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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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abends, eine Stunde nach dem Ausschalten der künstlichen Sonne, würden hier dreiunddreißig frische Brecher einziehen. Und es gab einen Kerl – nur diesen einzigen –, der, ganz wie es ihm passte, kam und ging. Ein Kerl, der sich unter dem Zaun davongemacht hatte und dafür nicht einmal bestraft worden war … außer natürlich, dass er hierher zurückgebracht worden war, was für diesen Mann Strafe genug war.
    Als ob der Gedanke ihn gerufen hätte, öffnete sich die Tür am Ende des Raums, und Ted Brautigan schlüpfte unauffällig herein. Er trug noch immer seine Tweedmütze. Daneeka Rostov sah von dem Puppenhaus auf und bedachte ihn mit einem Lächeln. Brautigan blinzelte ihr seinerseits zu. Pimli stieß Finli leicht an.
    Finli: (Ich sehe ihn)
    Aber sie sahen ihn nicht nur. Sie fühlten ihn. In dem Augenblick, in dem Brautigan den Raum betrat, spürten jene auf dem Balkon – und, was viel wichtiger war, diejenigen auf dem Parkett –, wie der Energiepegel stieg. Sie wussten noch immer nicht recht, was sie in Brautigan besaßen, und die Messgeräte halfen ihnen in diesem Punkt auch nicht weiter (der alte Fuchs hatte mehrere davon zum Durchbrennen gebracht, und das aus Absicht, da war sich Pimli ganz sicher). Falls es andere wie ihn gab, hatten die niederen Männer sie bei ihrer Jagd auf Talente nicht entdeckt; die Suche war inzwischen eingestellt worden, weil sie genügend Talente besaßen, um das Werk zu beenden. Etwas, was klar zu sein schien, war Brautigans Talent als Katalysator, als psychisch Begabter, der nicht nur selbst machtvoll war, sondern allein durch seine Nähe die Fähigkeiten anderer steigern konnte. Finlis Gedanken, die Sai Prentiss vor wenigen Augenblicken durchaus klar erschienen waren, leuchteten in seinem Kopf jetzt wie eine Neonreklame. Und, dessen war er sich sicher, das galt auch umgekehrt.
    Finli: (Er ist außergewöhnlich)
    Pimli: (Und unseres Wissens einzigartig         Hast du diese Sache gesehen)
    Bild: Augen, die größer und kleiner, größer und kleiner werden.
    Finli: (Ja         Weißt du woher das kommt)
    Pimli: (Keine Ahnung         Ist mir auch egal lieber Finli völlig egal Dieser alte)
    Bild: Ein alter Köter mit großen Kletten im verfilzten Fell, der auf drei Beinen einherhinkt.
    (hat seine Schuldigkeit schon fast getan         kann nun bald)
    Bild: eine Pistole, die Beretta eines Hume-Wächters, am Schädel des alten Köters.
    Zwei Etagen unter ihnen nahm der Gegenstand ihrer Unterhaltung sich eine Zeitung (die Zeitungen waren jetzt alle so alt wie Brautigan selbst, seit Jahren veraltet), setzte sich in einen ledernen Clubsessel, in dessen Tiefen er fast verschwand, und schien dann zu lesen.
    Pimli spürte, wie die psychische Kraft an ihnen vorbei und durch sie hindurch nach oben stieg, zum Oberlicht hinauf und auch durchs Glas, dann zu dem Balken, der unmittelbar über Algul hinwegführte, wie sie daran arbeitete, ihn zerspante und erodieren ließ und unaufhörlich gegen die Maserung rieb. Wie sie Löcher in die Magie fraß. Geduldig daran arbeitete, dem Bären das Augenlicht zu rauben. Den Panzer der Schildkröte zu knacken. Den Balken zu zerbrechen, der zwischen Shardik und Maturin verlief. Den Dunklen Turm zu kippen, der zwischen den beiden stand.
    Pimli wandte sich seinem Begleiter zu und war nicht überrascht, dass jetzt die ebenmäßigen kleinen Zähne in Finlis Wieselkopf zu sehen waren. Endlich lächelte er! Ebenso wenig überraschte ihn, dass er jetzt in dessen schwarzen Augen lesen konnte. Zumindest hier auf dem Balkon im zweiten Stock konnte er sehr wohl in ihnen lesen.
    Finli o’ Tego war mit sich selbst im Reinen. Seine Sorgen
    (hei-tei-tei-trullala)
    hatten sich verflüchtigt. Zumindest vorläufig.
    Pimli schickte Finli eine Serie von bunten Bildern: eine Champagnerflasche, die an einem Schiffsbug zerschellte; hunderte von flachen schwarzen Magisterhüten, die in die Luft geworfen wurden; eine Flagge, die auf dem Mount Everest eingerammt wurde; ein lachendes Brautpaar, das mit gesenktem Kopf in einem Schneesturm aus Reiskörnern aus einer Kirche flüchtete; ein Planet – die Erde –, der plötzlich in strahlendem Glanz leuchtete.
    Bilder, die alle das Gleiche ausdrückten.
    »Ja«, sagte Finli, und Pimli fragte sich, wie er jemals hatte glauben können, diese Augen ihm gegenüber seien unergründlich. »Ja, in der Tat. Erfolg am Ende des Tages.«
    Keiner der beiden sah in diesem Augenblick nach unten. Sonst hätten sie

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