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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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zu gehen entsprach – zu ihm hinüber. Sie legte ihm einen Arm um die Schultern und zog mit der anderen seine Hände vom Gesicht. Zuerst wollte Roland es nicht zulassen, aber sie blieb hartnäckig, und schließlich ließ er die Hände – diese Mörderhände – sinken und zeigte ihr gequälte Augen, in denen Tränen schwammen.
    Susannah drückte sein Gesicht an ihre Schulter. »Ganz locker, Roland«, sagte sie. »Ganz locker, und lass es raus. Das ist jetzt vorbei. Du hast es überwunden.«
    »So etwas überwindet ein Mann nie«, sagte Roland. »Nein, ich glaube nicht. Niemals.«
    »Du hast sie nicht getötet«, sagte Eddie.
    »Das ist zu einfach.« Das Gesicht des Revolvermanns lag immer noch an Susannahs Schulter, aber seine Worte kamen deutlich. »Manche Verantwortung kann man nicht abstreifen. Manche Sünden kann man nicht abstreifen. Ja, Rhea war da – zumindest in gewisser Hinsicht –, aber ich kann nicht alle Schuld der vom Cöos geben, so gern ich es auch wollte.«
    »Sie war es auch nicht«, sagte Eddie. »Das habe ich nicht gemeint.«
    Roland hob den Kopf. »Was in drei Teufels Namen soll das jetzt wieder heißen?«
    »Ka«, sagte Eddie. »Ka wie der Wind.«
     
     
    3
     
    In ihrem Gepäck fanden sie Lebensmittel vor, die sie selbst nicht dort eingesteckt hatten – Kekse, auf deren Verpackung die kleinen Elfenfiguren des Gebäckherstellers Keebler abgebildet waren, in Zellophan verpackte Sandwiches, die aussahen wie diejenigen, die man (wenn man verzweifelt genug war) aus Automaten an Autobahnraststätten ziehen konnte, und eine Colamarke, die weder Eddie noch Susannah, noch Jake kannte. Sie schmeckte wie Coke und war in einer rot-weißen Dose, aber die Marke hieß Nozz-A-La.
    Sie nahmen eine Mahlzeit zu sich – das Wäldchen im Rücken und den fernen Zauberglanz des Grünen Palastes vor Augen – und bezeichneten sie als Mittagessen. Wenn es in einer Stunde oder so dunkel wird, können wir per Abstimmung ja immer noch ein Abendessen daraus machen, dachte Eddie, glaubte aber nicht, dass das erforderlich sein würde. Seine innere Uhr lief wieder, und dieser geheimnisvolle, aber für gewöhnlich akkurate Mechanismus sagte ihm, dass es früher Nachmittag sein musste.
    Einmal stand er auf, hob seine Cola und lächelte in eine unsichtbare Kamera. »Wenn ich in meinem neuen Takuro Spirit durch das Land Oz reise, trinke ich Nozz-A-La!«, verkündete er. »Es belebt mich ohne Völlegefühl! Es macht mich glücklich, ein Mensch zu sein! Es lässt mich Gott erkennen! Es verleiht mir das Aussehen eines Engels und die Eier eines Tigers! Wenn ich Nozz-A-La trinke, sage ich: ›Mann, bin ich froh, dass ich am Leben bin!‹ Ich sage…«
    »Setz dich, du Bumhug«, sagte Jake lachend.
    »Ug«, stimmte Oy zu. Er hatte die Schnauze auf Jakes Füßen liegen und betrachtete das Sandwich des Jungen mit großem Interesse.
    Eddie wollte sich gerade setzen, als ihm das seltsame Albinoblatt wieder ins Auge fiel. Das ist kein Blatt, dachte er und ging hin. Nein, kein Blatt, sondern ein Stück Papier. Er drehte es um und sah spaltenweise »bla bla« und »quassel quassel« und »alles ist dasselbe«. Für gewöhnlich waren Zeitungen auf der Rückseite nicht unbedruckt, aber Eddie war auch nicht sonderlich überrascht festzustellen, dass diese es doch war – die Tägliche Gerüchteküche von Oz war eben doch nur ein Requisit gewesen.
    Aber die leere Seite war keineswegs gänzlich leer. In fein säuberlichen Buchstaben stand folgende Nachricht darauf:
     

     
    Darunter befand sich eine kleine Zeichnung:
     

     
    Eddie nahm die Nachricht zu den anderen mit, die immer noch beim Essen waren. Alle lasen sie. Roland bekam sie als Letzter, strich nachdenklich mit den Daumen darüber, fühlte die Beschaffenheit des Papiers und gab Eddie den Zettel zurück.
    »R. F.«, sagte Eddie. »Der Mann, der Ticktack hat ticken lassen. Das ist von ihm, richtig?«
    »Ja. Er muss den Ticktackmann aus Lud herausgeholt haben.«
    »Klar«, sagte Jake düster. »Dieser Flagg hat ausgesehen, als würde er einen erstklassigen Bumhug erkennen, wenn er einen findet. Aber wie haben sie es geschafft, vor uns da zu sein? Was könnte schneller sein als Blaine der Mono, Himmel noch mal?«
    »Eine Tür«, sagte Eddie. »Vielleicht sind sie durch eine dieser besonderen Türen gekommen.«
    »Bingo«, sagte Susannah. Sie hielt eine Hand mit offener Handfläche hoch, und Eddie klatschte ab.
    »Wie auch immer, sein Vorschlag ist kein schlechter Rat«, sagte Roland.

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