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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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und…«
    »Sei still und steh auf, bevor ich dich ins Feuer trete, unnatürliches Ding.«
    Die alte Frau fletschte ihre wenigen verbliebenen Zähne wie ein Hund, und Susan wurde klar, dass sie und das Hexenweib nun wieder genau da waren, wo sie angefangen hatten: drauf und dran, einander die Augen auszukratzen.
    »Wenn du auch nur einen Fuß gegen mich hebst, du unverschämte Fotze, wird das, was mein Haus verlässt, ohne Hände und Füße sein und blinden Auges.«
    »Ich zweifle nicht daran, dass du das könntest, aber es würde Thorin nicht gefallen«, sagte Susan. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich auf den Namen eines Mannes berufen, um Schutz zu suchen. Als ihr das klar wurde, schämte sie sich… und kam sich irgendwie klein vor. Sie wusste nicht, woran das liegen mochte, zumal sie eingewilligt hatte, in seinem Bett zu schlafen und sein Kind auszutragen, aber es war so.
    Die alte Frau sah sie an, und ihr runzliges Gesicht arbeitete, bis es sich zur Parodie eines Lächelns arrangierte, das schlimmer war als die höhnische Grimasse. Rhea stand schnaufend auf, indem sie sich an der Armlehne ihres Stuhls festhielt. Währenddessen begann Susan sich rasch anzuziehen.
    »Aye, es würde ihm nicht gefallen. Vielleicht weißt du es doch am besten, Mädchen; ich habe eine seltsame Nacht hinter mir, die Seiten von mir wachgerufen hat, welche lieber im Schlaf geblieben wären. Alles andere, was geschehen ist – betrachte es als Kompliment an deine Jugend und Reinheit… und auch deine Schönheit. Aye. Du bist ein schönes Ding, gar keine Frage. Dein Haar… wenn du es öffnest, und ich wollte, das wirst du für Thorin tun, wenn du ihm beiwohnst… es glänzt wie die Sonne, oder nicht?«
    Susan wollte der alten Vettel nicht den Mund verbieten, aber sie wollte diese heuchlerischen Komplimente auch nicht ermutigen. Zumal sie immer noch den Hass in Rheas Triefaugen sehen und die Berührung der alten Frau immer noch wie Käfer auf ihrer Haut kribbeln fühlen konnte. Sie sagte nichts, stieg nur in ihr Kleid, zog es über die Schultern und knöpfte die Vorderseite zu.
    Möglicherweise begriff Rhea, welche Richtung ihre Gedanken einschlugen, da das Lächeln von ihrem Gesicht verschwand, und ihr Verhalten wurde sachlich. Für Susan war das eine große Erleichterung.
    »Nun, vergiss es. Du hast die Prüfung deiner Ehrbarkeit bestanden; kannst dich anziehen und gehen. Aber bedenke, kein Wort von dem, was zwischen uns geschehen ist, zu Thorin! Worte zwischen Frauen müssen Männern nicht zu Ohren gebracht werden, schon gar nicht einem so großen Mann wie ihm.« Bei diesen Worten konnte Rhea ein zuckendes, höhnisches Grinsen jedoch nicht verbergen. Susan wusste nicht, ob die alte Frau sich dessen überhaupt bewusst war. »Sind wir uns einig?«
    Alles, was du willst, solange ich nur hier rauskomme und fortgehen kann.
    »Du erklärst, dass ich die Prüfung bestanden habe?«
    »Aye, Susan, Tochter des Patrick. Das tue ich. Aber nicht was ich sage ist wichtig. Nun… warte… irgendwo hier…«
    Sie kramte auf dem Kaminsims herum und schob gesprungene Untertassen mit Kerzenstummeln darauf beiseite, hob zuerst eine Petroleumlampe und dann eine Taschenlampe hoch, betrachtete einen Moment gebannt die Zeichnung eines Knaben und legte sie wieder weg.
    »Wo… wo… arrr… hier!«
    Sie nahm einen Block Papier mit rußigem Umschlag ( CITGO stand in uralten Goldbuchstaben darauf) und einen Bleistiftstummel zur Hand. Sie musste fast bis zum Ende des Blocks blättern, bis sie ein freies Blatt gefunden hatte. Darauf kritzelte sie etwas, dann riss sie das Blatt aus der Spiralbindung am oberen Ende des Blocks. Sie hielt Susan das Blatt hin, die es nahm und betrachtete. Dort stand ein Wort gekritzelt, das sie zuerst nicht verstand:
     

     
    Darunter befand sich ein Symbol:
     

     
    »Was ist das?«, fragte sie und zeigte auf die kleine Zeichnung.
    »Rhea, ihr Zeichen. In sechs Baronien bekannt, das ist es, und kann nicht kopiert werden. Zeig dieses Blatt deiner Tante. Dann Thorin. Wenn deine Tante es nehmen und Thorin selbst zeigen will – siehst du, ich kenne sie und ihre befehlshaberische Art –, dann sagst du Nein, Rhea sagt Nein, sie darf es nicht behalten.«
    »Und wenn Thorin es will?«
    Rhea zuckte gleichgültig die Achseln. »Lass es ihn behalten oder verbrennen oder sich den Hintern damit abwischen, mir ist es gleich. Und dir kann es auch egal sein, du hast doch die ganze Zeit über gewusst, dass du ehrbar ist, das hast du.

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