Der Dunkle Turm 4 - Glas
darauf hin, dass sie mich um Vergebung bitten wollte. Dass sie es sich anders überlegt hatte.«
Weißt du das, oder willst du es nur glauben?, dachte Eddie. Es war eine Frage, die er niemals stellen würde. Roland hatte genug gelitten, hatte den Weg zum Pfad des Balkens zurückerobert, indem er diesen schrecklichen letzten Besuch im Gemach seiner Mutter noch einmal durchlebt hatte, und damit sollte es genug sein.
»Ich glaube, sie hat sich versteckt, weil sie sich geschämt hat«, sagte der Revolvermann. »Oder weil sie einen Augenblick Zeit brauchte, um sich zu überlegen, was sie zu mir sagen wollte. Wie sie es mir erklären sollte.«
»Und die Kugel?«, fragte Susannah sanft. »Lag sie auf dem Frisiertisch, wo wir sie gesehen haben? Und hatte sie sie deinem Vater gestohlen?«
»Ja auf beide Fragen«, sagte Roland. »Aber… hat sie die Kugel gestohlen?« Diese Frage schien er sich selbst zu stellen. »Mein Vater wusste vieles, aber manchmal behielt er sein Wissen für sich.«
»Zum Beispiel, dass deine Mutter und Marten sich trafen«, sagte Susannah.
»Ja.«
»Aber Roland… du glaubst doch bestimmt nicht, dass dein Vater wissentlich zugelassen hätte, dass du… du…«
Roland sah sie mit großen, gequälten Augen an. Die Tränen waren versiegt, aber als er über ihre Frage lächeln wollte, gelang ihm das nicht. »Wissentlich zugelassen hat, dass sein Sohn seine Frau tötet?«, fragte er. »Nein, das kann ich nicht sagen. So gern ich es täte, ich kann es nicht. Dass er verursacht hat, dass so etwas passiert, dass er es vorsätzlich in Gang gesetzt haben soll wie ein Mann, der Kastell spielt… das kann ich nicht glauben. Aber hätte er es zugelassen, dass das Ka seinen Lauf nimmt? Aye, mit Sicherheit.«
»Was ist danach aus der Kugel geworden?«, fragte Jake.
»Ich weiß es nicht. Ich bin ohnmächtig geworden. Als ich zu mir kam, waren meine Mutter und ich immer noch allein, sie tot, ich lebendig. Niemand war durch das Geräusch der Schüsse alarmiert worden – die Wände des Palasts bestanden aus dickem Stein, und der Flügel, in dem wir uns befanden, war weitgehend unbewohnt. Ihr Blut war getrocknet. Der Gürtel, den sie für mich gemacht hatte, war damit bedeckt, aber ich nahm ihn an mich, und ich zog ihn an. Ich habe dieses blutbefleckte Geschenk viele Jahre lang getragen, und wie ich es verloren habe, das ist eine Geschichte, die an einem anderen Tag erzählt werden soll – ich erzähle sie euch, bevor wir am Ziel sind, hängt sie doch mit meiner Suche nach dem Turm zusammen.
Aber obwohl niemand gekommen war, um zu sehen, was die Schüsse zu bedeuten hatten, war jemand aus einem anderen Grund gekommen. Während ich bewusstlos neben der Leiche meiner Mutter lag, war jemand da gewesen und hat das Zaubererglas geholt.«
»Rhea?«, fragte Eddie.
»Ich bezweifle, dass sie leibhaftig dort war… aber sie besaß eine Gabe, sich Freunde zu machen, jene Frau. Aye, eine Gabe, sich Freunde zu machen. Ich habe sie nämlich wiedergesehen.« Roland gab keine weitere Erklärung ab, aber ein kalter Glanz erfüllte seine Augen. Eddie hatte diesen Glanz schon früher an Roland bemerken können und wusste, dass er Mord bedeutete.
Jake hob den Zettel jenes R. F. auf und deutete auf die kleine Zeichnung unter der Nachricht. »Weißt du, was das heißen soll?«
»Mir kommt es so vor, als wäre es das Sigul eines Ortes, den ich gesehen habe, als ich zum ersten Mal in dem Zaubererglas gereist bin. Das Land, das Donnerschlag genannt wird.« Er sah die Gefährten nacheinander an. »Ich glaube, dort werden wir diesen Mann – dieses Ding – namens Flagg wiedersehen.«
Roland sah in die Richtung zurück, aus der sie schlafwandelnd in ihren feinen roten Schuhen gekommen waren. »Das Kansas, durch das wir gekommen sind, war sein Kansas, und die Seuche, die das Land entvölkert hat, war seine Seuche. Jedenfalls glaube ich das.«
»Aber vielleicht bleibt sie nicht dort«, sagte Susannah.
»Sie könnte reisen«, sagte Eddie.
»In unsere Welt«, sagte Jake.
Roland, der immer noch zu dem Grünen Palast zurückschaute, sagte: »In eure Welt oder jede andere.«
»Wer ist der Scharlachrote König?«, fragte Susannah unvermittelt.
»Susannah, das weiß ich nicht.«
Danach schwiegen sie und betrachteten Roland, der zu dem Palast sah, wo er einem falschen Zauberer und einer wahren Erinnerung begegnet war und dadurch irgendwie die Tür zurück in seine Welt geöffnet hatte.
Unsere Welt, dachte Eddie und legte einen Arm
Weitere Kostenlose Bücher