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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Ballonreifen mit tiefem Geländeprofil. Alle Bedienungseinrichtungen waren am Lenker angeordnet. Und auf dem rudimentären Instrumentenbrett lehnte eine Spielkarte. Roland wusste, welche Karte das war, noch bevor Eddie sie zwischen zwei Fingern aufnahm und umdrehte. Das Blatt zeigte eine Frau, die mit einem Tuch über dem Kopf an einem Spinnrad saß: die Herrin der Schatten.
    »Sieht so aus, als hätte unser Freund Ted dir eine Karre dagelassen, Schatz«, sagte Eddie.
    Susannah war hastig herangekrochen. Jetzt warf sie die Arme nach oben. »Heb mich rauf! Heb mich rauf, Eddie!«
    Das tat er, und als Susannah im Sattel saß – statt Zügeln aber die Lenkergriffe gepackt hielt –, schien das Fahrzeug wie für sie gemacht zu sein. Mit dem Daumen betätigte sie den roten Anlassknopf, worauf der Motor zum Leben erwachte und kaum hörbar vor sich hin lief. Elektrisch, nicht benzingetrieben, davon war Eddie überzeugt. Wie ein Golfkarren, aber bestimmt viel schneller.
    Susannah wandte sich ihren Gefährten zu und lächelte strahlend. Sie tätschelte die dunkelbraune Verkleidung des Dreirads. »Ab sofort bin ich Missus Zentaur für euch! Nach so einem Ding habe ich mein Leben lang gesucht, ohne es überhaupt zu wissen.«
    Niemand bemerkte den verzweifelten Ausdruck auf Rolands Gesicht. Damit niemand ihn sehen konnte, bückte er sich, um die Spielkarte aufzuheben, die Eddie hatte fallen lassen.
    Ja, sie war es wirklich – die Herrin der Schatten. Unter ihrem Kopftuch schien sie verschmitzt zu lächeln und zu schluchzen, beides gleichzeitig. Als Roland diese Karte zuletzt gesehen hatte, hatte sie ein Mann, der sich manchmal Walter, manchmal aber auch Flagg nannte, in der Hand gehalten.
    Du hast keine Ahnung, wie nahe du dem Turm jetzt bist, hatte er gesagt. Über deinem Kopf kreisen Welten.
    Und jetzt erkannte er das Gefühl, das sich zwischen sie eingeschlichen hatte, als das, was es fast sicher war: nicht Sorge oder Erschöpfung, sondern Ka-Shume. Dieser mit Wehmut befrachtete Ausdruck ließ sich nicht genau übersetzen, aber er bedeutete, dass man einen bevorstehenden Bruch im eigenen Ka-Tet spürte.
    Walter o’ Dim, sein alter Erzfeind, war tot. Das hatte Roland beim Anblick des Gesichts der Herrin der Schatten sofort gewusst. Bald würde auch einer aus seiner Schar sterben, wahrscheinlich in der bevorstehenden Schlacht zur Entmachtung im Devar-Toi. Und wieder einmal würde die Waagschale, die sich vorübergehend zu ihren Gunsten geneigt hatte, ins Gleichgewicht kommen.
    Nicht ein einziges Mal kam Roland der Gedanke, er könnte derjenige sein, der dem Tod geweiht war.
     
     
    2
     
    An dem Gefährt, das Eddie sofort »Suzies Dreirad-Cruiser« taufte, waren drei Firmenschilder angebracht. Eines von Honda; eines von Takuro (wie auf dem vor Ausbruch der Supergrippe so beliebten Importwagen Takuro Spirit); das dritte stammte von North Central Positronics. Es gab auch noch ein viertes Schild: U.S. ARMY, wie in EIGENTUM DER.
    Susannah wäre am liebsten nicht mehr abgestiegen, aber schließlich tat sie es doch. Hier gab es weiß Gott noch viel zu sehen; die Höhle war eine wahre Schatzkammer. Ihr sich verengender Schlauch war mit Lebensmitteln (vor allem gefriergetrocknetem Zeug, das wahrscheinlich nicht so gut wie Nigels Futter schmecken, sie aber wenigstens ernähren würde), Wasserflaschen, Getränkedosen (reichlich Cola und Nozz-A-La, aber nichts Alkoholhaltiges) und dem versprochenen Propanofen angefüllt. Und dazu kamen Kisten mit Waffen und Munition. Einige davon, aber bei weitem nicht alle, waren mit U.S. ARMY gekennzeichnet.
    Jetzt traten ihre elementarsten Fähigkeiten zutage: der wahre Grundstock, wie Cort vielleicht gesagt hätte. Diese Talente und Intuitionen hätten für den größten Teil ihres Lebens brachliegen oder sich nur so lange regen können, um sie gelegentlich in Schwierigkeiten zu bringen, wenn Roland sie nicht bewusst geweckt … sie gefördert … und dann ihre Zähne tödlich spitz zugefeilt hätte.
    Sie sprachen kaum ein Wort miteinander, als Roland ein breites Brecheisen aus seiner Tasche holte und damit die Kistendeckel aufstemmte. Susannah hatte das Geländedreirad vergessen, auf das sie ihr ganzes Leben lang gewartet hatte; Eddie vergaß, Witze zu reißen; Roland vergaß seine schlimmen Vorahnungen. Sie wurden von den für sie zurückgelassenen Waffen in Anspruch genommen, und es gab kein Fabrikat, das sie nicht sofort oder wenigstens nach kurzer Beschäftigung damit in seiner Funktion

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