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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Stimmt’s?«
    Susan nickte. Einmal, auf dem Heimweg von einer Tanzveranstaltung, hatte sie einen Jungen ganz kurz dessen Hand in ihre Bluse schieben lassen, na und? Sie war ehrbar. In mehr Weisen, als dieses garstige Geschöpf meinte.
    »Aber verlier dieses Stück Papier nicht. Es sei denn, du willst mich wiedersehen und die Sache noch einmal durchmachen.«
    Gott behüte mich allein vor dem Gedanken, dachte Susan, brachte es aber fertig, nicht sichtlich zu erschauern. Sie steckte das Blatt in ihre Tasche dorthin, wo zuvor der Beutel gewesen war.
    »Jetzt komm zur Tür, Mädchen.« Die Alte sah aus, als wollte sie Susan am Arm packen, doch dann schien sie es sich anders überlegt zu haben. Die beiden gingen Seite an Seite zur Tür und bemühten sich so sehr, einander nicht zu berühren, dass es schon linkisch aussah. Aber als sie da waren, ergriff Rhea doch Susans Arm. Dann zeigte sie mit der anderen Hand zu der strahlenden Silberscheibe, die über dem Gipfel des Cöos schwebte.
    »Der Kussmond«, sagte Rhea. »Es ist Mittsommer.«
    »O Aye.«
    »Sag Thorin, dass er dich nicht in seinem Bett – oder einem Heuhaufen, auf dem Boden der Waschküche oder sonst wo – nehmen soll, bevor der Dämonenmond voll am Himmel steht.«
    »Erst zur Erntezeit?« Das waren noch drei Monate – ihr kam es wie ein ganzes Leben vor. Susan versuchte, sich ihr Entzücken angesichts dieses Aufschubs nicht anmerken zu lassen. Sie hatte geglaubt, Thorin würde ihr bereits in der kommenden Nacht bei Mondaufgang die Jungfräulichkeit nehmen. Ihr entging nicht, wie er sie ständig ansah.
    Unterdessen sah Rhea zum Mond und schien zu rechnen. Sie griff mit der Hand nach Susans langem Zopf und streichelte ihn. Susan ertrug es, so gut sie konnte, und als sie schon glaubte, dass sie es nicht länger ertragen konnte, ließ Rhea auf einmal die Hand sinken und nickte. »Aye, nicht nur die Ernte, sondern das wahre fin de año – Jahrmarktsnacht, sag ihm das. Sag ihm, dass er dich nach dem Freudenfeuer haben kann. Hast du verstanden?«
    »Das wahre fin de año, aye.« Sie konnte ihre Freude kaum verbergen.
    »Wenn das Feuer im Green Heart niederbrennt und die letzten Männer mit den roten Händen Asche sind«, sagte Rhea. »Dann, und nicht vorher. Das musst du ihm sagen.«
    »Werde ich.«
    Sie streckte die Hand aus und strich ihr wieder über das Haar. Susan ertrug es. Nach derart guten Nachrichten, dachte sie, wäre es gemein gewesen, sich anders zu verhalten. »Die Zeit zwischen jetzt und Ernte wirst du nutzen, um zu meditieren und deine Kräfte zu sammeln, um den männlichen Nachkommen hervorzubringen, den sich der Bürgermeister wünscht… vielleicht auch nur, um an der Schräge entlangzureiten und die letzten Blumen deiner Mädchenschaft zu sammeln. Hast du verstanden?«
    »Aye.« Sie machte einen Hofknicks. »Danke-sai.«
    Rhea tat das als Schmeichelei ab. »Und kein Wort von dem, was sich zwischen uns abgespielt hat, vergiss das nicht. Geht keinen außer uns was an.«
    »Gewiss nicht. Sind wir jetzt fertig?«
    »Nun… vielleicht ist da noch eine winzige Sache…« Rhea lächelte, um zu zeigen, dass es wirklich eine Kleinigkeit war, dann hob sie die linke Hand mit drei zusammengepressten und einem abgespreizten Finger vor Susans Augen. In der Gabel dazwischen schimmerte ein silbernes Medaillon, das sie scheinbar aus dem Nichts herbeigezaubert hatte. Das Mädchen richtete den Blick sofort darauf. Das heißt, bis Rhea ein einziges kehliges Wort sprach.
    Dann schlossen sich Susans Augen.
     
     
    5
     
    Rhea betrachtete das Mädchen, das schlafend im Mondschein auf ihrer Veranda stand. Als sie das Medaillon wieder in ihrem Ärmel verstaute (ihre Finger waren alt und gichtig, aber falls erforderlich konnten sie sich noch behände bewegen, aye), verschwand der nüchterne Ausdruck von ihrem Gesicht und wich einer verkniffenen Fratze blinder Wut. Du wolltest mich ins Feuer treten, was, du Trulla? Zu Thorin petzen gehen? Aber ihre Drohungen und ihre Anmaßung waren nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war der Ausdruck des Ekels auf ihrem Gesicht gewesen, als sie vor Rheas Berührung zurückgezuckt war.
    Sie war also zu gut für Rhea! Und glaubte zweifellos auch, dass sie zu gut für Thorin war, sie mit ihren sechzehn Jahren und dem feinen blonden Haar, das von ihrem Kopf herabhing; Haar, in dem Thorin zweifellos in seinen Träumen die Hände vergrub, während er weiter unten grub und stieß und pflügte.
    Sie konnte dem Mädchen nicht wehtun, so sehr

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