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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Ranchern, Cowboys und harten Burschen aus der Stadt war zerschlagen worden. Diejenigen, die nicht tot waren, flohen in alle Himmelsrichtungen und gaben ihren Pferden die Sporen, als wären ihnen hundert Höllenteufel auf den Fersen. Sie waren keineswegs hundert, aber sie kämpften wie hundert. Überall lagen Leichen im Staub, und vor Jonas’ Augen ritt ihre Rückendeckung – Stockworth – einen weiteren Mann nieder, stieß ihn aus dem Sattel und jagte ihm im Sturz eine Kugel in den Kopf. Götter der Erde, dachte er, das war Croydon, der, dem die Piano Ranch gehört!
    Nur gehörte sie ihm jetzt nicht mehr.
    Und nun kam Dearborn mit erhobener Waffe auf Jonas zu.
    Jonas schnappte sich die Kordel, die er um den Sattelknauf geschlungen hatte, und löste sie mit zwei schnellen, ruckartigen Bewegungen des Handgelenks. Er hielt den Beutel in den stürmischen Wind, fletschte die Zähne, und sein langes Haar wehte.
    »Komm näher, und ich zertrümmere dieses Ding! Es ist mein Ernst, du verdammter Wicht! Bleib, wo du bist!«
    Roland zögerte nicht eine Sekunde in seinem gestreckten Galopp, dachte nicht einmal nach; seine Hände dachten für ihn, und als er sich später an alles erinnerte, war es unscharf und seltsam verschwommen wie etwas, was man in einem Zerrspiegel sah… oder in einer Glaskugel des Zauberers.
    Jonas dachte: Götter, er ist es! Arthur Eld ist persönlich gekommen, um mich zu holen!
    Und als sich die Mündung von Rolands Revolver vor seinen Augen wie der Zugang zu einem Tunnel oder Stollen auftat, fiel Jonas ein, was der Bengel auf dem staubigen Hof dieser ausgebrannten Ranch zu ihm gesagt hatte: Die Seele eines Mannes, wie Sie einer sind, kann den Westen niemals verlassen.
    Ich wusste es, dachte Jonas. Schon damals wusste ich, dass mein Ka ziemlich abgelaufen war. Aber sicher wird er nicht riskieren, die Kugel zu verlieren…Er kann die Kugel nicht aufs Spiel setzen, er ist der Dinh seines Ka-Tet, und er kann sie nicht aufs Spiel setzen…
    »Zu mir!«, schrie Jonas. »Zu mir, Leute! Sie sind nur zu dritt, um der Götter willen! Zu mir, ihr Feiglinge!«
    Aber er war allein – Lengyll tot, und sein idiotisches Maschinengewehr lag neben ihm, Roys Leichnam starrte zum bitterkalten Himmel hinauf, Quint floh, Hookey tot, die Rancher, die mit ihnen geritten waren, ebenfalls fort. Nur Clay lebte noch, und der war meilenweit von hier entfernt.
    »Ich zertrümmere sie!«, schrie er dem Jungen mit den kalten Augen entgegen, der auf ihn zugeritten kam wie die geschmeidigste Todesmaschine. »Vor allen Göttern, ich…«
    Roland spannte den Hahn seines Revolvers mit dem Daumen und schoss. Die Kugel traf die tätowierte Hand, die die Kordel hielt, pulverisierte die Handfläche und hinterließ nur Finger, die unkontrolliert in einer blutigen Masse zuckten. Roland konnte den blauen Sarg nur kurz erkennen, bevor rotes Blut darüber strömte.
    Der Beutel fiel. Und als Rusher mit Jonas’ Pferd zusammenstieß und es zur Seite drängte, fing Roland den Beutel zielsicher in der Armbeuge auf. Jonas, der vor Schrecken aufschrie, als er seine Beute entschwinden sah, griff nach Roland, bekam ihn an der Schulter zu fassen und hätte es fast geschafft, den Revolvermann aus dem Sattel zu ziehen. Jonas’ Blut regnete in heißen Tropfen gegen Rolands Gesicht.
    »Gib sie mir, du Bengel!« Jonas wühlte unter seinem serape und brachte dort einen anderen Revolver zum Vorschein. »Gib sie mir wieder, sie gehört mir!«
    »Nicht mehr«, sagte Roland. Und als Rusher herumtänzelte, rasch und behände für solch ein großes Tier, jagte Roland aus nächster Entfernung zwei Kugeln mitten in Jonas’ Gesicht. Das Pferd des weißhaarigen Mannes schoss unter ihm davon, und er landete ausgestreckt mit einem dumpfen Knall auf dem Rücken. Seine Arme und Beine zuckten, zappelten, zitterten, und dann blieb er reglos liegen.
    Roland schwang sich die Kordel des Beutels über die Schulter und ritt zu Alain und Cuthbert zurück, um ihnen zu Hilfe zu kommen… aber das war nicht nötig. Sie saßen auf den Pferden nebeneinander am Ende einer von verstreuten Leichen gesäumten Schneise im wirbelnden Staub und sahen ihn mit großen und benommenen Augen an – Augen von Jungen, die gerade zum ersten Mal durch das Feuer gegangen waren und nicht glauben konnten, dass sie nicht verbrannt worden waren. Nur Alain war verwundet worden; eine Kugel hatte ihm die linke Wange aufgerissen, eine Wunde, die sauber verheilen würde, aber eine Narbe hinterließ, die er

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