefahr lief, getötet oder verstümmelt zu werden.
    Zwei Minuten später ging er nackt zu Thorins kleiner Nische von Balkon, und sein halb erigierter Penis baumelte vor ihm von einer Seite auf die andere, wie sich ein Schwachkopf einen Zauberstab vorstellen mochte. Coral folgte einen Schritt hinter ihm, ebenso nackt wie er.
    »Warum gerade jetzt!«, platzte sie heraus, als Jonas die Balkontür aufmachte. »Ich hätte noch dreimal kommen können!«
    Jonas beachtete sie nicht. Die Landschaft im Nordwesten war in mondvergoldete Dunkelheit gehüllt… nur da nicht, wo das Ölfeld lag. Dort sah er ein grelles gelbliches Licht, das sich vor seinen Augen ausbreitete und heller wurde; eine donnernde Explosion nach der anderen hallte über die Meilen zwischen dort und hier.
    Er verspürte eine seltsame Verfinsterung seines Verstands – dieses Gefühl war da, seit dieser Bengel Dearborn ihn mittels eines fieberhaften intuitiven Gedankensprungs durchschaut, erkannt hatte, wer und was er war. Wenn er mit der energischen Coral schlief, ließ das Gefühl ein wenig nach, aber als er jetzt die Feuerlohe sah, wo sich bis vor fünf Minuten noch die Ölreserven des Guten Mannes befunden hatten, kehrte es mit lähmender Intensität zurück wie ein Sumpffieber, das manchmal aus dem Fleisch verschwand, aber sich in den Knochen einnistete und nie wieder ganz wegging. Sie sind im Westen, hatte Dearborn gesagt. Die Seele eines Mannes, wie Sie einer sind, kann den Westen niemals verlassen. Das stimmte natürlich, und es hätte keinen Knallkopf wie Will Dearborn gebraucht, um ihm das zu sagen… aber jetzt, wo es gesagt worden war, konnte ein Teil seines Verstands nicht mehr aufhören, daran zu denken.
    Der verfluchte Will Dearborn. Wo genau steckte er jetzt, er und seine beiden wohlerzogenen Kameraden? In Averys calabozo? Das glaubte Jonas nicht. Nicht mehr.
    Erneute Explosionen zerrissen die Nacht. Unten liefen jene Männer durcheinander und brüllten, die schon frühmorgens im Anschluss an die Morde durcheinander gelaufen waren und gebrüllt hatten.
    »Das ist das größte Erntefeuerwerk, das wir je hatten«, sagte Coral mit leiser Stimme.
    Bevor Jonas etwas erwidern konnte, wurde heftig an die Schlafzimmertür geklopft. Einen Augenblick später wurde sie aufgerissen, und Clay Reynolds, der nur ein Paar Bluejeans trug, kam hereingestürmt. Sein Haar war wild verwuschelt; seine Augen blitzten noch wilder.
    »Schlechte Nachrichten aus der Stadt, Eldred«, sagte er. »Dearborn und die beiden anderen Bengel aus Innerwelt…«
    Drei weitere Explosionen, die fast unmittelbar aufeinander folgten. Ein großer orangeroter Feuerball schwang sich träge über dem brennenden Citgo-Ölfeld in den nachtschwarzen Himmel, verblasste, erlosch. Reynolds kam auf den Balkon und stand zwischen den beiden anderen am Geländer, ohne deren Nacktheit Beachtung

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